Ersparnis voraussichtlich eine Milliarde Euro AOK startet bislang größte Arznei-Rabatt-Aktion

Berlin · In diesem Jahr spart die AOK voraussichtlich erstmals eine Milliarde Euro durch Arzneimittel-Rabatte ein.

Für die Patienten bedeuten neue Arzneimittel-Rabattverträge oftmals Verunsicherung und Ärger. Für die Krankenkassen sind sie mittlerweile eine bewährte Methode, die Kosten im Gesundheitswesen im Zaum zu halten. Die AOK will diese Erfolgsgeschichte fortsetzen und schreibt nun das bislang größte Paket an Wirkstoffen neu aus.

Bei den über 100 Präparaten, für die Pharmahersteller neue Angebote machen sollen, handelt es sich ausschließlich um Generika, also Nachahmer-Präparate. Sie können ohnehin schon preiswerter hergestellt werden, da der Patentschutz der Originale ausgelaufen ist. Zu den großen Herstellern zählen beispielsweise Ratiopharm und Hexal.

Insgesamt sparen die gesetzlichen Krankenkassen durch Rabattverträge mit der Pharmaindustrie rund 2,1 Milliarden Euro pro Jahr ein. Allein die AOK rechnet in diesem Jahr mit Einsparungen von einer Milliarde Euro. Im vergangenen Jahr waren es 950 Millionen Euro. Die Verträge werden jeweils für zwei Jahre ausgeschrieben. Die neuen Konditionen für die AOK sollen ab dem 1. April 2014 gelten.

Die Rabattverträge führen dazu, dass ein Barmer- und ein AOK-Versicherter, denen einen Arzt beispielsweise gegen Sodbrennen den gleichen Wirkstoff verschreibt, in der Apotheke unterschiedliche Präparate ausgehändigt bekommen. Denn die Kassen oder die Kassenverbände schreiben die Verträge jeweils für sich aus.

Während die Versicherten durch einen geringeren Beitragssatz von den Rabatt-Verträgen profitieren, bedeuten sie im Kranken-Alltag oft auch Ärger. Vor allem ältere Menschen kommen mit den alle zwei Jahre wechselnden Packungen und gelegentlich auch neuen Dosierungen nicht zurecht. Zumal auch die Beipackzettel wechseln. In Einzelfällen ist es auch schon vorgekommen, dass der Arzt zwar weiterhin den gleichen Wirkstoff verschreibt, dieser laut Beipackzettel aber gar nicht gegen die Krankheit des Patienten wirkt. Dies wiederum liegt daran, dass nicht alle Hersteller auch die Zulassung für alle Krankheitsbilder beantragen.

"Kein Mensch weiß, welche Auswirkungen die Rabattverträge wirklich haben, wie häufig Patienten ihre Arzneien nicht oder falsch einnehmen und wie viele Krankenhauseinweisungen es deshalb gibt", sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Versicherte und Patienten, Arnim Candidus. Dazu gebe es leider keine Studien, betonte er.

Auch für Ärzte und Apotheker bedeuten die Rabattverträge Mehraufwand. Sie müssen mehr erklären. Und die Apotheker müssen je nach Kasse die Arzneien herausfischen. Immer wieder kriegen auch Hersteller den Zuschlag, die aber nicht ab Stichtag die erforderlichen Mengen liefern können. Dann müssen wiederum alternative Präparate gesucht werden.

(qua)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort