Bönen 200 Kik-Mitarbeiter streiken gegen Minilohn

Bönen · Die Tengelmann-Tochter zahlt Lagerarbeitern 1650 Euro, der Einzelhandels-Tarif sieht 2106 Euro vor.

Die Gewerkschaft Verdi hat gestern zum Streik beim Textil-Discounter Kik aufgerufen. Die Gewerkschaft forderte die Beschäftigten am Hauptstandort im westfälischen Bönen auf, ihre Arbeit mit Beginn der Frühschicht um vier Uhr niederzulegen. An diesem Standort betreibt der Textilhändler sein Zentrallager, von wo aus alle deutschen Kik-Filialen beliefert werden. Der Hauptgrund, weshalb Verdi die rund 500 Mitarbeiter zum Streik motiviert, sind die aus Sicht der Gewerkschaft zweifelhaften Arbeitsverträge. "Das Unternehmen ist nicht bereit, rechtsverbindliche Tarifverträge zu schließen", kritisiert Günter Isemeyer, Verdi-Pressesprecher im Landbezirk Nordrhein-Westfalen. Arbeitnehmer könnten sich nicht auf ihren Arbeitgeber verlassen, die Arbeitskonditionen könnten sich immer wieder ändern. "Wir wissen auch, dass viele der Kik-Beschäftigten Hartz-Aufstocker sind, also zu ihren Bezügen Finanzspritzen vom Staat in Anspruch nehmen müssen. Es kann aber nicht sein, dass die Steuerzahler die geringen Löhne von Kik auf diese Weise subventionieren", sagt Isemeyer. Nach Angaben der Gewerkschaft erhalten Lagerarbeiter, die nach dem nordrhein-westfälischen Einzelhandelstarif bezahlt werden, 2106 Euro. Bei Kik bekäme ein Lagerarbeiter dagegen nur 1650 Euro.

Auf Nachfrage erklärt Beatrice Volkenandt, Pressesprecherin von Kik: "Die Kik Logistik GmbH ist als Logistikdienstleister tätig und orientiert sich bezüglich der Vergütung der Mitarbeiter an der im Logistikbereich branchenüblichen Bezahlung. Wir sind ein zuverlässiger und partnerschaftlicher Arbeitgeber, der seinen Mitarbeitern attraktive Zusatzleistungen, wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Leistungsprämien bietet. Ein großer Teil unserer Mitarbeiter ist bereits seit langer Zeit im Unternehmen tätig und weiß das gute Betriebsklima, den Zusammenhalt und die gute Zusammenarbeit zu schätzen, wie es uns die im Rhythmus von zwei Jahren durchgeführte Mitarbeiterbefragung zeigt."

Das scheint jedoch nicht ganz die Realität zu spiegeln. Günter Isemeyer rechnet mit mehr als 200 Streikteilnehmern. Und auch andernorts geriet der Konzern wegen seinen Arbeitsbedingungen immer wieder in die Schlagzeilen. Zum einen kamen völlig unzureichend gegen Brände gesicherte Produktionsbetriebe in Pakistan und Bangladesch in die Kritik. Zum anderen kam es auch in Deutschland zu sittenwidrigen Bezahlungen, wie etwa das Landesarbeitsgericht Hamm feststellte.

(RP)
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