Berlin/Düsseldorf Ministerin Nahles will Frauen aus der Teilzeit locken

Berlin/Düsseldorf · Die Koalition sieht noch Fachkräftepotenzial. Der DGB in NRW fordert regionale Ausbildungsabgabe für Unternehmen.

Für Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles steht außer Frage: "Auf uns Frauen kommt es auf dem Arbeitsmarkt an." Damit markiert die SPD-Politikerin einen Schwerpunkt bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels: Die Koalition sieht vor allem bei Frauen noch große Potenziale. Dies geht auch aus dem in Berlin vorgestellten zweiten Fortschrittsbericht der Bundesregierung hervor. Erfreulich sei zwar, dass die Erwerbsquote von Frauen auf 72,7 Prozent gestiegen sei. Die Hälfte von ihnen sei jedoch in Teilzeit beschäftigt. "Das deckt sich oft nicht mit ihren Wünschen", betonte die Ministerin, die deshalb ein Rückkehrrecht zur Vollzeit für Frauen schaffen will. Nahles: "Mein Ziel ist es, sie aus der Teilzeitfalle zu holen".

Um weibliche Fachkräfte stärker an den Arbeitsmarkt zu binden, seien zudem weitere Anstrengungen bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf nötig. Dies gelte für den Ausbau der Kinderbetreuung in den Kitas ebenso wie für mehr Ganztagsbetreuung in den Schulen.

Dass von den 60- bis 64-jährigen Frauen nur noch jeder Zweite arbeitet, stört die Ministerin: "Wir müssen sie länger im Berufsleben halten." Nach Angaben von Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, setzen viele Betriebe bereits auf verbesserte Arbeitsbedingungen für Ältere. Hier gebe es aber noch weiteren Bedarf. Schweitzer hob ebenso wie Nahles die Bedeutung des dualen Ausbildungssystems angesichts des Facharbeitermangels hervor.

Unterdessen hat der NRW-Landeschef des DGB, Andreas Meyer Lauber, dem Land ein schlechtes Zeugnis beim Lehrstellenangebot ausgestellt. Nordrhein-Westfalen rangiere im Ländervergleich an vorletzter Stelle; nur in Berlin sei die Lage noch angespannter. Laut Gewerkschaftsbund kommen in Krefeld rein statistisch 1,59 Bewerber auf einen angebotenen Ausbildungsplatz. In Mönchengladbach sind es 1,53, Bewerber, in Solingen 2,08 und in Duisburg 1,3 Bewerber. Im Ruhrgebiet kommen sogar zum Teil mehr als drei Bewerber auf eine Stelle. Am besten ist die Lage in Bonn (0,6 Bewerber). Auch Düsseldorf schneidet mit 0,74 Bewerbern im landesweiten Vergleich gut ab. Der DGB fordert eine regionale Umlage für Betriebe, die nicht ausbilden. Diese Umlage solle von den Kammern organisiert werden. Meyer Lauber: "Es ist ein Armutszeugnis, dass nur 24 Prozent der Unternehmen in NRW ausbilden."

(RP)
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