Elektroautos 500 Millionen Euro für Batterie-Labor in NRW

Münster · Das Land zieht ein wichtiges Projekt für das künftige E-Auto an Land. Konzerne wie Evonik und Lanxess mischen mit.

 2017 wurde das MEET (Münster Electrochemical Energy Technology) an der Universität Münster neu gegründet.

2017 wurde das MEET (Münster Electrochemical Energy Technology) an der Universität Münster neu gegründet.

Foto: MEET/Judith Kraft/Judith Kraft

Der Standort für die erste Forschungsfertigung für Batteriezellen kommt nach Münster. Das verkündete Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) am Freitag in Berlin. Als Ergebnis wird eine Forschergruppe rund um den Münsteraner Wissenschaftler Martin Winter 500 Millionen Euro erhalten, um Batterien weiterzuentwickeln und um zu testen, wie solche Energiespeicher dann produziert werden können. Das Projekt könnte auf Dauer einige Tausend Jobs bringen, schätzt NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP). NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte: „Die Entscheidung für Münster als optimalen Standort für die Batterieforschungsfabrik ist ein starkes Zeichen für die Exzellenz unseres Wissenschafts- und Wirtschaftsstandortes.“

Möglich machte den Erfolg gegen fünf Bewerbergruppen aus anderen Bundesländern, dass der Chemiker Martin Winter international als einer der größten Experten bei der Erforschung innovativer Batterietechnologien gilt. Außerdem schaffte er es mit der Landesregierung, rund 75 Unternehmen und Forschungsorganisationen zu überzeugen, dass sie mit dem Entwicklungszentrum zusammenarbeiten. Darunter sind nach Information unserer Redaktion die Chemiekonzerne Evonik und Lanxess, das Entsorgungsunternehmen Interseroh, aber auch der Einzelhändler Aldi Süd, der Autohersteller Ford und der Energiekonzern RWE.

Auch das Forschungszentrum Jülich und der Aachener Maschinenbau-Professor Günther Schuh mischen bei dem Vorhaben mit. Das bringt auch Know-how, wie eine Batteriefabrik effizient gemanagt werden könnte und wie Batterien wieder recycelt werden können. Mit diesen Überlegungen setzte sich die NRW-Bewerbung auch gegen das zweitplatzierte Ulm aus Baden-Württemberg durch.

NRW wird das Vorhaben mit 200 Millionen Euro unterstützen. Das Land hat auch angekündigt, 150 Millionen Euro beizusteuern, falls Wissenschaftler des Zentrums neue Unternehmen aufbauen. „Aus Ideen sollten Geschäfte werden“, sagte Pinkwart. Er lobt insbesondere, dass die Münsteraner Experten Technologien entwickeln wollen, um Batterien umweltfreundlicher zu bauen. Er hofft, dass NRW auch noch den Zuschlag für eine künftige Fertigung erhält, die der Bund fördern will: „NRW muss als Forschungs- und Innovationsstandort gegenüber dem Südwesten aufholen.“

Auch die Opposition im Landtag freut sich über den Erfolg: „Das ist gut für den Standort NRW und ein wichtiger Baustein für die Energiewende“, sagte Wibke Brems von den Grünen. Allerdings solle die Landesregierung aufhören, den Bau von Windkrafträdern in NRW einzuschränken.

Dietmar Bell, hochschulpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, sagt: „Das ist eine gute Nachricht für NRW.“ Der Zuschlag für Münster sei aber auch eine Auszeichnung für viele Anstöße in Sachen E-Mobilität, die die frühere rot-grüne Landesregierung bereits geleistet habe.

Tatsächlich hat Nordrhein-Westfalen in den vergangenen zehn Jahren bereits mehr als 100 Millionen Euro in die Batterieforschung investiert. In Münster, Aachen und Jülich arbeiten schon 600 Personen mit einem Jahresbudget von 90 Millionen Euro an Technologien für bessere Batterien.

Mitte 2022 soll das Entwicklungszentrum ganz in Betrieb gehen, losgelegt werden soll aber schon jetzt mit den bisherigen Teams. Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer meint: „Die müssen Tempo machen. Bisher sind Unternehmen aus dem Ausland deutlich weiter als deutsche Firmen bei der strategisch so wichtigen Batteriefertigung.“

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