Apple unter Druck

Der Verkauf der iPads läuft schlechter als erwartet und die Konkurrenz wird aggressiver. Nun provoziert der US-Konzern auch noch die Nutzer in Europa: Überraschend treibt er die Preise im App-Store und bei iTunes.

Cupertino/Düsseldorf Woran merkt man, dass ein Konzern ein Problem hat? Auch an der etwas holprigen Selbstdarstellung: Als Apple am Dienstag das Mini-iPad vorstellte, lobte der Konzern fast schon enthusiastisch, es habe ja ein vergleichbares Display wie der 2011 erstmals angebotene Tablet-Computer iPad 2. Apple-Fans konnten dies nur als Ironie verstehen: Der US-Konzern selbst hat immer wieder betont, nur Geräte mit dem 2012 eingeführten Retina-Display seien wirklich Spitze – beispielsweise das aktuelle iPad und das iPhone 5. Das iPad2 ist dagegen ein für 399 Euro angebotenes Auslaufmodell – schön zum Surfen, aber keine Avantgarde.

Tatsächlich zeigt Apple in diesen Tagen viele Schwächen. Zwischen Juli und September gingen mit 14 Millionen verkauften iPads weniger Tablet-Computer über die Ladentheke als im Quartal davor. Dies zeigen die in der Nacht zu Freitag veröffentlichten Zahlen. Der Gewinn im begonnenen Weihnachtsquartal wird wohl so niedrig sein wie seit vier Jahren nicht, räumte Finanzvorstand Peter Oppenheimer ein. Denn Apple muss immer mehr Geld ausgeben, um gegen die Konkurrenz standzuhalten.

Und gleichzeitig macht die Konkurrenz Punkte: Hauptkonkurrent Samsung aus Korea meldete gestern Rekordzahlen und verdoppelte den Quartalsgewinn auf 4,7 Milliarden Euro. Apple steigerte den Quartalsgewinn dagegen "nur" um 24 Prozent auf 6,3 Milliarden Euro. Das ist zwar immer noch eine sehr hohe Zahl, doch der Enthusiasmus an der Börse ist vorbei: Der Wert von Apple ging in den vergangenen Wochen um zehn Prozent runter.

Der Wettkampf gegen Google, Samsung und Amazon hinterlässt Spuren. Um sich von Google abzugrenzen, ließ Apple-Chef Tim Cook beim neuen Betriebssystem iOS 6 das Suchprogramm Google-Maps als vorinstallierte App tilgen. Doch dann offenbarte das Apple-eigene Kartensystem peinliche Fehler – ein Desaster.

Nun provoziert der Gigant auch noch Streit mit den Anbietern von kleinen Programmen ( Apps), Spielen und weiteren Inhalten. In einer Nacht- und Nebelaktion erhöhte er die Preisstaffeln, an denen sich Anbieter orientieren müssen.

"Apples Preis-Überfall schadet Kunden und Anbietern", teilten der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und des Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die nicht angekündigten deutlichen Preiserhöhungen von Apple für die Angebote im App-Store und im iTunes-Store würden sich "als inakzeptabler Eingriff in die Preishoheit der Verlage" auswirken, betonten die Verbände. Apple würde dem wachsenden Geschäft mit mobilen Inhalten schaden und sich "über die Kunden-Interessen hinwegsetzen." Diese Verletzung der Spielregeln werde Apple öffentliche Sympathiepunkte kosten, zeigen sich VDZ und BDZV überzeugt. Vor allem aber schade dieses Vorgehen dem aufgebauten Vertrauen zu Apple als Marktpartner.

Zum Glück gebe es vor diesem Hintergrund weitere interessante Geschäftspartner im App–Markt. Gemeint sind insbesondere Kooperationen mit Microsoft, Google und möglicherweise auch Mobilfunkern.

(RP)
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