Es ist vielfach auch emotional für die Inhaber, den eigenen, über viele Jahre erfolgreich aufgebauten und geführten Handwerksbetrieb aus der Hand zu geben. Aber Krankheits- oder Altersgründe führen oftmals zu der Entscheidung, das Unternehmen an einen passenden Nachfolger zu übergeben. Anders als noch vor 20 oder 30 Jahren üblich, werde inzwischen nämlich ein Betrieb häufig nicht mehr automatisch innerhalb der Familie, also an den Sohn oder die Tochter, übergeben, erklärt Thimo Frielinghaus. Der Abteilungsdirektor nehmensnachfolge Stadtsparkasse Unterbei der Düsseldorf beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema und kennt sich entsprechend sehr gut aus. „In den meisten Fällen wird ein Handwerksbetrieb heutzutage an einen Mitarbeitenden, in der Regel einen Meister oder - in Ausnahmefällen auch schon mal an einen langjährigen Gesellen, verkauft“, sagt er.
Die Vorteile einer solchen Unternehmensnachfolge liegen auf der Hand, und zwar für beide Seiten. So kann die Übernahme über einen längeren Zeitraum vorbereitet werden, der Nachfolger oder die Nachfolgerin kann beispielsweise in Urlaubszeiten den Inhaber schon einmal zeitweise vertreten. Zudem kennt ein betriebsinterner Nachfolger das Unternehmen, die Mitarbeitenden sowie Kunden und Lieferanten und weiß ganz genau, worauf er sich einlässt. Auch, wenn sich kein geeigneter Mitarbeiter findet und der Betrieb an einen Fremden verkauft werden soll, spielen übrigens persönliche Kontakte in der Regel eine Rolle. „Die meisten Inhaber verfügen über ein großes Netzwerk, man kennt sich untereinander und weiß häufig, wer sich mit einem eigenen Handwerksbetrieb selbstständig machen möchte“, sagt Frielinghaus.
Gemeinsam mit seinen Kollegen berät er dann hinsichtlich einer geeigneten Finanzierung, ohne die eine Nachfolge meist nicht umgesetzt werden kann. Die Einbindung öffentlicher Gründungskredite wie der NR-Woder der KfW-Bank bieten hier positive Faktoren, welche für eine Kaufpreis finanzierung von Vorteil sind (wie günstiger Zins und langfristige Finanzierung). Zudem können die Berater der Sparkasse beiden Seiten genau erklären, was beim Verkauf zu beachten ist, und auf Wunsch Experten für die rechtlichen, steuerlichen wie auch betriebswirtschaftlichen Aspekte empfehlen. „Kommen sowohl der Inhaber als auch der potenzielle Käufer zu uns, beraten natürlich unterschiedliche Kollegen“, erklärt Frielinghaus.
Betriebsinhabern rät er, genügend Zeit für die Nachfolgesuche einzuplanen und währenddessen das Unternehmen einfach weiter auf dem Laufenden zu halten, es also genau so fortzuführen, als wolle man es niemals abgeben. Wer einen Handwerksbetrieb übernehmen möchte, sollte diesen ganz genau und auch kritisch prüfen, und zwar nicht nur hinsichtlich Bilanzen, Kundenstruktur und Marktsituation, sondern auch darauf, ob der Betrieb wirklich zu den eigenen Vorstellungen passt. Natürlich hilft es zusätzlich, wenn man das „Unternehmer-Gen“ in sich spürt, also den Drang, einen eigenen Betrieb selbstständig und eigenverantwortlich erfolgreich zu führen.
„Zudem schadet es nie, über etwas Eigenkapital zu verfügen, damit nicht die komplette Übernahme fremdfinanziert werden muss“, sagt Frielinghaus. Darüber hinaus, so der Experte weiter, sei die Handwerkskammer stets der richtige Ansprechpartner zur Orientierung wie auch weiteren Unterstützung im Nachfolgeprozess für beide Seiten. BEATE WERTHSCHULTE