Start des 49-Euro-Tickets Das muss man zum Deutschlandticket wissen

Düsseldorf/Berlin · Mehr als fünf Millionen neue Abonnenten werden im ÖPNV durch das 49-Euro-Ticket erwartet, beim VRR alleine mindestens 100.000. Wir erklären, wie das neue Ticket funktioniert und wie man es buchen kann.

49-Euro-Ticket: Alle bislang bekannten Fakten zur neuen Monatskarte
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Alles, was Sie zum 49-Euro-Ticket wissen müssen

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

52 Millionen Bürger erwarben das 9-Euro-Ticket zwischen Juni und August 2022 für freie Fahrt im Nahverkehr bundesweit für neun Euro im Monat. Rund zehn Millionen Menschen bekamen ihre normalen Nahverkehrsabos in 9-Euro-Abos umgewandelt und profitierten durch einen günstigeren Preis. So sah die Bilanz der größten Werbeaktion für den Nahverkehr bisher aus.

Am Freitag gab der Bundesrat das 49-Euro-Ticket frei, am  Montag, 3. April, soll der Vorverkauf starten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum deutschlandweit gültigen Ticket für Bus, S-Bahnen und Regionalzüge. Dabei bezeichnen Politik und Verkehrsfirmen das neue Angebot neuerdings bevorzugt als Deutschlandticket, um sich spätere Preiserhöhungen offen zu halten.

Wo kann man das 49-Euro-Ticket nutzen? Wie lange gilt das 49-Euro-Ticket?

Das Ticket wird wie das 9-Euro-Ticket Fahrten im Nahverkehr inklusive Regionalzüge bundesweit erlauben. Es soll als Abo verkauft werden, das aber jederzeit gekündigt werden kann.

Gibt es Zeitdruck?

Nein, das Ticket wird erst ab 1. Mai gültig sein. Da es vorzugsweise per App verkauft wird, haben die Kunden keinen Termindruck.

Wo kann ich das Deutschlandticket erhalten?

Wer schon ein Abo hat, wurde angeschrieben und um die Entscheidung gebeten, ob er zum Deutschlandabo wechseln will oder beim alten Abo bleibt. 95 Prozent der Kunden wechseln, erklären die Nahverkehrsfirmen. Neukunden kaufen das Abo am besten über die App des örtlichen Nahverkehrsunternehmens wie dem VRR oder der Rheinbahn oder in Köln der KVB. Außerdem können über Kundenzentren entsprechende Chipkarten bestellt werden. Für den Abschluss eines Abos sind Name, Adresse und eine Bankverbindung notwendig.

Ist das Deutschland-Ticket übertragbar?

Nein. Eine Übertragung des Tickets auf eine andere Person ist nicht erlaubt. Anders als beim 9-Euro-Ticket im vergangenen Sommer gibt es keinen Verkauf über Fahrkartenautomaten.

Wer spart mit dem Deutschlandticket am meisten?

Je teurer das bisherige Abo war, umso mehr Geld sparen die Kunden. So kostet die Monatskarte des Ticket 2000 beim VRR mindestens 75 Euro bei ganztägiger Gültigkeit in der kleinsten Tarifzone, aber ein Abo von Köln nach Düsseldorf als Übergangstarif von VRS und VRR kostet deutlich mehr als 200 Euro im Monat. Die Verkehrsverbünde hoffen nun auf viele weitere Kunden, die ein Abo wegen des niedrigen Preises buchen, um eben gelegentlich mit dem ÖPNV zur Arbeit oder zum Einkaufen oder ins Kino zu fahren. „Wir wollen neue Kunden gewinnen, die den ÖPNV zuerst ausprobieren und dann treue Kunden werden“, sagt José Luis Castrillo, Vorstand des VRR.

Kann ich das Deutschlandticket wieder kündigen?

Das Deutschlandticket ist ausschließlich als Abo erhältlich. Es kann normalerweise immer zum 10. Tag des Monats gekündigt werden. Da einige Arbeitgeber ihren Zuschuss von einer Mindestlaufzeit abhängig machen, kann bei einer schnellen Kündigung der Zuschuss verloren gehen.

Darf ich Hunde und Tiere mit dem Deutschlandticket mitnehmen?

In ganz Deutschland ist die Mitnahme von Kindern bis sechs Jahren erlaubt. In NRW ist es beim Deutschlandticket zulässig, seinen Vierbeiner mitzunehmen, ohne Aufpreis.

Was ist mit Fahrrädern?

Für ganz NRW kann ein Zusatzabo für monatlich 39 Euro gebucht werden. Da nur sehr wenige Menschen ihr Zweirad laufend mitnehmen, bieten sich andere Optionen an, wenn man nur gelegentlich ein Fahrrad mitnimmt. Nur für den VRR kostet ein Fahrradabo 29 Euro im Monat, nur für den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) sind bei Buchung auf dem Handy 41 Euro fällig. Hier ist also das NRW-Fahrradabo sowieso besser.

Für nur 3,80 Euro kann ein Bürger im VRR 24 Stunden lang ein Rad mitnehmen – das reicht also für Hin- und Rückfahrt bei Pendlern oder einem Ausflug.

Darf die 1. Klasse genutzt werden?

Für zusätzlich 69 Euro im Monat ist die Nutzung der 1. Klasse in ganz NRW inklusive.

Gibt es das Deutschlandticket noch günstiger als 49 Euro?

Ja, viele Arbeitgeber bieten die Tickets subventioniert an, um Beschäftigte an sich zu binden und um weniger Parkplätze vorhalten zu müssen. Bayer bietet beispielsweise die Tickets zu einem Preis von 34,30 Euro pro Kopf und Monat. Vergleichbare oder noch günstigere Angebote machen die Post, Vodafone Deutschland, die Versicherung Ergo und viele andere Arbeitgeber. Dabei fördert die ÖPNV-Branche diese Angebote, indem sie fünf Prozent (2,45 Euro) Rabatt auf jedes Deutschlandticket gibt, wenn der Arbeitgeber wiederum ein Viertel (12,25 Euro) dazugibt. Das ergäbe dann für den Arbeitnehmer einen Rabatt von 14,70 Euro auf die 49 Euro auf dann 34,30 Euro als neuen Preis.

Beim WDR sind nur 15 Euro fällig, weil der Zuschuss beim Jobticket bisher sehr hoch war und wie bei anderen Arbeitgebern nun auf das Deutschlandticket als neues Jobticket angewendet wird.

Was ist mit Studenten?

Studenten können die bundesweite freie Fahrt buchen, indem sie ein Upgrade von rund 15 Euro auf ihre bisher nur in NRW gültigen Semestertickets bezahlen.

Profitieren auch Sozialhilfe- und Wohngeldempfänger vom Deutschlandticket?

Das Land plant, die bisher rein lokal gültigen Sozialtickets auf eine bundesweite Gültigkeit umzustellen, wobei der VRR eine Tarifsenkung gegenüber dem bisherigen Preis von 41,20 Euro anpeilt.

Was ist mit Rentnern?

Eine spezielle Vergünstigung für ältere Bürger ist nicht geplant. „Das ist sehr bedauerlich“, sagt der 77-jährige Wilfried Oettgen aus Düsseldorf-Urdenbach. „Wir hatten bei den bisherigen Abos wie dem Ticket 2000 oder dem Bärenticket zwar höhere Preise, aber man konnte zu gewissen Zeiten seinen Partner kostenlos mitnehmen. Da es beim Deutschlandticket keine Mitnahmemöglichkeit haben, bringt es uns keinen Vorteil. Das finde ich schade.“

Werden alle bisherigen Abos verschwinden?

Nein. Allein weil es für manche Bürger attraktiver ist, für einen etwas höheren Preis jemanden anderen oder ein Fahrrad ohne Aufpreis mitnehmen zu können, hat ein Teil der Kunden die alten Abos behalten. Außerdem gibt es regionale Sondertarife wie eine Flatrate in Münster für nur 29 Euro künftig. „Der Tarifdschungel ist nicht ganz verschwunden“, sagt dazu Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf. Das erschwere für Unternehmen die Verwaltung von Jobtickets.

Sind Kurz-Urlaube mit dem Deutschlandticket denkbar?

Es ist wie beim 9-Euro-Ticket im Sommer 2022. Nahverkehrszüge werden im Sommer beliebt sein am Wochenende: Koblenz, Bremen und Hannover können mit Regionalzügen mit nur einem Umstieg ab Düsseldorf besucht werden, nach Mainz, Trier und Hamburg muss man zweimal umsteigen, nach Berlin mindestens dreimal.

Und was sagt eigentlich der NRW-Verkehrsminister?

Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Krischer rechnet mit großem Zuspruch. Mit dem neuen Angebot mit einem Ticket, Preis und Tarifgebiet werde Mobilität im öffentlichen Personennahverkehr neu gedacht. „Die Zeiten, in denen Kundinnen und Kunden ein Tarifabitur beim Fahrkartenkauf brauchen, sind vorbei“, erklärte der Grünen-Politiker nach Angaben seines Ministeriums am Sonntag. Mit dem neuen Ticket würden Millionen Pendlerinnen und Pendler entlastet. Vielen Menschen werde ein Anreiz für eine klimafreundliche Mobilität geboten, sagte Krischer, der auch Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz von Bund und Ländern ist.

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