"Es ist erst der Beginn für das iPad." Apple kontert mit neuem iPad Air und iPad Mini

Düsseldorf · Erst brachte gestern Microsoft seine neuen Surface-Modelle in die Läden. Dann präsentierten Nokia und Apple neue Geräte. Die Nachfrage nach Tablets steigt rasant an. Doch für zwei der drei Hersteller könnte es zu spät sein.

Fast vier Jahre ist es her, dass Steve Jobs in San Fransisco auf der Bühne stand und sich fragte, ob es nicht eine Kategorie zwischen Smartphone und Laptop geben könnte. Ein Gerät, mit dem man komfortabler im Internet surfen, Fotos anschauen und spielen könnte. Ein Netbook sei nicht die Antwort, sagte der Apple-Gründer an diesem 27. Januar 2010: "Aber wir glauben, dass wir etwas gefunden haben. Wir nennen es: das iPad." Mehr als 170 Millionen Tablets hat Apple seitdem verkauft. Es war die letzte große Revolution auf dem Computermarkt, die der inzwischen verstorbene Jobs damals anstieß. Gestern präsentierte der aktuelle Apple-Chef Tim Cook die fünfte Generation des Tablets, das "iPad Air" und gleichzeitig eine neue Version des kleinen Bruders iPad Mini.

Das iPad Air ist deutlich dünner, leichter und leistungsstärker als sein Vorgänger und ab 1. November in Deutschland erhältlich. Es unterstützt den superschnellen Datenfunk LTE. Der Akku soll — genau wie beim neuen iPad Mini — zehn Stunden halten. Letzteres erhält erstmals wie das iPad ein extrem hochauflösenden Retina-Display. Bisher war die Auflösung bei den kleinen Apple-Tablets im Vergleich zu vielen Konkurrenzprodukten geringer. Doch gerade die Mini-Tablets werden, auch aufgrund ihres Preises, immer stärker nachgefragt.

Das trägt dazu bei, dass die Verkaufszahlen weiter rasant steigen. Der Marktforscher Gardner rechnet damit, dass der Tablet-Absatz in diesem Jahr um 53,4 Prozent auf 184 Millionen Geräte zulegen wird. Laut Branchenverband Bitkom werden allein in Deutschland in diesem Jahr rund acht Millionen Geräte verkauft (2012: fünf Millionen). Im Weihnachtsgeschäft werden Tablets zu den Verkaufsschlagern gehören, erwarten Experten.

Das neue Nokia-Tablet mit zehn Zoll-Bildschirm und schnellem LTE-Datenfunk wird jedoch bei den wenigsten Deutschen unter dem Weihnachtsbaum liegen. Zwar soll das Lumia 2520, das der Handy-Hersteller gestern in Abu Dhabi präsentierte, pünktlich zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen — zunächst jedoch nur in den USA, Großbritannien und dem Heimatland Finnland. Weitere Länder sollen 2014 folgen — dann jedoch unter dem neuen Eigentümer Microsoft. Die Amerikaner hatten die Gerätesparte von Nokia zuletzt übernommen und hätte mit dem Surface und dem Lumia 2520 damit gleich zwei Modellreihen auf dem Markt, die iPads und Tablets mit Googles Android-Betriebssystem Konkurrenz machen können.

Ob die Aufholjagd gelingt, ist jedoch mehr als fragwürdig. Genau wie Microsoft hat Nokia den Smartphone- und Tablet-Boom zunächst verschlafen. Apple brachte sein erstes iPad bereits vor dreieinhalb Jahren auf den Markt. Bei der rasanten Entwicklung in der Hightech-Branche sind das gefühlte Ewigkeiten. Zwar haben die Kalifornier seitdem massiv Marktanteile an Android-Geräte verloren, kommen aber immer noch auf einen Anteil von 32,5 Prozent am Gesamtmarkt. Für Android-Geräte von Herstellern wie Samsung errechneten die Marktforscher von IDC einen Anteil von 62,6 Prozent. Microsoft kommt nur auf 4,5 Prozent.

In Kritiken bekommen die Microsoft-Geräte zwar Lob von Experten, am Markt sind sie bislang allerdings durchgefallen. Das liegt einerseits am App-Angebot, das bei Microsoft viel kleiner ist als bei Apple und Google. Andererseits sind jedoch auch die Preise für Microsofts neues "Surface 2" und das "Surface Pro 2", die seit gestern verkauft werden, vergleichsweise hoch. Die günstigste Variante des Surface 2 kostet mit einem Speicher von 32 Gigabyte 429 Euro, der Preis für das Surface Pro 2 liegt, je nach Ausstattung, sogar zwischen 879 und 1779 Euro. Zum Vergleich: Das neue iPad Air gibt es als 16 Gigabyte-Variante für 479 Euro, das iPad Mini mit Retina-Display für 389 Euro. Der Erfolg dürfte daher anhalten. Für Apple-Chef Cook ist jedenfalls klar: "Es ist erst der Beginn für das iPad."

(RP)
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