Apple verklagt Samsung auf Milliarden

San Jose Direkt in der Nähe vom Unternehmenssitz von Apple hat gestern der spektakulärste und wohl wichtigste Prozess des US-Konzerns gegen den koreanischen Wettbewerber Samsung begonnen. Zehn Geschworene in der kalifornischen Stadt San Jose sollen darüber entscheiden, ob Apple bis zu 2,5 Milliarden Dollar dafür erhalten soll, dass Samsung Ideen der Amerikaner kopierte. Das Urteil wird die künftige Vorherrschaft im Smart-Phone-Markt mitbeeinflussen und ist Teil eines Kampfes um einen Markt von vielen hundert Milliarden Euro an Wert.

Hintergrund des Streits ist Samsungs äußerst erfolgreicher Versuch, den Aufstieg von Apple als führendem Anbieter von Smartphones und von Pad-Computern zu kontern. Dabei verweist Apple nicht ganz zu Unrecht darauf, dass die Galaxy–Geräte von Samsung Modellen von Apple stark ähneln. Indirekt richtet sich die Klage auch gegen Google, da der Konzern das Betriebssystem "Android" entwickelt hat, das Kern von Samsung-Geräten ist. Samsung erwidert dagegen mit der Behauptung, Apple habe wichtige Ideen für das iPhone von Sony kopiert und die Grundideen für ein Handy ähnlich zum iPhone und einen Pad-Computer habe man sowieso gehabt.

Beide Seiten ließen zu Prozessauftakt keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie um jeden Millimeter kämpfen werden. Mehr als 80 Anwälte vertreten die beiden Konzerne. Die Kosten für das Verfahren betragen angeblich mehrere hundert Millionen Euro.

Dabei ist das Urteil völlig offen. Einerseits wird Apple bei den Geschworenen der Heimvorteil nutzen – immerhin ist Apple der erfolgreichste Konzern der USA und der High-Tech-Region Silicon Valley südöstlich von San Francisco. Mehrere Gerichte weltweit wie auch das Düsseldorfer Landgericht bestätigten, dass Samsung Ideen von Apple zum großen Teil kopiert hat. Verkaufsverbote waren die Folge.

Andererseits haben auch einige Kammern in der Welt Klagen gegen Samsung-Geräte abgelehnt, weil es eben doch wichtige Unterschiede gibt. Bei ähnlichen Klagen haben US-Gerichte in der Vergangenheit häufig eine eher liberale Haltung gezeigt, weil eine zu rigide Haltung gegen Produktpiraterie den Wettbewerb blockieren kann.

Apple hatte das Verfahren mit einer Klage von April 2011 angestoßen. Damit der Prozess nicht völlig ausufert, hat Richterin Lucy Koh die Redezeit der Parteien auf jeweils 25 Stunden begrenzt und lässt jeweils nur 125 Beweisstücke zu. Dennoch wird erst Mitte August ein Urteil erwartet. Damit die Öffentlichkeit das Verfahren nachvollziehen kann, ließ sie viele Prozessdokumente online stellen. So lässt sich nachvollziehen, dasss Apple mit dutzenden Designideen für das iPhone gespielt hatte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort