Cupertino Apple-Rekordgewinn enttäuscht Börse – Aktie bricht ein

Cupertino · Der Konzern verlor gestern rund 40 Milliarden Euro an Wert. Denn der Gewinn pro Handy sinkt, und die Wettbewerber legen zu.

Trotz neuer Rekordzahlen stößt Apple offensichtlich an die Grenzen des eigenen Wachstums. Die Aktie des viele Jahre lang erfolgreichsten Konzerns der Welt brach gestern zeitweise um weitere zehn Prozent ein, nachdem Vorstandschef Tim Cook einen nur leicht gestiegenen Gewinn für das letzte Quartal 2012 gemeldet hatte und sich auch beim Ausblick vorsichtig gegeben hatte.

Der Wertverlust an der Börse betrug insgesamt rund 40 Milliarden Euro. Dabei muss man berücksichtigen, dass Apple bereits seit Oktober rund ein Drittel seines damaligen Börsenwertes verloren hatte – insgesamt büßte das US-Unternehmen rund 200 Milliarden Euro an Wert ein.

Tatsächlich hat Apple gestern zwar eine Reihe an Rekordzahlen gemeldet. Doch man merkt, dass das Geldverdienen schwerer wird. 47,8 Millionen iPhones verkaufte der US-Konzern von Oktober bis Ende Dezember – ein Jahr davor waren nur 37 Millionen verteilt worden. Knapp 23 Millionen iPads gingen an die Kunden – ein Jahr davor waren es 15,4 Millionen Flachcomputer gewesen. Doch obwohl der Umsatz um rund 17 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal auf etwa 54,5 Milliarden US-Dollar stieg, stagniert der Gewinn bei 13,1 Milliarden Dollar. Die sogenannte Bruttogewinnspanne von 44,7 Prozent des Umsatzes sank auf 38,6 Prozent.

Anders gerechnet: Während vor einem Jahr beim Verkauf eines 600 Euro teuren iPhones 170 Euro an Nettogewinn übrig blieben, sind es jetzt "nur" noch 144 Euro – steigende Werbeausgaben und teilweise Preisnachlässe gegenüber Großkunden lassen die Gewinne sinken. Und offensichtlich bringen die neuen Geräte wie das iPad-Mini auch weniger Gewinn als die früheren Renner.

Die größte Sorge bereitet aber weniger das aktuelle Geschäft als das Ausbleiben weiterer Produkthits. So verzichtete Cook dieses Mal darauf, die relativ günstige Settop-Box Apple TV als "Hobby" zu bezeichnen, sondern wiederholte, dass Fernsehen ein "Bereich von intensivem Interesse" sei. Es ist also völlig unklar, ob es irgendwann den erwarteten Apple-Fernseher geben wird. Apple will eigentlich ein Gerät auf den Markt bringen, erhält aber bisher nicht ausreichend Film-Rechte, um genügend exklusive Inhalte zu haben. Auch ein größeres iPhone ähnlich zum Samsung Galaxy S III wird es anscheinend nicht geben. "Wir haben uns viele Gedanken über die Bildschirm-Größe gemacht und glauben, dass wir die richtige gewählt haben", sagte Cook. Er dämpfte auch die Aussicht auf ein günstigeres iPhone-Modell. Cook verwies auf die älteren Modelle, die Apple immer günstiger verkaufe. Ob das ausreicht, um speziell in China oder Brasilien zu punkten? "Tim Cook war nicht sehr hilfreich", urteilte Apple-Analyst Gene Munster vom Geldhaus Piper-Jaffray.

(RP)
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