Düsseldorf 2,2 Millionen-Bonus für VW-Vorstände

Düsseldorf · Obwohl VW gestern aufgrund des Diesel-Skandals den größten Verlust der Firmengeschichte bekanntgab, bekommen die Vorstände weiter Millionen-Prämien. Sie verzichten nur ein bisschen - doch selbst dabei gibt es eine Hintertür.

Es sind Sätze, die wie aus einer anderen Zeit wirken: "Mit Größe allein ist es nicht getan", hatte Martin Winterkorn im März 2015 gesagt. Natürlich wolle man größter Autohersteller der Welt werden, sagte der damalige VW-Chef seinerzeit der "Welt am Sonntag", doch VW solle in jeder Hinsicht an der Spitze stehen, "auch in Sachen verantwortungsvoller Unternehmensführung". Mit dem Wort "Vorbild" tue er sich schwer, einen Vorreiter könne man VW aber sehr wohl nennen: "Bei den Arbeitsbedingungen, beim verantwortlichen Umgang mit den Ressourcen unseres Planeten macht uns wohl niemand etwas vor."

Heute, ein Jahr später, ist alles anders: Vom Wort "Vorbild" ist VW seit Bekanntwerden des Abgasskandals so weit entfernt wie Winterkorn von einer Rückkehr an die Konzernspitze, die er nach Bekanntwerden des Abgasskandals aufgeben musste. Und die Stickoxide, die VW-Diesel weltweit tagtäglich in die Luft blasen, lassen auch am verantwortlichen Umgang mit den Ressourcen des Planeten zweifeln.

Der Abgasskandal hat VW in eine tiefe Krise gestürzt - und zum größten Verlust der Konzerngeschichte geführt. Während der Umsatz im vergangenen Jahr sogar noch einmal um rund fünf Prozent auf 213,3 Milliarden Euro stieg, blieb ein operativer Verlust von 4,1 Milliarden Euro. Ausschlaggebend sind dafür vor allem Rückstellungen von 16,9 Milliarden Euro, die der Konzern zur Bewältigung des Abgasskandals gebildet hat. Dies gab VW gestern bekannt. "Ohne die erheblichen Vorsorgemaßnahmen, die wir für alle heute abschätzbaren Folgen der Abgasthematik getroffen haben, hätten wir einmal mehr von einem insgesamt erfolgreichen Jahr sprechen können", sagte VW-Chef Matthias Müller.

Trotzdem will das Unternehmen seinen Aktionären nur eine Mini-Dividende zahlen. Statt 4,86 Euro je stimmrechtsloser Vorzugsaktie soll es nur noch 0,17 Euro geben. Inhaber stimmberechtigter Stammaktien erhalten je 0,11 Euro pro Papier - im Vorjahr waren es noch 4,80 Euro gewesen. Auch die Vorstände werden geschont. Ein Komplett-Verzicht auf Boni ist vom Tisch. Stattdessen behält der Konzern etwa 30 Prozent der variablen Vergütung der Vorstände ein, wandelt sie in Aktien um und parkt diese drei Jahre. Der Betrag werde nur dann in voller Höhe ausgezahlt, wenn der Anfangsreferenzkurs der Vorzugsaktie am Ende der dreijährigen Sperrfrist um mindestens 25 Prozent gestiegen sei, heißt es bei VW: "Darin liegt sowohl ein Risiko als auch ein Anreiz für den Vorstand, da hierdurch weitere Teile der Vergütung an den zukünftigen wirtschaftlichen Erfolg des VW-Konzerns gekoppelt werden." Als Ausgangskurs wird dabei der Durchschnittswert des Börsenkurses der vergangenen 30 Handelstage genommen.

Ordentliche Vorstandsmitglieder erhalten damit für das abgelaufene Geschäftsjahr einen Bonus in Höhe von 2,2 Millionen Euro. "Die Regelung ist Ausdruck für die Verbundenheit des Vorstands mit dem Unternehmen, seinen Mitarbeitern und seinen Kunden", so Müller.

Schuldige präsentierte VW gestern nach der Aufsichtsratssitzung nicht - obwohl die US-Kanzlei Jones Day seit Monaten Mitarbeiter verhört, Unterlagen sichtet und Dateien auswertet. Zehn Millionen Dokumente seien allein an die Anwälte von VW weitergeleitet worden, teilte der Autokonzern mit. Doch Zwischenergebnisse bleibt der Konzern schuldig. Als Gründe nannte VW sowohl mögliche finanzielle Risiken bei den drohenden Strafzahlungen in den USA als auch negative Effekte bei der Ermittlungsarbeit der US-Behörden. Der Konzern fürchtet ansonsten höhere Zahlungen wegen der Verstöße in den USA. VW peilt das Ende der internen Ermittlungen für das letzte Quartal 2016 an.

(frin)
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