Was ist Wikipedia?
Im Rahmen eines gemeinnützigen und weltweiten Community-Projekts entsteht seit März 2001 eine umfassende Enzyklopädie in verschiedenen Sprachen mit offenen und frei verfügbaren Informationen zu einer Vielzahl an Themen. Der Name setzt sich aus dem hawaiischen Wort für schnell „wiki“ sowie „encyclopedia“, dem englischen Begriff für eine Enzyklopädie zusammen.
Das Online-Lexikon fungiert als kostenlose Wissens-Ressource für die Gesellschaft und zählt aufgrund der großen Nachfrage und der weltweiten Verbreitung zu den Massenmedien. Das Herzstück bilden lexikalische Einträge mit erläuternden Bildern zu relevanten Themengebieten. Die Inhalte sind unter Berücksichtigung verschiedener, aber offener Lizenzformen zur Verwendung freigegeben. Weiterhin gibt es für interessierte Leser nach Themen gegliederte Teil-Portale, die als redaktionell gepflegte Einstiegsseiten in die Enzyklopädie fungieren.
Das Besondere an Wikipedia ist, dass jeder auf der Welt an den Inhalten mitwirken kann. Artikel werden nach dem Prinzip des kollaborativen Schreibens stetig bearbeitet und diskutiert. Nutzer können sich weiterhin mit dem Korrekturlesen oder Verbessern, Formatieren und Einordnen oder der Erstellung von Bildern in das Projekt einbringen. Von der Community gewählte Administratoren sorgen für Ordnung und können beispielsweise Artikel löschen oder Nutzer sperren.
Das digitale Lexikon finanziert sich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Diese werden unter anderem vom Betreiber der Internet-Enzyklopädie, der Wikimedia Foundation in San Francisco, sowie den nationalen Ablegern wie dem deutschen Verein Wikimedia Deutschland e.V. verwaltet.
Wie und wann wurde Wikipedia gegründet?
Am 15. Januar 2001 wurde die „Wikipedia“ von Jimmy Wales gegründet. Eine damals noch kleine Community wollte mit ihrem Hobby-Projekt eine eine Online-Enzyklopädie ins Leben rufen, die durch freiwillige und ehrenamtliche Autoren mit Content befüllt wird.
Als Vorläufer des digitalen Lexikons gilt das im März 2000 gegründete „Nupedia“, eine offene, kommerzielle Enzyklopädie in größtenteils englischer Sprache. Das Projekt wurde im März 2000 von Jimmy Wales und Larry Sanger gestartet und vom Online-Anbieter Bomis in Florida unterstützt. Die Plattform basierte auf klassischen Redaktionssystemen und entwickelte sich sehr langsam. Nur ausgewiesene Experten durften Texte verfassen, die in einem langwierigen Redaktionsprozess überprüft und anschließend freigeschaltet wurden. So brachte es Nupedia in den drei Jahren seiner Existenz lediglich auf 24 fertige Artikel.
Deutlich vielversprechender war das sogenannte „Wiki-Konzept“. Das erste Wiki wurde 1995 durch den amerikanischen Programmierer Ward Cunningham entwickelt und ermöglichte es jedem Internetnutzer, auf einfache Weise neue Webseiten anzulegen oder bestehende zu ändern. Als Jimmy Wales und Larry Sanger von diesem Konzept erfuhren, installierten sie ein offenes Wiki-Lexikon, an dem interessierte Menschen direkt mitarbeiten konnten. Wikipedia ging am 15. Januar 2001 online, und bereits in den ersten zwei Monaten wurden rund 2000 Artikel eingestellt. Schon Mitte März eröffnete Jimmy Wales die deutsche Version seines Online-Lexikons, weitere Sprachversionen in der ganzen Welt folgten in den kommenden Monaten und Jahren.
Womit verdient Wikipedia Geld?
Die Online-Enzyklopädie begann als Hobby-Projekt und lief auf den Servern der von Jimmy Wales gegründeten Internetfirma Bomis. Aufgrund des enormen Wachstums stellte sich bereits ein Jahr nach der Gründung die Frage nach der Finanzierung.
Die naheliegende Idee der Online-Werbung führte zu einem Aufstand der Autoren. Im Sommer 2003 gründete Wales daher die Wikimedia Foundation. Die gemeinnützige Stiftung in den USA sollte den Wikipedia-Betrieb sichern. Der erste Spendenaufruf erbrachte 30.000 Euro, die in Server investiert wurden und Schwesterprojekte wie das Wörterbuch „Wiktionary“ unterstützten.
Bis heute finanziert sich die digitale Enzyklopädie vor allem durch freiwillige Zuwendungen wie Spenden oder Mitgliedsbeiträge aus aller Welt. Zwar wird das Mitmach-Lexikon durch das freiwillige Engagement von Autoren getragen, finanzielle Mittel sind jedoch unter anderem für die Organisation und Verwaltung, technische Entwicklungen und das Hosting des Lexikons oder die Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Weiterhin können dank der Zuwendungen jedes Jahr konkrete Projekte um das freie Wissen unterstützt werden.
Die Spendenaktionen erfolgen über Wikimedia, eine internationale Bewegung um die amerikanische Wikimedia Foundation. In Deutschland bringen Ländervertretungen das freie Wissen voran, zum Beispiel der Verein Wikimedia Deutschland e.V. sowie die angeschlossene Wikimedia Fördergesellschaft. Letztere führt jeweils in den letzten sechs bis sieben Wochen des Jahres eine Spendenkampagne durch. Diese wird den Lexikon-Nutzern angezeigt, bis das jeweilige Spendenziel erreicht ist.
Wie viele Artikel gibt es bei Wikipedia?
Das erste Ziel der Gründer schien ambitioniert, denn in den ersten fünf Jahren sollten durch unbezahlte Autoren 100.000 Artikel eingestellt werden. Doch bereits im Jahr 2003 überschritt die englische Seite die gewünschte Marke, ein Jahr später folgte das deutsche Wiki-Lexikon. Zwar waren nur wenige Artikel vollständig, doch in kürzester Zeit wurde das Projekt zum großen Herausforderer für die klassischen Verlage. Die englische Variante veröffentlichte bereits 2004 ihren millionsten Artikel, die deutsche Ausgabe folgte Ende 2009.
Beim rasanten Erfolg half die Suchmaschine Google. Sie erfasste so viel Content des Internets wie möglich und sortierte die besten Einträge nach oben. Die Wikipediastruktur, bei der die Artikel über Links untereinander verknüpft sind, brachte viele Artikel der Online-Enzyklopädie auf die ersten Google-Seiten. Da Wikipedia von Google hoch eingestuft wurde, beteiligten sich immer mehr Autoren an dem Projekt und sorgten so für neue Inhalte aus aller Welt.
Laut Angaben von Statista gab es 2020 knapp 53 Millionen Artikel im Wikipedialexikon. Bis heute ist die englischsprachige Seite mit rund 6,2 Millionen Artikeln die größte. Auf Platz zwei folgt die cebuanosprachige Ausgabe, es ist die größte philippinischsprachge Wikipedia-Seite nach Zahl der Artikel. Rund 3,5 Millionen Artikel gibt es in der schwedischen Online-Enzyklopädie, Platz vier belegt Deutschland. Zum Jahresende 2020 enthielten die deutschsprachigen Wikipediaseiten rund 2.516.000 Artikel. Die Artikel umfassen im Schnitt etwas mehr als 1.000 Wörter pro Eintrag.
Auf den weiteren Plätzen der Top 10 folgen Frankreich, Niederlande, Russland, Italien, Spanien und Polen. Beim Größenvergleich ist zu beachten, dass in einigen Sprachversionen wie Schwedisch oder Niederländisch ein großer Anteil an automatisiert erstellten Artikel vorliegt.
In wie vielen Sprachen gibt es Wikipedia?
Das digitale Mitmach-Lexikon gibt es laut eigenen Angaben in 308 Sprachversionen, davon besitzen 296 eine eigene Hauptseite. Bei den einzelnen Online-Enzyklopädien handelt es sich nicht um übersetzte Varianten, sondern jeweils eigene Wikipedias mit jeweils anderen Inhalten, anderen Autoren und teilweise anderen Regeln. Gemeinsam ist allen Angeboten jedoch das Konzept der ersten englischsprachigen Seite.
Darf jeder Nutzer bei Wikipedia etwas schreiben?
In den ersten Jahren hatte jeder Nutzer des offenen Internet-Lexikons die gleichen Rechte, und es gab nur wenige Regeln. Wer einen Fehler fand, konnte diesen direkt selbst korrigieren oder Artikel verbessern. Mit dem rasanten Wachstum führte das Vorgehen zu Problemen. Zunächst gaben die Gründer die Grundsätze und Strukturen vor, später entschied das Autorenkollektiv über die Organisation.
Die sogenannten Wikipedianer, also die aktiven Mitarbeiter am Projekt, schufen relativ schnell die Funktion des Administrators, der beispielsweise nicht ordnungsgemäße Artikel löschen konnte. Auch heute gibt es Menschen mit entsprechenden Rechten, die Dateien löschen und wiederherstellen, Seiten schützen, Artikel zusammenführen oder auch Benutzerkonten sperren können.
Jeder Mensch kann als Autor neue Artikel anlegen und bearbeiten. So arbeiten heute nicht nur Fachleute aus der Wissenschaft, sondern auch Studenten oder Schüler am Online-Lexikon mit. Dabei müssen jedoch umfangreiche Kriterien und Regeln eingehalten werden. Generell dürfen nur Inhalte veröffentlicht werden, die im Allgemeinen für eine Enzyklopädie relevant sind und zu denen an anderer Stelle bereits nachprüfbar etwas veröffentlicht wurde. Die Inhalte zu einem Thema müssen vom Autor in Form eines Artikels zusammengefasst werden. Das Prinzip beruht darauf, dass ein Autor mit einem Thema beginnt und dann viele Menschen mitarbeiten, verbessern und ergänzen. Hinweise zum Aufbau der Texte finden Interessierte direkt im Online-Lexikon selbst.
Neben den Autoren gibt es Visualisierer. Da die Enzyklopädie freie Inhalte anbieten möchte, werden viele Bilder oder Darstellungen von Wikipedianern erstellt. Hier arbeiten neben Fotografen auch Kartenzeichner oder Grafikersteller. Rund um das Thema Bilder existiert auch eine eigene Redaktion. Eine Vielzahl an Menschen beschäftigt sich zudem mit dem Instandhalten des Lexikons und prüft jeden Tag neue Artikel auf ihre Qualität und die Belege. Andere wiederum kontrollieren neuste Änderungen von Artikeln auf Unfug.
Laut offizieller Statistik waren im Jahr 2003 lediglich 250 Autoren aktiv, ein Jahr später schrieben bereits knapp 1.500 Menschen für das Online-Lexikon. Die Anzahl der aktiven Wikipedianer erreichte in den Jahren 2006 und 2007 ihren Höhepunkt mit rund 8.500 Menschen und ist seither rückläufig. Ein Grund dafür ist das komplizierte Regelwerk, das die Teilnahme erschwert. In Deutschland gibt es immer wieder Unmut über die Redaktionspolitik der deutschen Wikipedia, die auf Neulinge eher abschreckend wirkt. Viele freiwillige Autoren kehren dem Projekt bereits nach kurzer Zeit wieder den Rücken.
Warum ist Wikipedia keine gute Quelle?
Am beliebten Wiki-Online-Lexikon kann nahezu jeder mitarbeiten. Das ist beispielsweise hinsichtlich der Aktualität von Artikeln ein Vorteil. Nachteile ergeben sich dadurch, dass oftmals die Identität und die fachliche Qualifikation der Autoren nicht sichergestellt werden kann. Und wo jeder mitschreiben darf, da schleichen sich Fälschungen ein. Immer wieder gab es Skandale um falsche Informationen oder gefakte Bilder im beliebten Online-Lexikon.
Auch wenn viele Artikel der Wikipedia eine hohe Qualität aufweisen, sehen Experten die Mitmach-Enzyklopädie nicht als zitierfähige Quelle an. Insbesondere Schüler und Studenten sind oftmals unsicher, ob sie das digitale Lexikon als Quelle verwenden können. Im wissenschaftlichen Kontext wird das in vielen Einrichtungen angesichts der Vielzahl der beteiligten Autoren, von denen sich viele anonym einbringen, abgelehnt. So verbieten viele Lehrkräfte an Schulen oder Universitäten das Zitieren aus Wikipedia-Artikeln. Die Praxis in der Gesellschaft zeigt hingegen, dass die Informationen aus der Online-Enzyklopädie auch im akademischen, politischen und juristischen Bereich zu Belegzwecken herangezogen wurden.
Welche verrückten Einträge gab es schon bei Wikipedia?
Ob Quietscheentchen, Absurdistan oder das Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz – anders als in gedruckten Lexika findet sich in Wikipedia auch eine Vielzahl an außergewöhnlichen Einträgen. Dazu zählen kuriose Orte ebenso wie absurde Begebenheiten aus Politik und Geschichte, Wissenschaft und Technik oder Kunst und Kultur.
Eine Auswahl:
Absurdistan: Der Begriff gilt als Synonym für nicht nachvollziehbare Zustände innerhalb einer Gesellschaft und ist durch die Endung -stan an reale Staatsnamen angelehnt. Bei dieser Sozialkritik steht häufig die staatliche Bürokratie im Zentrum.
Mill Ends Park: Der mit einem Durchmesser von rund 60 cm kleinste Park der Welt liegt in Portland im Stadtteil Downtown. Am St. Patricks Day 1976 wurde er zum offiziellen Park der Stadt ernannt.
Café Achteck: Eine der berühmtesten Kuriositäten ist das Café Achteck. Dabei handelt es sich keinesfalls um ein gemütliches Bistro, sondern um ein aus acht gusseisernen Wänden bestehendes Pissoir in Berlin.
Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz: Im Jahre 1999 wurde das Gesetz mit dem langen Namen im mecklenburgischen Landtag vom Landwirtschaftsminister Till Backhaus eingebracht. Dieses Gesetz sollte die Übertragung der Überwachungsaufgaben der Etikettierung von Rindfleisch und der Kennzeichnung von Rindern regeln. Aufgrund der Überlänge des Namens nahmen die Abgeordneten den Vorschlag zunächst nicht ernst. Später wurde das Gesetz umbenannt. Mit 63 Buchstaben ist der Gesetzestitel eines der längsten verwendeten Nomen der deutschen Sprache.
Quietscheentchen und Entenrennen: Die Artikel befassen sich ernsthaft mit der Entenfigur aus elastischem Kunststoff sowie der volksfestartigen Veranstaltung, bei der Tausende Quietscheentchen auf zumeist innerstädtischen Fließgewässern um die Wette schwimmen. Die durchnummerierten Enten können von Teilnehmern „adoptiert“ werden und sorgen bei einem Sieg für Gewinne. Die Einnahmen werden zumeist einem guten Zweck zugewendet.
Extrembügeln: Die ausschließlich im Freien ausgetragene Extremsportart wurde 1997 ins Leben gerufen und hat zum Ziel, unter anspruchsvollsten klimatischen und körperlichen Bedingungen mit einem heißen Bügeleisen und einem Bügelbrett die Wäsche zu glätten.
Schmuckeremit: Diese auch Ziereremiten genannten Einsiedler bewohnten im 18. und 19. Jahrhundert englische Landschaftsparks und mussten Eigentümer und Gäste mit ihrem Anblick unterhalten.
Iglufahrer: Autofahrer, die im Winter ihre Scheiben nicht ausreichend von Schnee oder Eis befreiten und lediglich durch ein kleines Guckloch schauten, wurden von der Polizei der deutschsprachigen Schweiz so bezeichnet.
Pfannkucheneis: Hierbei handelt es sich nicht um eine Leckerei, sondern um einen ganz bestimmten Meereistyp aus tellerrunden Eisstücken.
Scripophilie: Bei dieser ungewöhnlichen Leidenschaft werden wertlos gewordene Wertpapiere gesammelt. Die auch Nonvaleurs genannten, oftmals aufwändig gestalteten und mit Siegeln und Wappen geschmückten Aktien oder Zertifikate dienen lediglich Dekorationszwecken.
Steinlaus: Das populäre, fiktive Nagetier wurde vom deutschen Humoristen Loriot erstmals vorgestellt. Seither findet der scheue Nager als wissenschaftlicher Witz immer wieder Eingang in Publikationen. Neben der Steinlaus hält das Online-Lexikon eine lange, nach Arten sortiere Liste aller fiktionalen Tiere vor, die in TV-Shows, Comics oder Büchern aufgetreten sind. Dazu zählt das Rennschwein Rudi Rüssel ebenso wie die Harry-Potter-Riesenspinne Aragog oder Rosa, das Duracell-Werbekaninchen.