Funktionäre wollen den Erfolg weiter ausbauenEiskunstlauf-WM: Aufbruch in goldene Zeiten
Dortmund (rpo). Die Medaillen für Stefan Lindemann und die Eistänzer Kati Winkler und Rene Lohse haben die kühnsten Erwartungen übertroffen. Nach den Vorstellungen von Trainern und Funktionären war das jedoch erst der Anfang.Nach sechsjähriger Steinzeit ohne Medaillen soll die Bronzezeit bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften nur den Übergang zu einer goldenen deutschen Epoche darstellen. "Jetzt sind die Erwartungen gewachsen, und die Arbeit fängt erst richtig an", kommentierte Reinhard Mirmseker, Präsident der Deutschen Eislauf-Union (DEU), betont hemdsärmelig die neue deutsche Erfolgswelle auf Kufen. Zwölf Monate nach dem blamabelsten WM-Abschneiden überhaupt brach in Dortmund völlig unerwartet ein gewaltiger Umbruch über die Gastgeber herein. Gleich zweimal Bronze für den Erfurter Stefan Lindemann sowie die Berliner Eistänzer Kati Winkler und Rene Lohse waren nicht nur der zahlenmäßig größte deutsche WM-Erfolg seit 20 Jahren, sie beendeten auch den Aufenthalt der über Jahre hinweg nur belächelten Kringeldreher auf dem letzten Tabellenplatz des deutschen Wintersports. Mirmseker: "Ich habe Signale empfangen, die ich so deute: Wir sind die Überraschung der Wintersportarten." Ohne HeimbonusBesonders stolz ist man bei der DEU darauf, dass die dritten Plätze in der Westfalenhalle ohne Heimbonus erkämpft wurden. "In beiden Fällen waren es Top-Leistungen ohne jede Bevorzugung gegenüber unseren Gästen", formulierte DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf. Der ehemalige Eistänzer darf sich ganz besonders als Gewinner fühlen, denn seine verbandsintern kritisierten Maßnahmen wie Einführen eines Athletik-Tests und drastisches Zusammenstreichen aller Kader zeigten in Dortmund erste Wirkung. Der publikumswirksame Auftritt des Bronze-Trios im ZDF-Sportstudio setzte den Schlusspunkt unter eine Woche, die das am Boden liegende Image der deutschen Eiskunstläufer erkennbar aufpolierte. Mirmsekers wichtigstes Anliegen ist es in den kommenden Monaten, speziell im Fall Lindemann, das öffentliche Interesse an dem Thüringer wachzuhalten, ohne sich dabei dem seichten Boulevard zu sehr zu öffnen. Spätestens seit den unberechenbaren Torheiten des kapriziösen Eissternchens Tanja Szewczenko in den neunziger Jahren ist die DEU auf diesem Sektor sehr dünnhäutig geworden. Mirmseker, selbst TV-Journalist: "Mit zu vielen Homestories und zweifelhaften Shows haben wir in der Vergangenheit üble Erfahrungen gemacht." Gut aufgestelltLindemann und auch Winkler/Lohse, falls sie sich doch für eine Fortsetzung ihrer Karriere entscheiden sollten, müssen schon deshalb gehegt und gepflegt werden, weil es im Nachwuchsbereich noch nicht so rosig aussieht. Keinem deutschen Juniorenläufer gelang es bei den Weltmeisterschaften in Den Haag, unter die Top Ten zu laufen. Auch die deutschen Damen und jungen Eistänzer tanzen noch weit hinter der Weltspitze her, bei den Paaren hingegen deutet sich schon zart ein weiterer Aufschwung an. "Mit drei talentierten Paaren bei Ingo Steuer in Berlin und einem weiteren Paar in Berlin sind wir da gut aufgestellt. Diese Konkurrenz wird befruchtend wirken", sagte Sportdirektor Dönsdorf. Die Bestätigung des Aufschwungs bei der WM 2005 in Moskau ist besonders wichtig, weil in der russischen Hauptstadt die Tickets für Olympia 2006 in Turin verteilt werden. Und erst dort wird endgültig abgerechnet, deshalb warnte Mirmseker vor allzu kritikloser Euphorie: "Diese Bronzemedaillen waren noch keine Goldmedaillen und schon gar keine olympischen Medaillen."