Düsseldorf Flughafen Düsseldorf streicht Boni

Düsseldorf · Am Montag wird der Aufsichtsrat ein Gutachten über Personalabbau diskutieren. Rund 600 Stellen könnten wackeln, aber ein Kahlschlag ist eher nicht zu erwarten. Auch weil sehr viele Mitarbeiter sowieso fast unkündbar sind und weil unklar ist, wie schnell der Flugverkehr wieder anzieht.

 Düsseldorfs Flughafen.Chef Thomas Schnalke

Düsseldorfs Flughafen.Chef Thomas Schnalke

Foto: Hans-Juergen Bauer (hjba)

Während sich der Verkehr am Flughafen Düsseldorf in diesen Tagen wieder ein bisschen erholt und im August auf rund ein Drittel früherer Sommerwerte kommen könnte, konkretisiert sich der Sparkurs: Den mehr als 100 Führungskräften des Airports wurde nach Information unserer Redaktion mitgeteilt, dass es dieses Jahr keine Boni geben wird. Manche müssen auf 2000 oder 3000 Euro verzichten, andere auf 15.000 Euro und mehr. Der Flughafen bestätigt die Sparaktion.

Am kommenden Montag kommt der 20-köpfige Aufsichtsrat in einer Videokonferenz zusammen, um über ein brisantes Gutachten zu beraten: Die Unternehmensberatung Porsche Consulting aus Stuttgart, ein Ableger des Autobauers, hat ein Konzept entworfen, wie etwa ein Viertel der Personalkosten gespart werden könnte. „Die Lage ist dramatisch“ ,hatte Flughafencheff Thomas Schnalke vor zwei Wochen verkündet. Rund 600 der 2400 Jobs stehen rein rechnerisch auf der Kippe.

Tatsächlich wird es aber wohl zu keinem Kahlschlag kommen. Porsche Consulting schlage zwar vor, die Zahl der Fühungskräfte deutlich zu senken, berichtet eine gut informierte Quelle. Doch ob es betriebsbedingte Kündigungen gibt, ist fraglich: Erstens sind nicht nur die Arbeitnehmervertreter, sondern auch die Stadt Düsseldorf als einer der zwei gleichberechtigten Flughafeneigentümer gegen einen zu harten Kurs. Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hofft im September auf die Wiederwahl, da will er keine schlechten Nachrichten aus einer der wichtigsten Beteiligungen der Stadt haben. Geisel ist stellvertretender Aufsichtsratschef des Airports.

Zweitens ist unklar, wie sich der Flugverkehr dauerhaft entwickelt: Erst im Jahr 2023 könnte sich der Luftverkehr wieder auf das frühere Niveau erholen, meint der Bundesverband der Luft- und Raumfahrtindustrie. Die Lufthansa-Gruppe rechnet viele Jahre lang mit weniger Nachfrage. Aber wie viele Jets in den Jahren 2022, 2023 oder 2024 in Düsseldorf abheben werden, weiß niemand. Der Flughafen hält an seinem Antrag auf höhere Kapazitäten fest, rechnet also dauerhaft mit mehr Passagieren.

Drittens würden betriebsbedingte Kündigungen vorrangig dazu führen, dass junge, digital-affine Kollegen und Kolleginnen massenhaft das Haus verlassen, wogegen die Mehrheit der Belegschaft wegen langer Betriebszugehörigkeit oder hohem Alter sowieso quasi unkündbar ist.

Was wird geschehen? Sicher ist, dass einige fremd vergebene Aufträge zurückgeholt werden. „Unsere Mitarbeiter müssen flexibel neue Aufgaben übernehmen“, sagt ein Aufsichtsrat. Auch zeitweise Arbeitszeitverkürzungen, Sabbaticals, Frühpensionierungen, hohe Abfindungsangebote sind wie bei Lufthansa denkbar. “Wir prüfen das ganze Instrumentarium“, heißt es. Und außerdem will Schnalke enger mit dem Airport Köln-Bonn kooperieren. Das könnte gerade beim Einkauf Kostenvorteile bringen.

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