Laien werden in Deutschland seit vielen Jahren in Erster Hilfe ausgebildet. Die Soforthilfe durch Laien hat sich als äußerst wertvoll erwiesen. In der Vergangenheit wurde das Bewusstsein dafür in der Bevölkerung deutlich verbessert. Aktionen wie „100 pro Reanimation“ oder Erste-Hilfe-Ausbildungen in Schulen, Sportvereinen, Jugendorganisationen und Bildungseinrichtungen tragen zu dieser Entwicklung bei. „Die effektive Hilfe durch Laien in den ersten Minuten eines Notfalls ist oft bestimmend für den guten Ausgang des gesamten Verlaufs“, betont Dr. Gero Frings, Anästhesist und Notfallmediziner.
Dennoch sei die Hemmschwelle, im Notfall aktiv zu werden, sehr hoch. Aus diesem Grund empfiehlt der Chefarzt des St. Bernhard Hospital in Kamp-Lintfort alle fünf Jahre an einem Erste-Hilfe-Kurs teilzunehmen. Dies habe sich besonders in der Wiederholung bewährt.
Besondere Herausforderungen stellt der Umgang mit Kindern in Notfällen dar. Die Gesundheitszentren der Krankenhäuser bieten hierzu spezielle Bildungsangebote an. So richten Kurse wie „Erste Hilfe am Kind“ sich an Tagesmütter, Erzieherinnen, Gruppenleiterinnen, Eltern, Großeltern und alle Interessierten. Die Kurse sollen die Teilnehmer dazu befähigen, Gefahren und Notfallsituationen bei Kindern rechtzeitig zu erkennen und im Rahmen der Ersten Hilfe zu bewältigen. In den Schulungen geht es unter anderem um die Beobachtung und den Umgang mit erkrankten Kindern, Maßnahmen bei Wunden, Knochenbrüchen, Fieberkrämpfen, Verschlucken von Fremdkörpern, Insektenstichen, Sonnenstichen, Vergiftungen und Verbrennungen sowie die Herz-Kreislauf-Wiederbelebung bei Säuglingen und Kindern. „Diese Angebote sind entscheidend, um im Ernstfall adäquat reagieren zu können. Ob Laie oder Profi – jeder kann einen Beitrag dazu leisten, in Notsituationen Leben zu retten“, appelliert Gero Frings an alle, unbedingt einen Erste-Hilfe-Kurs zu buchen. Das könne im Notfall Leben retten.
Aber was ist konkret zu tun, wenn ein Säugling oder Kleinkind zum Beispiel einen Gegenstand verschluckt und Erstickungsgefahr droht? Schließlich gehört das Verschlucken zu den typischen Notfällen in dieser Altersgruppe. Auf jeden Fall ist sofortiges Handeln angesagt. Das Kind sollte mit dem Gesicht nach unten über die Beine gelegt werden. Der Kopf muss dabei fixiert sein. Dann mit der flachen Hand fünf Mal kräftig zwischen die Schulterblätter klopfen. Sollte diese Maßnahme keinen Erfolg haben, kann oftmals der sogenannte Heimlich-Griff helfen. Dabei dem Kleinkind von hinten die geballte Faust zwischen Bauchnabel und Brustbein legen. Mit der anderen Hand die Faust umschließen und kräftig drücken. Aber Achtung! Bei Babys unter einem Jahr darf der Heimlich-Griff nicht angewendet werden. Die Verletzungsgefahr ist einfach zu groß. Besser ist es, den Brustkorb des Säuglings wie bei einer Herzdruckmassage mit Zeige- und Mittelfinger vorsichtig zu drücken. Diese Maßnahme kann auch wiederholt werden, solange das Kind nicht bewusstlos ist. Bei Bewusstlosigkeit auf jeden Fall die Notrufnummer 112 wählen und mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen, bis die Rettungskräfte eintreffen.
Häufig kommt es bei Kindern auch zu Vergiftungen. Auch hier ist sofortiges Handeln lebensrettend. Nachdem die Reste aus dem Mund entfernt wurden, sollten die Kinder ein Glas Wasser oder Tee trinken. Auf keinen Fall aber Milch oder Salzwasser. Dies führt in vielen Fällen zu Erbrechen. Die Wirkung von stark schäumenden Chemikalien wie Spül- oder Waschmitteln wird so noch verstärkt. Nach den Erste-Hilfe-Maßnahmen muss das Kind sofort ins Krankenhaus gebracht werden. Nicht vergessen, die entsprechende Flasche, Verpackung oder Substanz mitzunehmen.
Ob beim Spielen oder in der Küche, die Gefahr von Verbrennungen oder Verbrühungen ist in den eigenen vier Wänden immer sehr hoch. Bei leichten Verletzungen zuerst die Kleidung entfernen und die betroffene Körperstelle unter fließendem, handwarmem Wasser kühlen. Die geröteten Stellen können dann in der Regel von alleine heilen, wenn keine Brandblasen entstanden sind. Im Zweifelsfall besser direkt zum Kinderarzt. In schweren Fällen sofort die 112 wählen. Während auf den Notarzt gewartet wird, auch hier die freigelegten Brandwunden oder Verbrühungen mindestens eine Viertelstunde unter handwarmem Wasser kühlen und anschließend mit einer sterilen Wundauflage abdecken.
HOLGER BERNERT