Düsseldorf Aktionärsschützer warnen vor Mittelstandsanleihen

Düsseldorf · Zamek ist bereits das dritte Unternehmen im Mittelstandsmarkt der Düsseldorfer Börse, das Insolvenz anmeldet.

Nach dem Insolvenzantrag des Fertigsuppenherstellers Zamek reagierten Anlegerschützer besorgt. Das Unternehmen hatte sich vor knapp zwei Jahren über eine Mittelstandsanleihe an der Düsseldorfer Börse 45 Millionen Euro an Finanzmitteln besorgt. Nach Angaben aus dem Jahr 2012 gingen davon mindestens fünf Millionen Euro an private Investoren. Zurzeit ist unklar, wie viel Geld die Anleger verlieren werden. "Es ist aber davon auszugehen, dass die Inhaber der Anleihe mindestens Teile des Geldes nicht wieder sehen", sagt Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

In den vergangenen Monaten häufen sich die Insolvenzen in dem Bereich der Anleihen von mittelständischen Unternehmen. Erst vor zwei bis drei Jahren waren fast alle deutschen Börsen auf den Trend aufgesprungen und hatten Segmente geschaffen, in denen sich auch kleine, eigentlich nicht börsennotierte Unternehmen durch Anleihen Geld beschaffen konnten. Experten und Investoren jubelten. Die Papiere waren oft binnen weniger Stunden weg und mehrfach überzeichnet. Der Grund: Sie bieten sehr hohe Zinsen im Vergleich zum derzeitigen Zinsniveau. Die Zamek-Anleihe etwa verspricht einen Zinscoupon von 7,75 Prozent – auf dem Sparbuch gibt es gerade mal 0,25 Prozent. Die Segmente locken aber auch Firmen an, die bei der Bank wohl keinen Kredit mehr bekämen. Die Zahl der Insolvenzen unter den Emittenten der Mittelstandsanleihen steigt rapide. Bereits drei von 16 Firmen, die sich Geld über diesen Weg etwa an der Düsseldorfer Börse besorgten, sind heute insolvent. Neben Zamek fiel als erstes die Firma FFK Environment aus – ein Umwelttechnologie-Unternehmen. Nummer Zwei war der Personaldienstleister HKW. Auch an anderen Börsenstandorten gab es viele Pleiten. Ist das Segment also gescheitert?

Dirk Elberskirch, Vorstandschef der Börse Düsseldorf: "Ich bin überrascht über die hohe Zahl an Insolvenzen. Aber gescheitert ist der Mittelstandsmarkt dadurch nicht. Es gibt auch viele kerngesunde Unternehmen", sagt Elberskirch. Aktionärsschützer warnen vor zu viel Euphorie angesichts der hohen Zinssätze. "Wir haben da etwas gesehen, das mich an den Neuen Markt erinnert hat", sagt Aktionärsschützer Kurz. Vor allem private Anleger hätten die Risiken unterschätzt. "Verlockend waren vor allem die Anleihen der Konsumgüterhersteller. Die waren bekannt, klangen solide. Das versprach Vertrauen", sagt Kurz. Tatsächlich sind mit Valensina, Bastei Lübbei, Underberg und diversen anderen viele Konsumgüterhersteller unter den mittelständischen Emittenten. "Doch nicht alle sind kerngesund, nur weil der Name aus dem Fernsehspot bekannt ist", warnt Kurz. "Anleger sollten sich sehr genau informieren, bevor sie ihr Geld in Mittelstandsanleihen investierten", meint Kurz. "Nicht jeder Anleger hat das notwendige Wissen." Und auch die Vermögensverwalter werden vorsichtig: " Zukünftige Emissionen sollten nur mit einem regulierten Finanzdienstleister der die Emissionslizenz von der BaFin inne hat, erfolgen", fordert Klaus Hinkel vom Düsseldorfer Vermögensverwalter Artus Invest.

(RP)
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