Berlin Ärzte: Zu wenig Zeit für Patienten

Berlin · Immer mehr Kassenärzte sind unzufrieden mit der kurzen Zeit, die sie für ihre Patienten haben. Das geht aus dem aktuellen "Ärztemonitor" der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und des Verbandes der niedergelassenen Ärzte Deutschlands hervor.

Demnach beklagen die Kassenärzte Engpässe in ihren Sprechstunden. Zwei von drei niedergelassenen Ärzten gaben bei der Umfrage unter 11 000 Ärzten und Psychotherapeuten an, nicht ausreichend Zeit für ihre Patienten zu haben, weil sie sich zu sehr um Verwaltungsaufgaben kümmern müssten. "Im Schnitt 14 Prozent seiner Wochenarbeitszeit verbringt ein Arzt mit Verwaltung", sagt der Vorstandsvorsitzende der KBV, Andreas Köhler. Von den 55 Stunden Wochenarbeitszeit entfallen bei Hausärzten nach eigener Einschätzung nur 60 Prozent auf Sprechstunden.

98 Prozent empfinden ihren Job zwar als "nützlich und sinnvoll", 93 Prozent haben Spaß an ihrer Arbeit und immerhin 82 Prozent würden sich wieder für ihren Beruf entscheiden. Doch "die Arbeitszufriedenheit nimmt immer mehr ab, je stärker der Verwaltungsaufwand zunimmt", sagt Köhler. Er prangert den Missstand an, dass "ein Facharzt im Schnitt 41, ein Hausarzt sogar 53 Patienten am Tag behandelt". Ärzte bräuchten mehr Freiräume, um für ihre Patienten da sein zu können.

Um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren, müssten Ärzte-Kooperationen weiter gefördert werden, fordert der Chef des Verbandes der niedergelassenen Ärzte, Dirk Heinrich. 52 Prozent der Mediziner haben schon mal darüber nachgedacht, sich einem solchen Netzwerk anzuschließen, mehr als ein Viertel ist bereits Mitglied in einem Netzwerk.

Zudem sei es Zeit für die von der FDP geforderte Abschaffung der Praxisgebühr (zehn Euro im Quartal). "Es ist ein Irrsinn, dass wir Patienten nach acht Jahren noch erklären müssen, dass die Praxisgebühr da ist, damit die Kassen mehr Geld bekommen", sagt Heinrich. "Für uns bedeutet sie nur mehr Bürokratie."

(RP)
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