Studie prognostiziert fünf Millionen Pflegebedürftige Bis 2030 werden mindestens 130.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt

Berlin · In Deutschland werden bis zum Jahr 2030 einer Studie zufolge mindestens 130.000 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird bis dahin auf fünf Millionen angewachsen sein.

AOK-Studie: Bis 2030 werden 130.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt
Foto: dpa/Marijan Murat

Betreuen heute hochgerechnet auf Vollzeitstellen knapp 590.000 Pflegekräfte die gesetzlich versicherten Pflegebedürftigen, werden in gut zehn Jahren bereits fast 720.000 Kräfte in der Langzeitpflege nötig sein, wie aus einer am Montag veröffentlichten Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) hervorgeht.

Bis 2050 steigt der Bedarf demnach auf dann knapp 966.000 Pflegekräfte. Schon heute gibt es aber erhebliche Lücken beim Pflegepersonal.

Wie sich der Bedarf tatsächlich gestaltet, ist nicht genau vorhersagbar. So entwickelt sich die Zahl der Pflegebedürftigen regelmäßig deutlich schneller, als sich allein aufgrund der Alterung der Bevölkerung ergibt. Auch die von der Bundesregierung angekündigten Regelungen zur verbesserten Personalbesetzung in Pflegeheimen sind in der Wido-Prognose noch nicht berücksichtigt.

Dem Pflege-Report zufolge waren 2017 insgesamt 3,32 Millionen und damit 4,6 Prozent der gesetzlich Versicherten auf Pflege angewiesen. Nach den Prognosen wird ihre Zahl bis 2030 auf 3,92 Millionen (5,5 Prozent) und bis 2050 auf 5,09 Millionen (7,4 Prozent) steigen.

Die Entwicklung ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. 2017 reichte die Spanne des pflegebedürftigen Bevölkerungsanteils von 3,5 Prozent in Bayern bis 6,7 Prozent in Brandenburg. Für 2050 prognostiziert der Report Anteile zwischen 5,5 Prozent in Hamburg und 11,1 Prozent in Brandenburg.

Neben der Verbesserung bei der Bezahlung und Ausbildung in der Pflege ist den Experten zufolge auch eine Reform der künftigen Pflegefinanzierung notwendig. So seien die Ausgaben der sozialen Pflegeversicherung in nur sechs Jahren von 23 Milliarden Euro im Jahr 2012 auf 40 Milliarden Euro in 2018 gestiegen. Bis 2022 ist nach der Wido-Prognose eine weitere Erhöhung auf rund 50 Milliarden Euro zu erwarten.

Zugleich würden im heutigen Teilleistungssystem der Pflege alle Kosten für bessere Arbeitsbedingungen direkt an die Pflegebedürftigen durchgereicht, so dass deren Eigenanteile weiter steigen würden. Aktuelle Auswertungen des AOK-Pflegeheimnavigators zeigen demnach, dass sie heute im Schnitt für die stationäre Pflege im Heim rund 740 Euro aus eigener Tasche zahlen müssen. Zuzüglich der Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie Investitionskosten summiere sich der Eigenanteil auf 1900 Euro.

(felt/AFP)
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