Düsseldorf Ärger um elektronische Lohnsteuerkarte

Düsseldorf · Bei der Umstellung auf die elektronische Lohnsteuerkarte gibt es Probleme bei der Datenübermittlung. Offenbar sind Datensätze falsch weitergeleitet worden. "Und das in großem Umfang", sagt Hans-Ulrich Liebern vom Bund der Steuerzahler. Er rät Verbrauchern, in diesen Tagen genau auf die Post des Finanzamts zu achten: Die Ämter versenden nämlich Briefe, in denen sie die Steuerzahler auffordern, die Daten abzugleichen. Die Schreiben enthalten neben der Anschrift und Steueridentifikationsnummer die Steuerklasse, Religionszugehörigkeit und Freibeträge.

Bei der Datenübertragung war das Landesfinanzministerium von einer Fehlerquote von einem Prozent ausgegangen. "Selbst wenn es dabei bleibt, führt das zu Tausenden falscher Datensätze", sagt Steuerexperte Liebern. Er kritisiert vor allem, dass die Finanzverwaltung ein Jahr Zeit gehabt habe, die Übertragung durchzuführen. Jetzt – Ende Oktober – mit dem Abgleich der Daten zu beginnen, sei viel zu spät. Denn die Einführung der elektronischen Lohnsteuerkarte ist bereits für Januar 2012 geplant.

Schuld an den Übermittlungsproblemen ist die Datenbank des Bundeszentralamtes für Steuern. An sie werden die Daten über die Steuerzahler von Meldebehörden und Finanzämtern übermittelt. Das passiert aber offenbar in Abständen von mehreren Jahren. Bislang waren kürzere Zeitabstände bei der Übertragung wohl nicht nötig. Nun aber, mit der Einführung der elektronischen Lohnsteuerkarte, ist die mangelnde Aktualität ein Problem. Hat der Steuerzahler etwa inzwischen geheiratet, folgt daraus meist auch eine andere – günstigere – Steuerklasse. Wird dies jedoch auf der elektronischen Lohnsteuerkarte nicht ausgewiesen, zahlt der Arbeitnehmer drauf. "Deswegen ist es so wichtig, die Daten zu überprüfen", sagt Experte Liebern.

Korrekturen sollten den zuständigen Finanzämtern gemeldet werden. Die sind allerdings momentan oft schlecht telefonisch erreichbar – wegen der Beschwerdeflut der Betroffenen. Ratsam sind Mitteilungen per Post oder Fax.

Steuerzahlern, die den Brief des Finanzamts achtlos entsorgt haben und nicht wissen, ob falsche Daten übermittelt worden sind, rät Steuerexperte Liebern zu Gelassenheit. "Spätestens bei der Lohnabrechnung im Januar 2012 merken Betroffene, ob Fehler bestehen", sagt Liebern. Nämlich dann, wenn im Vergleich zum Vorjahr plötzlich ganz andere Summen auf der Abrechnung stehen.

(RP)
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