Apple Keynote 2024 Was das neue iPhone alles kann

Cupertino · Die neue Generation der iPhones soll Kunden mit KI zum Kauf verführen, aber tatsächlich werden viele Funktionen hierzulande noch nicht freigeschaltet. Siri wird schlauer – und die Kopfhörer erhalten eine neue Funktion.

Apple iPhone-Keynote 2024: So sieht das neue iPhone 16 aus
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So sieht das neue iPhone 16 aus

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Foto: dpa/Andrej Sokolow

Apple setzt bei der Weiterentwicklung seiner Geräte auf Künstliche Intelligenz (KI), noch schnellere Rechenchips als bisher, weniger Akkuverbrauch sowie Anwendungen rund um Gesundheitsthemen. Dies zeigte sich bei der Präsentation der neuen Gerätegeneration iPhone 16, Apple Watch 10 und der neuen Airpod-Kopfhörer am Montag. Wir stellen die wichtigsten Innovationen vor.

Die Airpods werden auch Hörgeräte

Am überraschendsten ist sicher, dass der Mini-Kopfhörer Airpod Pro 2, der in Deutschland 279 Euro kostet, nun auch als Hörgerät vermarktet werden soll, was Kunden im Vergleich zu bisherigen Hörgeräten Hunderte Euro sparen könnte. Apple erklärte, die US-Gesundheitsbehörde FDA und andere Behörden würden die Hörgerätfunktion bereits prüfen, das Gerät soll dann rezeptfrei Personen mit „leicht bis mäßig einge­schränktem Hörvermögen“ helfen und in rund 100 Ländern inklusive Deutschland zugelassen werden.

In Deutschland wird eine spannende Frage sein, ob Krankenkassen Zuschüsse geben. Die bisherigen Anbieter machen aktuell gute Geschäfte mit Hörgeräten in immer mehr Filialen.

Basis des Angebotes von Apple ist, dass der Konzern die Airpods auf sehr kleinem Platz mit exzellenter Computertechnik ausgestattet hat, unter anderem für das Abdämmen störender Geräusche, und nun eben für das gezielte Herausfiltern von gesprochenen Informationen aus einer Lärmkulisse. Die Airpods Pro untersuchen das Hörvermögen des Nutzers mit einem digitalen Hörtest, basierend auf zehntausenden Kundenprofilen. Anhand des persönlichen Profils werden dann künftig Geräusche in Echtzeit verstärkt und ins Ohr übertragen.

Das iPhone 16 als KI-Gadget

Wie bereits im Frühjahr angekündigt, ist die neue iPhone-Generation stark auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz eingestellt, genannt Apple Intelligence. Das überarbeitete Betriebssystem iOS 18, das ab 16. September geladen werden kann, ist Zentrum dieser KI-Strategie. Von den bisherigen Geräten ist jedoch nur das iPhone 15 Pro leistungsstark genug für Apple-Intelligence. Die neuen Geräte haben deutlich leistungsstärkere Rechenchips, um die neuen Funktionen zu ermöglichen, wobei die Akkulaufzeit trotzdem nicht sinken soll.

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Foto: Pexels / Nerosable

Die Apple-KI bietet Zusammenfassungen von E-Mails als Vorschau und ordnet Benachrichtigungen nach Wichtigkeit. Fotodateien können viel genauer durchsucht werden, es reicht angeblich, ein Event mit einigen Worten zu beschreiben, mögliche Motive werden dann gezeigt. Störende Teile eines Fotos können besser herausgelöscht werden. Aus wenigen Notizen formuliert das Gerät ganze Briefe. Wenn ein Freund in einer Nachricht von einem Musikstück berichtet, kann man dies direkt aufrufen und hören.

Hallo Siri – jetzt etwas schlauer

Die neue Version des schon 2011 gestarteten Sprachassistenten Siri soll deutlich mehr Informationen verwerten und verstehen können als bisher. Siri soll auf persönliche Mails, gespeicherte Nachrichten und andere Daten des Nutzers zugreifen. Die Planung von Terminen kann so deutlich erleichtert werden.

Viele der KI-Funktionen können Nutzer in der EU vorerst allerdings noch nicht aufrufen. Apple hält sie unter anderem noch zurück, weil die strenge Abschottung des Apple-Systems eventuell den Wettbewerbsvorgaben der EU widerspricht. Tatsache ist, dass Apple sich zwar beim Datenschutz besondere Mühe gibt, aber auch beim Versuch, die Nutzer in einem deutlich weniger offenen System als beim Betriebssystem Android (von Google) einzuhegen. Außerdem ist der Konzern bei der Entwicklung von Apple Intelligence noch nicht ganz so weit wie erhofft: Viele Funktionen sind selbst in Englisch erst im Herbst aufrufbar, Chinesisch, Französisch oder Spanisch kommen erst nächstes Jahr, für Deutsch gibt es noch kein Datum.

Extra-Bedienknopf für Kamera

Während die neue iPhone-Reihe rein äußerlich ihren Vorgängern ähnelt, wenn man von einer anderen Anordnung der Kameras absieht, fällt eine neue Bedienoberfläche am Geräterand auf. Nutzer können auf dem kleinen Feld per Fingerstrich den Zoom einstellen, sie können so auch die Farbfilter ändern und den Auslöser durch Fingerdruck betätigen. Ganz neu ist die Knopfidee nicht, Sony bestückt einige Handys mit solchen Auslösern.

Die Funktionen werden von KI unterstützt, Nutzer können auch ein Konzertplakat, ein Restaurant oder ein Fahrradmodell in der Nähe fotografieren, um per KI dann weitere Infos dazu zu erhalten. Die Geräte werden etwa durch eine neue Ultra-Weitwinkelkamera zum Teil weiter aufgerüstet, um mit der Konkurrenz mithalten zu können.

Apple-Watch signalisiert Schlaf-Apnoe

Der US-Konzern vermarktet die digitale Uhr Apple-Watch schon länger als Tool, um beispielsweise Blutsauerstoffsättigung, Herzfrequenz und Schlafdauer zu messen. Bei der Apple-Watch Series 10 werden nun mit einem Bewegungssensor Atemstörungen während des Schlafs registriert, die Daten können gesammelt werden und dem Arzt mitgebracht werden. Schätzungsweise rund eine Milliarde Menschen könne von solchen Diagnosen profitieren, schätzt Apple. Keine Uhr wird global mehr verkauft als die Apple-Watch mit mehr als 100 Millionen Nutzern bisher. Per Software-Update soll es die neue Funktion auch in der Series 9 und Ultra 2 geben.

Ankurbeln des Gebrauchtmarktes

Es fällt auf, dass Apple während der Präsentation der neuen Geräte auch dafür wirbt, alte Hardware in Zahlung zu geben. Da die neuen iPhones in Deutschland erst ab 949 Euro für das iPhone 16 mit 128 GB und erst ab 1499 Euro für das einfachste Top-Gerät iPhone 16 Plus Max kosten, ist dieser Hinweis wohl nötig, um die Kauflust etwas anzuheizen. Branchenexpertin Carolina Milanesi von der Analysefirma Creative Strategies zeigt sich jedenfalls überzeugt, dass es dem Konzern darum gehe, möglichst viele Nutzer zum Wechsel auf neue iPhones zu bewegen, die für Apple Intelligence bereit sind.

Dass Apple neue iPhones an einem Montag vorstellt, ist eher ungewöhnlich - der Konzern geht damit aber gleich zwei anderen Ereignissen aus dem Weg. Am Dienstag dürfte im Heimatmarkt die erste TV-Debatte der Präsidentschaftsanwärter Kamala Harris und Donald Trump allergrößte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und in Europa verkündet der Europäische Gerichtshof (EuGH) seine Entscheidung zum Beihilfestreit zwischen Apple und der EU-Kommission über mögliche Steuernachzahlungen in Milliardenhöhe für Apple. Die Europazentrale des US-Technologieriesen ist in Irland. 2016 hatte die EU-Kommission festgestellt, dass Irland Apple unrechtmäßige Steuervergünstigungen von bis zu 13 Milliarden Euro gewährt habe (Az. C-465/20 P). Irland sollte deswegen die entgangenen Steuern plus Zinsen zurückfordern. Diesen Beschluss kassierte das EU-Gericht in erster Instanz jedoch 2020. Daraufhin wandte sich die Kommission an den EuGH als nächsthöhere Instanz.

Außerdem will der Rivale Huawei nur wenige Stunden nach dem iPhone-Event eigene Neuheiten vorstellen. Erwartet wird vor allem ein Smartphone, dessen Display sich an zwei Seiten auffalten lässt. Huawei war einst die Nummer zwei im weltweiten Mobilfunk-Markt - bis US-Sanktionen den chinesischen Konzern international in die Bedeutungslosigkeit schickten. In China ist Huawei derweil weiterhin stark.

(mit dpa)