Bundesweit freie Fahrt im Nahverkehr NRW-Verkehrsverbünde fürchten zu volle Züge wegen 9-für-90-Tickets

Düsseldorf/Berlin · Ab Juni soll es für neun Euro jeweils einen Monat bundesweit freie Fahrt in Regionalzügen geben. Zur Mosel oder in attraktive Städte wird es wohl eng, glauben die Experten. Gerade Fahrradfahrer am Wochenende könnten Schwierigkeiten bekommen.

 Ein Regionalexpress fährt in den Hauptbahnhof Köln ein (Archivbild).

Ein Regionalexpress fährt in den Hauptbahnhof Köln ein (Archivbild).

Foto: dpa/Oliver Berg

Auf attraktiven Rennstrecken in NRW und bundesweit könnte es in den Regionalzügen speziell am Wochenende sehr voll werden, wenn ab 1. Juni das 9-für-90-Ticket im Nahverkehr eingeführt wird. Das befürchten der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) sowie der Verband der Verkehrsunternehmen Deutschlands (VDV). Das 9-für-90-Ticket soll drei Monate lang für jeweils einen Monat freie Fahrt bundesweit im Nahverkehr und in Regionalzügen erlauben. Es ist Teil des Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossenen Entlastungspaketes, dem Bundestag und Bundesrat noch zustimmen müssen.

Wo es wohl eng wird, sagt Lothar Ebbers, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn. „Die Züge ins Sauerland und nach Winterberg werden in dieser Zeit sicherlich sehr intensiv genutzt, ebenso in die Eifel.“ Eine „besonders hohe Nachfrage“ erwartet er im Regionalexpress 5 vom Rheinland nach Koblenz, weil von dort auch Ausflüge an die Mosel möglich sind. Außerdem sei bei Fahrten in eine Reihe attraktiver Städte wie Köln, Düsseldorf oder Münster mit entsprechendem Fahrgastaufkommen zu rechnen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, Hauptziel des Angebotes sei, für die Vorzüge des ÖPNV zu werben. „Wir können insgesamt davon profitieren, weil wir den Menschen ein klimafreundliches, umweltfreundliches und sehr modernes Verkehrsmittel nahebringen.“ Er räumte ein, es könne auf Strecken in Urlaubs- und Ausflugsregionen eng werden, aber die Länder hätten darauf gedrängt, dass das Ticket bundesweit gelte.

Die Deutsche Bahn, der VRR und der VRS erklären, sie würden sich intensiv auf den Start des neuen Angebotes vorbereiten. „Alle Kräfte werden mobilisiert“, sagt ein Sprecher des Verbandes der Verkehrsunternehmen Deutschlands (VDV).  Sorge macht der Branche auch das Risiko, dass massenhaft Reisende ihre Fahrräder und E-Bikes mitnehmen könnten. Das muss zwar extra bezahlt werden, aber es sind nur sechs Euro bei der Deutschen  Bahn unabhängig von der Strecke fällig. Beim VRR kostet die Mitnahme eines Zweirades aktuell 3,70 Euro für 24 Stunden.

Ein Branchenkenner weist darauf hin, die Verkehrsunternehmen könnten einzelne Fahrräder von der Mitnahme ausschließen, wenn es zu voll wird.

Im normalen Pendlerverkehr rechnen die Verkehrsverbünde dagegen weniger mit einer Überlastung. „Aktuell fahren wir mit 70 bis 80 Prozent so hohen Fahrgastzahlen wie vor der Pandemie, es ist also etwas Spielraum“, heißt es dazu beim VRS. Der VRR erklärt, es gäbe schon jetzt auf vielen Strecken „eine hohe Auslastung“, aber VRR-Vorstand José Luis Castrillo rechnet wegen der vielen Urlauber im Sommer mit etwas Entlastung auf Pendlerstrecken.

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