Recycling, Wiederaufbereitung und Co. So entsorgt man alte Handys umweltbewusst

Düsseldorf · 210 Millionen Handys liegen ungenutzt in den Schubladen der Deutschen. Umweltbewusst ist das ganz und gar nicht – mit den darin verbauten Edelmetallen könnte man Smartphones für die kommenden zehn Jahre herstellen, zeigt eine Studie. Doch wie recycelt man sie richtig?

210 Millionen ungenutzte Handys liegen in den Schubladen der Deutschen.

210 Millionen ungenutzte Handys liegen in den Schubladen der Deutschen.

Foto: dpa/Lisa Ducret

Leider passiert es auch bei teuren Modellen viel zu schnell: Das Smartphone reagiert schon nach wenigen Jahren langsamer, der Akku schwächelt oder der Bildschirm splittert, weil das Gerät einmal zu oft auf den Boden gefallen ist. Jetzt gibt es mehrere Möglichkeiten. Man kann das Handy reparieren lassen, sofern das möglich ist. Oder man schafft sich ein neues an und muss sich überlegen, was mit dem alten passieren soll. Viele Deutsche machen es sich offenbar einfach und verstauen es in einer Schublade – 210 Millionen Exemplare lagen 2022 laut dem Branchenverband Bitkom ungenutzt herum. Insgesamt hatten 87 Prozent der Bürger mindestens ein ausrangiertes Handy.

Eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln zeigt nun, dass das überhaupt nicht umweltbewusst ist. Das Metall von ungenutzten Handys in Deutschland könnte demnach Material für die Smartphones der kommenden zehn Jahre liefern – zumindest rein rechnerisch. Dafür hat sich das Institut den Gesamtmetallwert der ungenutzten Handys angeschaut, der bei 240 Millionen Euro liegt und gegen den Materialwert der 2021 verkauften Smartphones aufgerechnet, der angeblich 23,5 Millionen Euro beträgt. Also muss eine andere Lösung her – die Schublade kann es nicht sein.

Was tun, wenn das Handy nicht mehr funktioniert? Am besten ist es, das Smartphone so lange wie möglich zu nutzen. Wenn das Display kaputt ist, kann man es ersetzen lassen, ist die Akku-Leistung schwach, lohnt es sich, ihn austauschen zu lassen. „Es gibt keine Faustregel, wie lange man ein Gerät nutzen sollte“, sagt Philip Heldt, Nachhaltigkeitsexperte bei der Verbraucherzentrale NRW. Aber solange man es reparieren könne, sollte man die Chance nutzen. In größeren Städten gibt es viele kleinere Werkstätten und sogenannte Handy-Ambulanzen, die ihren Service relativ günstig anbieten. Alternativ kann man für die Reparatur auch in Elektronik-Kaufhäuser gehen. Die sind aber meistens teurer. Möchte man das noch funktionstüchtige Handy nicht mehr nutzen, kann man es auch verschenken oder über Ebay, Momox oder Rebuy an jemanden abgeben, der es repariert und dann selbst weiterverwendet oder verkauft.

Wie kann man ein Handy recyceln, wenn auch eine Reparatur nichts mehr ausrichten kann? Es gibt viele Möglichkeiten. Wichtig ist nur, es nicht einfach in den Müll zu werfen – denn dann gehen die wertvollen Edelmetalle verloren. Ein funktionsuntüchtiges Handy kann man in Supermärkten und Elektronikfachgeschäften kostenlos abgeben oder zum Recyclinghof in der Nähe bringen. „Das ist einfach und man kann es zum Beispiel mit dem Wocheneinkauf verbinden“, sagt Heldt. Noch besser sei es allerdings, mit dem alten Smartphone zu Sammelstellen von Organisationen zu gehen, die sich für Umwelt- oder Sozialprojekte einsetzen. Die gibt es zum Beispiel in sozialen Einrichtungen oder Kirchengemeinden. Die Organisationen bereiten die Geräte auf und verkaufen sie weiter, teilweise auch ins Ausland. Ist das nicht möglich, recyceln sie sie. Stiftung Warentest empfiehlt unter anderem den Naturschutzbund Deutschland oder Missio, die notleidende Familien im Kongo unterstützen.

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Foto: dpa-tmn/Fairphone

Wie finde ich ein nachhaltiges Handy? Wer die Umwelt möglichst wenig belasten möchte, kauft am besten ein gebrauchtes Smartphone. „Ich halte das für die beste Option, denn Handys sind schon seit einigen Jahren ausentwickelt – es gibt keinen Grund, sich ein Neugerät zu kaufen“, sagt Heldt. Bis auf eine bessere Kamera oder einen etwas größeren Speicher gebe es keine großartigen Neuerungen. Wer das partout nicht möchte, könne sich bei nachhaltigen Anbietern umsehen. Das sind zum Beispiel Fairphone oder Shift, die ihre Smartphones laut eigenen Angaben so fair wie möglich produzieren.

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