Thomas Schnalke Airport-Chef erwartet Ende des Chaos

Für die Herbstferien beruhigt der Leiter des Düsseldorfer Flughafens die Passagiere: Zusätzliche Sicherheitsfirmen würden helfen, die Kontrollen zu beschleunigen. Passagiere sollen aber trotzdem zwei Stunden vor Abflug da sein.

Herr Schnalke, seit Wochen haben wir Chaos am größten Flughafen von NRW wegen der Staus an den Sicherheitsschleusen. Und nun?

Schnalke Die Lage hat sich seit dem Wochenende spürbar entspannt. Die Bundespolizei wurde am Freitag endlich in die Lage versetzt, neben der Firma Kötter weitere Dienstleister zur Sicherheitskontrolle der Passagiere einsetzen zu dürfen, nachdem Kötter eingeräumt hatte, den Vertrag nicht einhalten zu können. Schon ab Freitagabend konnten 21 Mitarbeiter der Sicherheitsfirma Securitas aus Berlin bei den Kontrollen mithelfen. Außerdem haben wir über 20 eigene Mitarbeiter eingesetzt, die die Plastikwannen für das Gepäck nach dem Durchleuchten wieder zu den wartenden Passagieren brachten. So können sich die zertifizierten Sicherheitsfachkräfte besser auf ihre Hauptaufgabe konzentrieren.

Wie wird die Lage in den Herbstferien ab 21. Oktober sein?

Schnalke Wir rechnen im gesamten September und Oktober mit einem sehr hohen Passagieraufkommen. Aber wir erwarten, dass die Bundespolizei ausreichend private Sicherheitskräfte von anderen Sicherheitsunternehmen an den Airport holt. Für die Rückführung der Wannen springen wir gerne weiter ein. Ich gehe aber für die Herbstferien nicht mehr von solchen Szenen aus, wie wir sie in den vergangenen Wochen erleben mussten.

Kötter erklärte, das Chaos hänge damit zusammen, dass die Firma erst im April erfuhr, dass diesen Sommer so viele Passagiere kommen. Und weil es dann mehrere Monate braucht, die Leute zu trainieren, provozierte das die Personalknappheit.

Schnalke Das ist falsch. Die Bundespolizei hat Kötter im August 2016 auf Basis unserer Prognosezahlen mitgeteilt, dass der Passagierverkehr 2017 deutlich steigen werde. Diese Prognose lag nur 3,7 Prozent unter dem Ist-Wert, während Kötter über Wochen 20 bis 30 Prozent weniger Mitarbeiter als notwendig im Einsatz hat. Dieses Missverhältnis ist der einzige Grund für die Krise. Hier muss die Firma Kötter die Verantwortung übernehmen.

Kötter berichtet von einem Krankheitsstand von 20 Prozent.

Schnalke Jede seriös planende Firma berücksichtigt krankheits- oder urlaubsbedingte Abwesenheiten. Hier scheint im konkreten Fall etwas grundlegend schief gelaufen zu sein.

Was müssen Passagiere tun?

Schnalke Je nach Tageszeit und Wochentag kann das unterschiedlich sein. Sie sollten auf jeden Fall etwas mehr Zeit einplanen. Zwei Stunden vor Abflug kann sinnvoll sein, bei Handgepäck etwas weniger.

Air Berlin wird wohl zerschlagen. Schlimm für Düsseldorf?

Schnalke Ich kann die noch bevorstehenden Entscheidungen des Gläubigerausschusses nicht kommentieren, weil ich sie noch nicht kenne. Aber zwei Dinge stehen für mich fest: Es wird aus Düsseldorf heraus weiter ein sehr breites Angebot an Flügen innerhalb Deutschlands und Europas geben. Da sehe ich auch ein großes Interesse an den entsprechenden Teilen von Air Berlin. Bei der Langstrecke hat sich Air Berlin aus der Karibik bereits zurückgezogen und stornierte auch einige Verbindungen in die USA.

Und jetzt?

Schnalke So schade der erwartete Marktaustritt von Air Berlin ist: Wir sprechen bereits mit mehreren Airlines darüber, ob sie Langstrecken übernehmen möchten. Das gilt für Strecken nach Nordamerika und in die Karibik. Es wäre falsch, hier nicht frühzeitig zu handeln.

Air Berlin war die einzige Airline, die Düsseldorf als echtes Drehkreuz zum Umsteigen nutzte. Und jetzt?

Schnalke Einerseits haben wir hier eines der größten Einzugsgebiete Europas. Andererseits haben wir sowieso immer mehr Reisende, die sich Umsteigeverbindungen selber organisieren, indem sie sich passende Ticketkombinationen buchen. Darum bin ich mir sicher, dass wir in Düsseldorf auf Dauer weiterhin eine Reihe von Langstrecken-Direktflügen in die USA anbieten können. Die Nachfrage aus der Bevölkerung ist grundsätzlich ja da.

R. KOWALEWSKY UND T. BREITKOPF FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(RP)
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