Holpriger Start des 49-Euro-Tickets Lange Schlangen, Verwirrung bei Firmenabos und Ausleseprobleme

Düsseldorf · Das Deutschlandticket bringt dem ÖPNV viele neue Kunden – allein der VRR zählt 140.000 zusätzliche Abos. Aber vor den Kundenzentren ist es voll. Wir erklären, was die Bürger zur Buchung wissen müssen – und wie schnell es aktuell per App geht.

49-Euro-Ticket: Das müssen Sie zum Deutschlandticket wissen
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Das müssen Sie zum Deutschlandticket wissen

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Foto: dpa/Arne Dedert

Der Start des Deutschlandtickets läuft hektisch. Einerseits buchen nun doch mehr Kunden als erwartet das 49 Euro teure Monatsticket für den Nahverkehr in ganz Deutschland, andererseits drängeln sich die Menschen vor vielen Kundenzentren, es gab Probleme bei Kontrollen. Wir sagen, was Kunden wissen müssen.

Warum die Warteschlangen?

Der Andrang vor den Ticketshops von Rheinbahn, NEW oder auch KVB war am Montag zumindest erst einmal gewaltig, auch am Dienstag war es oft noch ganz schön voll. Hauptgrund ist, dass viele Nutzer von Monatskarten oder 10-er-Karten und anderen Rabattangeboten zum Beginn des Monats noch schnell ein Deutschlandticket kaufen wollten, um so günstiger mit mehr Reichweite unterwegs sein zu können. „Da haben einige nicht schnell genug geschaltet“, meint ein Brancheninsider, „seit Monaten lief der Vorverkauf, aber eine solche Situation haben wir zum Anfang des Schuljahres auch oft.“ José Luis Castrilo, Vorstand des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) berichtet, dass bereits 140.000 neue Kunden gewonnen werden konnten. Erwartet hatte der VRR nur 100.000. „Der Start des Deutschlandtickets ist eine historische Chance, um mehr Menschen für den ÖPNV zu gewinnen. Wir freuen uns über die sehr hohe Nachfrage, auch wenn es aktuell zu Engpässen in Kundenzentren kommt.“

Wie kann noch gebucht werden?

Der einfachste Weg ist, das Deutschlandticket über eine der vielen Apps zu kaufen. Die App der Bahn hatte am Wochenende zwar Probleme, am Mittwoch schien ein Kauf des Deutschlandtickets aber über die Apps der Bahn, des VRR, der Rheinbahn in Düsseldorf und der KVB in Köln problemlos möglich. Wir haben probiert, wie schnell es dauert, sich ganz neu für eine ÖPNV-App zu registrieren und nahmen dafür die App von NEW in Mönchengladbach: Nach rund acht Minuten war die Anmeldung erledigt, inklusive Eingabe der Kontodaten, der Kauf eines Fahrscheines war sofort möglich.

Was ist mit den Chipkarten?

Die meisten Nutzer haben ihr Deutschlandticket als digital auslesbare Kundenkarte nach Hause geschickt bekommen. Wer jetzt noch eine solche Karte bestellt, wird diese am nächsten Tag auf dem Postweg erhalten, erklärt die Düsseldorfer Rheinbahn. Es sei auch möglich, die Karte direkt mitzunehmen, wenn man sie in einem der fünf Kundenzentren der Rheinbahn kauft. Diese sind am Düsseldorfer Hauptbahnhof, an der Heinrich-Heine-Allee sowie in Hilden, Mettmann und Ratingen. Allerdings sind die Karten knapp: Die ÖPNV-Firmen schicken den Kunden darum häufig digitale Karten, die genauso aussehen wie das Ticket 1000 oder das Youngticket. Auf dem Chip der Karte ist aber korrekt einprogrammiert, dass der Kunde ein Deutschlandticket hat. Kunden erhalten Aufkleber mit der Aufschrift „Deutschlandticket“ für solche Chipkarten.

Gibt es Ausleseprobleme?

Kunden berichten, dass im ÖPNV rund um Düsseldorf Deutschlandtickets in Einzelfällen nicht von Kontrolleuren ausgelesen werden konnten. Die Rheinbahn erklärt dazu, die Einstiegskontrollsysteme würden nun ein Update erhalten, damit es keine Ausleseprobleme mehr gibt. Bei den Karten selbst seien keine Schwierigkeiten bekannt, so die Rheinbahn.

Gibt es Probleme bei Deutschlandtickets über die Firmen?

Viele Arbeitgeber wie Bayer, Ergo oder auch Deutsche Post nutzen eine Sonderregel beim Deutschlandticket: Sie zahlen ihren Beschäftigten mindestens ein Viertel der verlangten 49 Euro, also mindestens 12,25 Euro als Zuschuss. Dann gibt der ÖPNV-Anbieter noch weitere fünf Prozent Rabatt (2,45 Euro). Das Deutschlandticket als Jobticket kostet dann nur noch maximal 34,30 Euro. Doch bei den Abbuchungen zur Monatswende wurden bei einigen Beschäftigten, die ein solches Ticket buchten, trotzdem 46,55 Euro abgebucht. Warum? Die Rheinbahn teilt mit, dass Arbeitgeber mehrere Optionen hätten, ihren Zuschuss zu geben: Entweder sie überwiesen das Geld an die Rheinbahn, dann werden beim Arbeitnehmer direkt maximal 34,30 Euro abgebucht. Oder der Arbeitgeber überweist seinen Zuschuss an den Arbeitnehmer, was dann eventuell erst bei der nächsten Gehaltsabrechnung vollzogen wird. Deutsche Post und die Versicherung Ergo berichten, dass bei ihnen die über die Firma bestellten Deutschlandtickets mit dem Gehalt verrechnet werden.

Was meint der VRS?

Zum Verkaufsstart wurden mehr 49-Euro-Tickets verkauft als erwartet.

Zum Verkaufsstart wurden mehr 49-Euro-Tickets verkauft als erwartet.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der für Köln und Bonn relevante Verkehrsverbund stellt 300.000 Kunden auf die neuen Abos um. Er berichtet, diese Arbeit sei eine „große vertriebliche Herausforderung.“ Alt-Kunden, die umgestellt worden seien, hätten bereits „größtenteils eine neue Chipkarte bekommen. Ein Sprecher ergänzt: „Es kann teilweise bei Großkunden zu Schwierigkeiten bei der Auslieferung kommen, die den Vertrag für ihre Arbeitnehmer erst auf den letzten Drücker unterschrieben haben. Dies sind aber nur Einzelfälle, großflächige Probleme sind uns nicht bekannt.“

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