Peking 200 Chinesen nach Crash bestraft

Peking · Auch eine Welle von Festnahmen kann neue Börsenverluste nicht verhindern. Den Verdächtigen wird vorgeworfen, durch Falschinformationen die Öffentlichkeit getäuscht und Panik ausgelöst zu haben.

China hat Schuldige für den Börsencrash der vergangenen Woche ausgemacht. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua gesten berichtete, haben die Behörden insgesamt 197 Personen bestraft, weil diese zum Beispiel über die Börsenturbulenzen und die Explosionskatastrophe in Tianjin im Internet "Gerüchte verbreitet" haben sollen.

Dem Bericht zufolge hat die Polizei die User verfolgt, weil sie eine "Panik auslösen" und die "Öffentlichkeit täuschen" wollten. Mehrere Personen, darunter ein Journalist, ein Beamter der Börsenaufsicht und vier Wertpapierhändler sind zudem festgenommen worden, wie Xinhua berichtete. Der Journalist habe gestanden, falsche Informationen verbreitet zu haben, die "große Verluste für Investoren" zur Folge hatten. Es seien auch Accounts gelöscht worden, die "staatsgefährdende Gerüchte" über die anstehenden Feierlichkeiten in Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren verbreitet haben sollen. Peking plant zu diesem Anlass am kommenden Donnerstag eine große Militärparade.

Vor zwei Jahren war in China ein neues Gesetz eingeführt worden, wonach die Verbreitung von Gerüchten mit einer Freiheitsstrafe von drei Jahren geahndet werden kann, wenn Beiträge im Internet mehr als 500 Mal geteilt oder 5000 Mal angesehen werden. Menschenrechtler kritisieren die immer schärfen Internetregeln im Land.

Ungeachtet der Festnahmen hat sich zum Wochenstart der Kursverfall an den chinesischen Börsen fortgesetzt. Der Analyst Gerry Alfonso vom Wertpapierhandelshaus Shenwan Hongyuan Securities sprach von Gewinnmitnahmen nach der Kurserholung in der vergangenen Woche. Die Investoren warteten auf weitere Konjunkturdaten, die Aufschluss über den Zustand der chinesischen Wirtschaft sowie den Zeitpunkt der erwarteten Zinserhöhung in den USA liefern. Äußerungen von US-Notenbank-Vize Stanley Fischer deuten darauf hin, dass eine Anhebung bereits im September wahrscheinlicher ist als von manchen Anlegern erwartet. Die jüngsten Kursausschläge an den Märkten könnten nachlassen und damit den Weg für die Zinswende ebnen, sagte der amerikanische Notenbanker.

China greift Hausbesitzern angesichts der schwächelnden Konjunktur stärker unter die Arme. Um den Immobilienmarkt weiter zu beleben, wurden die Bedingungen für den Kauf eines Zweithauses gelockert. Die Behörden entschieden, dass entsprechende Anzahlungen an die Finanzierer von 30 auf 20 Prozent der Bausumme reduziert werden. Die Änderung gilt für Großstädte mit Ausnahme von Peking, Schanghai, Shenzhen und Guangzhou - in diesen Städten gibt es bereits ein Überangebot an Häusern. Dort können die Stadtverwaltungen mit Zustimmung der Zentralregierung in Peking jedoch eigene Mindestanforderungen für die Abschlagszahlungen durch Hauskäufer festlegen.

(dpa)
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