San Francisco Amazon schnappt Google das Portal Twitch weg

San Francisco · Erst vor drei Jahren wurde die Spiele-Plattform gegründet. Nun zahlt Amazon dafür 970 Millionen Dollar.

Amazon übernimmt für 970 Millionen Euro die Videospiele-Plattform Twitch und baut damit sein Geschäft jenseits des klassischen Internet-Handels weiter aus. Mit dem größten Zukauf in der 20-jährigen Firmengeschichte will der US-Konzern noch mehr eigene Inhalte anbieten, die auf seinem Kindle Tablet und der Fire TV Set-Top-Box laufen können. Amazon-Aktien legten zu.

Twitch war erst vor vier Jahren als Nischenangebot in den USA gestartet. Über das Portal können Videospiele online gespielt werden. Andere Nutzer können das live verfolgen und miteinander chatten - eine Freizeitbeschäftigung, die vor allem junge Leute anzieht. Sie verbringen oft mehr Zeit mit Online-Videos als vor dem Fernseher. Twitch hatte zuletzt nach eigenen Angaben 55 Millionen Nutzer im Monat. Geld soll mit Werbung für diese junge Zielgruppe verdient werden.

Amazon hat bereits ein eigenes Geschäft mit Online-Spielen auf Basis des Betriebssystems Android. Auch Apple und Google setzen auf den Spielemarkt, der für 75 Prozent aller App-Verkäufe steht. Laut Insidern hatte Twitch auch mit Google über einen Deal gesprochen, ließ den Suchmaschinen-Konzern aber abblitzen. "Es ist klar, dass Amazon mehr Inhalte auftreiben will, die es kontrollieren kann", sagte James McQuivey vom Analysehaus Forrester. Twitch passe gut zu dieser Strategie. Amazon zahlt die 970 Millionen in bar. Das erinnert an die Goldgräber-Stimmung zu Zeiten der New Economy Anfang des Jahrtausends. Der Amazon wird mit dem Zukauf noch mehr zum Konkurrenten für Google. Offenbar will der Händler demnächst auch ein eigenes System zur Vermarktung von Werbeplatz im Internet starten.

Amazon war zuletzt stark in die Kritik geraten, weil er trotz eines um fast 25 Prozent auf 19 Milliarden Dollar gestiegenen Quartalsumsatzes Verluste auswies. Das Unternehmen aus Seattle hatte dies mit hohen Investitionen in neue Geschäftsfelder wie Smartphones, Tablets und TV-Serien begründet, die sich langfristig auszahlen sollen.

(rtr)
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