Anfang der Krise: Vor drei Jahren brach Lehman zusammen

New York (rtr/rky) Vor genau drei Jahren machte die größte Pleite der Weltgeschichte endgültig klar, wie schlimm die Finanzkrise noch werden sollte: Damals beantragte die Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz und der schlimmste Absturz der Weltwirtschaft nach dem Weltkrieg begann.

Die US-Regierung hatte Lehman trotz Warnungen zusammenbrechen lassen, um ein Exempel gegen eine spekulative Großbank auszuüben – dass in seiner Folge hunderte Banken sich tagelang aus Misstrauen kein Geld mehr liehen, war nicht bedacht worden. Am Ende musste die deutsche Bundesregierung eine öffentliche Absicherung aller Sparguthaben aussprechen, um Panik der Privatanleger zu vermeiden. Weltweit brachen Börsen und Geschäfte ein, weil das Finanzsystem wackelte, gigantische Konjunkturprogramme liefen an, um die Weltwirtschaft wieder in Trab zu bringen – auch ein Grund für die jetzige Überschuldung der Staaten.

Heute warten Gläubiger von Lehman noch immer auf ihr Geld, viele Fragen bleiben ungeklärt. Lehmans Chefanwalt Harvey Miller, der die Bank gegen ihre Gläubiger vertritt, hält diesen Zeitraum jedoch nicht für sehr lang. "Für das größte Insolvenzverfahren der Welt sind drei Jahre wirklich nicht viel", sagte Miller in einem zum Jahrestag veröffentlichten Interview. Bald schon könnte sich ein Ende des Insolvenzverfahrens abzeichnen.

Vor Lehman Brothers war der Untergang des Telekom-Anbieters WorldCom im Jahr 2002 die größte bekannte Pleite der Geschichte. WorldCom hatte zum Zeitpunkt der Insolvenz Vermögenswerte von rund 104 Milliarden Dollar. Lehman Brothers aber hatte mit 639 Milliarden eine über sechs Mal größere Summe in seinen Büchern.

Miller ist nicht überzeugt, dass die Welt dazu bereit ist, wirklich aus dem Lehman-Zusammenbruch zu lernen. Die regulatorischen Änderungen nach der Bankenpleite verblassten gegenüber jenen nach der großen Rezession in den 30er Jahren. Zwar würdigt er die im letzten Jahr durchgesetzte Dodd-Frank-Reform, mit der die US-Regierung Konsequenzen aus der Finanzkrise zog. Wesentliche Punkte in dem Gesetz verfehlten es jedoch, dem Problem "too big to fail" zu begegnen, also Geldhäuser nicht so groß werden zu lassen, dass sie mit einer Pleite die gesamte Finanzwelt mitreißen. Das wird bei Lehman als zentrales Problem angesehen. Doch die meisten überlebenden Finanzinstitute sind heute größer als vor der Krise. Und ihre Lobbyarbeit sei "besser als jemals zuvor", sagte Miller. Regulierer sollten die Macht bekommen, Unternehmen zur Zurückhaltung zu zwingen, wenn sie zu groß würden. "Das hätte die Konsequenz aus Lehman sein müssen."

(RP)
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