Neue Regelung in NRW Biete Medizin-Studienplatz, suche Landarzt

Düsseldorf · Es gibt zu wenige Ärzte auf dem Land. NRW reserviert deshalb nun Studienplätze für Anwärter, die Landarzt werden wollen. Dazu müssen sie sich allerdings für lange Zeit verpflichten.

 In den ländlichen Gebieten von NRW gibt es zu wenig Ärzte. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) steuert mit einer Landarztquote gegen.

In den ländlichen Gebieten von NRW gibt es zu wenig Ärzte. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) steuert mit einer Landarztquote gegen.

Foto: dpa/Armin Weigel

NRW wird als erstes Bundesland eine Landarztquote einführen. Zum Wintersemester 2019/2020 sollen 170 junge Studenten bevorzugt Studienplätze erhalten - im Gegenzug müssen sie sich verpflichten, später für zehn Jahre in unterversorgten Regionen als Ärzte zu arbeiten. Damit will das Land den Mangel an Ärzten in ländlichen Gebieten bekämpfen.

Bislang ist die wichtigste Qualifikation von Abiturienten für ein Medizinstudium die Abiturnote. An den Studiengängen der Medizin, Pharmazie, Tier- und Zahnmedizin herrscht ein Verteilungskampf: Jährlich werden bundesweit nur gut 11.000 der etwa 50.000 Bewerber an öffentlichen Hochschulen zugelassen. Deshalb haben praktisch nur Abiturienten mit Spitzen-Abi eine Chance auf ein Studium ohne lange Wartezeiten.

Der Landtag hat die Landarztquote als „Gesetz zur Sicherstellung der hausärztlichen Versorgung“ mit den Stimmen von CDU, FDP und AfD verabschiedet. Die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und Bayern kündigten an, dem Beispiel folgen zu wollen. Andere Bundesländer sind noch unentschlossen oder lehnen die Quote sogar ab.

Kritiker wie der Oppositionsführer im NRW-Landtag, Thomas Kutschaty (SPD) wenden ein, dass die zehnjährige Selbstverpflichtung der angehenden Landarzt-Studenten zu massiv in deren Lebensplanung eingreift. „Niemand weiß mit Anfang 20, wie sich die persönliche und berufliche Situation nach Abschluss des Medizinstudiums darstellt“, sagte Kutschaty unserer Redaktion. Die Regelstudienzeit für Ärzte beträgt sechs Jahre. Zudem stören die Kritiker sich daran, dass die Vergabe der Studienplätze bei der Landarztquote zum Instrument der Politik gemacht wird. Kutschaty: „Die Landarztquote entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Placebo. Viel wichtiger ist, dass das Studium der Allgemeinmedizin und der Beruf des Allgemeinmediziners insgesamt attraktiver gestaltet werden.“

In Nordrhein-Westfalen soll die Auswahl der angehenden Landärzte das Landeszentrum Gesundheit übernehmen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat als Auswahlkriterien unter anderem einschlägige Berufserfahrungen etwa im Rettungsdienst, in der Alten- oder Krankenpflege vorgegeben. Eine wichtige Rolle spielen soll auch ein persönliches Auswahlgespräch mit einer vom Land bestellten Kommission, die Empathie und Sozialkompetenz der Bewerber bewerten soll. Das Bewerbungsverfahren startet im März.

Insgesamt bilden die NRW-Unis rund 2000 Ärzte pro Jahr aus. In ländlichen Regionen verschärft sich der Ärzte-Mangel. Von den 11.100 Hausärzten in NRW sind 6000 älter als 55 Jahre und 1250 sogar älter als 65 Jahre. „An den Universitäten wurde die Ausbildung von Hausärzten jahrelang vernachlässigt“, sagt Laumann, „in den nächsten zehn Jahren wird voraussichtlich jeder zweite der heute in NRW niedergelassenen Hausärzte in Rente gehen.“ Damit breche „das Rückgrat der medizinischen Versorgung“ weg. Seit 2006 ist die Zahl der jährlichen Anerkennungen neuer Allgemeinmediziner in NRW um rund 39 Prozent auf zuletzt gut 200 geschrumpft.

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