Saarbrücken ADAC vertagt Neuwahl des Präsidenten trotz Krise

Saarbrücken · Der Automobilclub will Verein und Unternehmen künftig strikter trennen, um sein Steuerprivileg zu erhalten.

Mit umfassenden Reformen will der ADAC seine tiefe Krise überwinden. Dabei setzt der Autoclub auf eine striktere Trennung zwischen dem Verein und seinen Unternehmen und mehr Kontrolle von außen. Einen personellen Neuanfang vertagten die Delegierten des ADAC auf der Hauptversammlung in Saarbrücken aber.

Interimspräsident August Markl soll den Umbau zu Ende führen. "Die Krise hat den ADAC wach gerüttelt", sagte Markl. Der Vereins-Charakter müsse erhalten werden. Dafür müssten die wirtschaftlichen Aktivitäten besser abgegrenzt werden. Und hier ist der ADAC nicht nur gefordert, um seine Imagekrise zu überwinden. Sollte der Fiskus dem Automobilclub den Vereinsstatus aberkennen, müsste er Versicherungsteuer zahlen, was seine Nettoeinnahmen mindern würde.

Bis Dezember soll das Reformpaket stehen, eine außerordentliche Hauptversammlung in München soll es dann absegnen. So sollen etwa die Aufsichtsräte der ADAC-Töchter künftig mit Fachleuten von außen und nicht mit ehrenamtlichen Funktionären besetzt werden. Zudem sollen die wirtschaftlichen Ziele auf ein "sinnvolles Maß" zurückgeführt werden. Auch die Lobby-Arbeit will Markl zurückfahren. In politische Debatten wolle sich der ADAC nicht mehr direkt einmischen. Sollte man Projekte wie die von der CSU geforderte Autobahnmaut für Ausländer ablehnen wollen, werde man zunächst die Mitglieder befragen. Zugleich bat der ADAC-Präsident um Geduld. "Wir werden den ADAC nicht über Nacht reformieren können." Laut Geschäftsführerin Marion Ebentheuer hat der Verein ein Vermögen von einer Milliarde Euro.

Der ADAC war nach dem Bekanntwerden von Fälschungen beim Autopreis "Gelber Engel" und umstrittenen Flügen von Funktionären mit Rettungshubschraubern in eine tiefe Krise geraten. 290 000 Mitglieder traten seitdem aus.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer kritisierte die Pläne des ADAC als reine Schönheitskorrekturen. Der aus dem Saarland stammende Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) riet dem ADAC: "Ich habe als Kind gelernt: Es ist keine Schande, hinzufallen. Es ist eine Schande, nicht wieder aufzustehen."

(dpa)
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