Das Handy als Lebensretter iPhones sollen Senioren vor Stürzen schützen

Cupertino/Düsseldorf · Mit dem neuen Betriebssystem von Apple sollen Bewegungen von Menschen analysiert werden, um Unfälle zu verhindern. Ein Unternehmensberater will dies für seinen Vater nutzen. Apple setzt gleichzeitig auf Videochats und mehr Datenschutz.

 Apple-Chef Tim Cook bei der Entwicklerkonferenz bei San Francisco

Apple-Chef Tim Cook bei der Entwicklerkonferenz bei San Francisco

Foto: dpa/Apple

Apple setzt künftig auf eine stärkere Integration der firmeneigenen Endgeräte wie iPhone, iPad oder Mac. Zudem soll der Fokus stärker auf Datenschutz liegen – auch um sich noch mehr von Facebook abzugrenzen. Den Nutzern soll eine intensive Kontrolle der eigenen Gesundheit ermöglicht werden, vor allem mithilfe des iPhones. Das waren die Schwerpunkte der Apple-Präsentation bei der internationalen Entwicklerkonferenz WWDC.

Fitnesscheck Mit dem kommenden Betriebssystem iOS 15, das ab Herbst erhältlich sein soll, können Nutzer besser als bisher ihre Gesundheit kontinuierlich überwachen und wichtige Daten mit Freunden, aber auch mit ihrem Arzt teilen. Die Gesundheitsapp Health kann mit iPhones ab der Version 8 messen, wie stabil ein Mensch geht, um speziell bei älteren Menschen ein Sturzrisiko zu erkennen. Sensoren erfassen, wie sich der betreffende Mensch bewegt. Diese Daten wiederum werden mit den Ergebnissen einer Studie mit über 100.000 Teilnehmern abgeglichen, bei denen gespeichert wurde, welche Bewegungsmuster typisch für Menschen sind, die gerade im Alter manchmal das Gleichgewicht verlieren. Apple will den Kunden dann Übungen empfehlen, die – vom Smartphone angeleitet und überwacht – helfen, Kraft und Gleichgewichtsinn zu verbessern.

Die App fügt mithilfe der Apple Watch Trendanalysen für 20 Arten von Daten hinzu, sodass die Nutzer einfach erkennen können, wie sich ihre Gesundheit entwickelt: vom Ruhepuls über ihren Schlaf bis hin zur Ausdauer. Diese Daten können die Nutzer auch mit anderen teilen, was besonders dabei helfen soll, pflegebedürftige Mitmenschen stärker zu unterstützen. „Viele Menschen auf der ganzen Welt betreuen eine andere Person, und wir möchten ihnen dabei einen vertrauenswürdigen Partner zur Seite stellen, ohne Sicherheit und Datenschutz zu beeinträchtigen“, sagte Jeff Williams, Chief Operating Officer von Apple.

Auf Nachfrage erklärt der Konzern, dass der Austausch von Gesundheitsdaten auch in Deutschland möglich sein werde: „Die Daten werden bei der Übertragung und auf den Geräten der Anwender verschlüsselt“, so ein Sprecher. „Das ist schon ein interessantes Projekt“, sagt Holger Neinhaus, Vorstand der Düsseldorfer Unternehmensberatung SMP AG: „Mit diesen Neuerungen ist für mich völlig klar, dass mein Vater spätestens zum Geburtstag eine iWatch bekommt.“

Privatsphäre Mit einer Vielzahl von Maßnahmen baut Apple den Datenschutz weiter aus. „Damit wollen sie sich stärker von Facebook abgrenzen und greifen einen gesellschaftlichen Trend auf“, erklärt Neinhaus. Konkret soll der Apple-Browser Safari seine eigene technische Adresse im Internet verschleiern können. Die Spracherkennung von Siri kann komplett auf dem Endgerät statt auf Apple-Servern laufen, um Zeit zu sparen und die Anonymität des Nutzers zu erhöhen. Bei der neuen Funktion „Hide my Mail“ können Kunden des Speicherdienstes iCloud zufällige Mail-Adressen erstellen lassen, die sie nur kurzfristig nutzen, um sich unerkannt für einen Service anzumelden. Allerdings schaltet Apple diese Funktion anscheinend in einer Reihe von autoritären Staaten wie China oder Belarus nicht frei, weil die dortigen Diktaturen sonst wohl Apple-Geräte nicht zulassen würden.

Kommunikation Den Video-Chat-Dienst Facetime baut Apple nach dem Boom von Konferenzprogrammen wie Zoom oder Microsoft Teams massiv aus. Das ist ebenfalls als Angriff auf Facebook zu sehen. Denn ganz im Stil der neuen Echtzeit-Generation erlaubt Facetime künftig, Filme oder andere Bildschirminhalte mit Freunden oder Verwandten gemeinsam zu sehen, obwohl jeder sich zu Hause aufhält. So könnten etwa Paare den gemeinsamen Urlaub planen, obwohl sie an verschiedenen Orten sind.

Als Erweiterung von Facetime sollen sich künftig auch Nutzer von Android-Smartphones wie beispielsweise von Samsung oder von Windows-Computern in Facetime-Videochats einwählen können. Der Apple-Nutzer lädt die anderen Teilnehmer dann über einen Link in die virtuelle Konferenz ein – seit Beginn der Corona-Pandemie sind vergleichbare Rituale bei vielen Menschen im Homeoffice gängige Praxis.

Digitaler Ausweis Die Karten-App Wallet für Zahlungs- und Bonuskarten kann künftig auch Hotelschlüssel oder digitale Wohnungsschlüssel enthalten. In den USA sollen sich sogar Ausweise und Führerscheine dort fälschungssicher einspeichern lassen, hierzulande ist das noch Zukunftsmusik.

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