DAK-Gesundheitsreport 2015 223.000 Beschäftigte in NRW dopen regelmäßig am Arbeitsplatz

Hamburg · Stress, Leistungsdruck, Überforderung. Immer mehr Erwerbstätige haben das Gefühl, den Anforderungen ihres Berufes nicht gewachsen zu sein. In NRW putschen sich rund 223.000 Menschen regelmäßig mit Medikamenten auf, so das Ergebnis einer Studie.

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"Neuroenhancement", also der Missbrauch von leistungssteigernden Medikamenten im Job, nimmt in NRW zu. Die DAK-Krankenkasse hat am Mittwoch Zahlen aus ihrem Gesundheitsreport 2015 für NRW veröffentlicht. Demnach haben sechs Prozent der NRW-Beschäftigten schon einmal am Arbeitsplatz gedopt. Inklusive Dunkelziffer geht die DAK von 10,8 Prozent aus, die schon einmal leistungssteigernde Medikamente eingenommen haben. Hochgerechnet auf die Erwerbstätigen in Nordrhein-Westfalen sind das bis zu 983.000 Menschen. Regelmäßig nehmen laut DAK 223.000 Erwerbstätige Medikamente ein, die ihre Leistungsfähigkeit im Job steigern sollen.

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Foto: Techniker Krankenkasse

NRW etwa auf einem Niveau mit dem Bundesdurchschnitt

Bereits im März hatte die DAK ihren Gesundheitsreport 2015 mit bundesweiten Zahlen zum "Doping am Arbeitsplatz" veröffentlicht. Bundesweit gaben sieben Prozent der Befragten zu, schon mindestens einmal im Leben verschreibungspflichtige Medikamente eingenommen zu haben, um sich am Arbeitsplatz zu "dopen" — das macht rund drei Millionen Menschen. Doch die DAK geht auch hier von einer höheren Dunkelziffer aus und schätzt, dass insgesamt rund zwölf Prozent der Beschäftigen schon einmal zu aufputschenden Medikamenten gegriffen haben. Zwischen zwei und (inklusive Dunkelziffer) etwa 3,5 Prozent der Befragten in Deutschland verwendeten regelmäßig "Neuroenhancer", so die DAK.

"Gedopt" wird am Arbeitsplatz vor allem mit Betablockern, Antidepressiva, Wachmachern und ADHS-Pillen wie Ritalin, so die DAK. Die Experten der DAK befragten für ihren Report 5017 männliche und weibliche Erwerbstätige im Alter zwischen 20 und 50 Jahren.

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Foto: gms

Neuroenhancement werde zu einem immer wichtigeren Thema für Erwerbstätige, so die Experten der DAK. "Gegenüber 2008, dem letzten Befragungszeitpunkt des DAK-Gesundheitsreports, hat die Verbreitung von pharmakologischem Neuroenhancement auch in NRW in der Arbeitswelt zugenommen. Auch das Wissen um die vermeintlichen Möglichkeiten verschreibungspflichtiger Medikamente auch für Gesunde hat gegenüber 2008 stark zugenommen", heißt es.

Aufputschmittel per Rezept

In der Regel bekommen die Nutzer von leistungsfördernden Medikamenten diese über ein vom Arzt ausgestelltes Rezept, heißt es weiter. Oft genug habe der Arzt im Vorfeld aber keine Diagnose getroffen, die eine Verschreibung der Medikamente rechtfertigen würde, so die DAK. Bei den Beschäftigen, die sich mit Medikamenten pushen, handelt es sich laut DAK sowohl um hochqualifizierte Angestellte und Selbständige, als auch um Angestellte mit einfachen Tätigkeiten sowie Arbeiter.

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Die Mehrheit der Befragten stehe der Nutzung von leistungsfördernden Medikamenten aber nach wie vor abweisend gegenüber, so der DAK-Bericht. "Die überwiegende Mehrheit der Erwerbstätigen, etwa 83 Prozent, (...) kann sich keine Gründe vorstellen, verschreibungspflichtige Medikamente zum Neuroenhancement zu missbrauchen", heißt es. Allerdings habe die Befragung auch ergeben, dass rund zehn Prozent der Erwerbstätigen der Nutzung von Medikamenten zur Leistungssteigerung grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber stehen. Diese Befragten können sich vorstellen, mithilfe der Medikamente Stress oder Lampenfieber im Job zu bekämpfen oder ihre Konzentrationsfähigkeit zu steigern.

Durchschnitts-Erwerbstätiger ist 14 Tage krank

Der DAK-Report erfasst auch die Zahl der Krankheitstage in Nordrhein-Westfalen, sofern diese durch eine Krankschreibung dokumentiert sind. Durchschnittlich war demnach ein nordrhein-westfälischer Beschäftigter im vergangenen Jahr an 13,9 Tagen krankgeschrieben, meistens wegen Muskel-Skelett-Erkrankungen wie zum Beispiel Rückenschmerzen. Etwa jeder fünfte Tag fällt wegen psychischen Erkrankungen an — Tendenz steigend. Krankgeschrieben waren vor allem Beschäftigte im Gesundheitswesen und in der Verwaltung. Durchschnittlich dauerte eine Erkrankung laut DAK-Studie 12,4 Tage, das ist etwas länger als im Bundesdurchschnitt (12,3 Tage).

(lsa)
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