Leverkusener verliert WBO-WM-Titel an Superstar de la HoyaBox-Skandalurteil: Starker Sturm unterliegt
Las Vegas (rpo). Mittelgewichtler Felix Sturm ist bei seinem ersten Auftritt in den USA gleich Opfer von Kampfrichtern und Boxpolitik geworden. Der Leverkusener verlor seinen WBO-Weltmeistertitel durch eine äußerst umstrittene 113:115-Punktniederlage an US-Superstar Oscar de la Hoya."Jeder weiß, dass ich den Kampf gewonnen habe", sagte Sturm. Respektlos, mutig und von Coach Michael Timm taktisch glänzend eingestellt, machte er vor 13.000 gegen ihn eingenommenen Fans den Kampf seines Lebens. "Ich bin der wahre Champion", meinte der junge Deutsche, der im 21. Kampf die erste Niederlage kassierte: "Er wurde zum Sieger gemacht, weil er einen großen Namen hat." Auch Promotor Klaus-Peter Kohl verstand die Welt nicht mehr, erst recht, nachdem er einen Blick auf den Ausdruck des Boxcomputers geworfen hatte. 234 von 541 Schlägen Sturms (43 Prozent) trafen ins Ziel, für de la Hoya standen am Ende magere 24 Prozent (188 von 792) zu Buche. "Zu diesem Urteil fällt mir nichts mehr ein. Wir sind bestohlen worden", wetterte der Hamburger, dessen eilig eingelegter Protest allerdings kaum Chancen auf Erfolg haben dürfte. de la Hoya schreibt Box-GeschichteMit dem umstrittenen Sieg sicherte sich de la Hoya als erster Boxer WM-Titel in sechs verschiedenen Gewichtsklassen und ebnete den Weg zum Duell um alle vier Mittelgewichtsgürtel gegen Bernard Hopkins am 18. September. 15 Millionen Dollar soll der "Golden Boy" dafür kassieren, von einem Gesamtumsatz von 60 Millionen ist die Rede. Hopkins hatte in Las Vegas im zweiten Hauptkampf des Abends seinen Landsmann Robert Allen problemlos nach Punkten besiegt und damit die Gürtel der IBF, WBC und WBA erfolgreich verteidigt. Sturm hatte noch nicht den Ring verlassen, da debattierten die Experten bereits den jüngsten Boxskandal. "Es war ein krasses Fehlurteil. De la Hoya hat kaum Treffer gelandet", befand der für das US-Fernsehen kommentierende Klitschko-Coach Emanuel Steward, Mike Tyson ("Eine politische Entscheidung") und "Rocky" Sylvester Stallone ("Eine Sauerei") schlossen sich an. Die treffendsten Worte fand der schon zu Lebzeiten legendäre US-Kommentator Larry Merchant: "Es war ein Heimspiel für de la Hoya. Wahrscheinlich hätte Sturm ihn k.o. schlagen müssen, um ein Unentschieden zu bekommen." Der Chef der Nevada Athletic Commission, Marc Ratner, sah wohlwollend über die eigenwillige Urteilsfindung der drei US-Punktrichter hinweg, die einstimmig 115:113 gegen Sturm werteten: "Ich habe nichts gesehen, was mich zum Eingreifen verleiten würde." Natürlich nicht: Bei einer Niederlage de la Hoyas wäre der Megafight gegen Hopkins geplatzt. Sturms Linke immer wieder im ZielImmer wieder konterte Sturm mit seiner Linken, die de la Hoya im Verlaufe des Kampfes ständig zu schaffen machte. Die zahlreichen Schläge des Amerikaners prallten dagegen zum Großteil gegen Sturms Doppeldeckung. Bereits ab der zweiten Runde blutete de la Hoya aus der Nase. Es war vor allem die Kaltschäuzigkeit des geborenen Bosniers Felix Sturm, die überraschte. Als der Schlussgong nach Runde eins ertönte, suchte er den Augenkontakt mit seinem Widersacher und bewegte sich anschließend mit erhobener Faust in die Ringecke. "Da habe ich schon gemerkt, dass was geht", blickte Sturm später zurück: "Von Runde eins an war ich stärker, härter und intelligenter." Glücklich wirkte der "Golden Boy" nicht über seinen Sieg, den Aufstieg ins Mittelgewicht hatte er sich leichter vorgestellt, und diese Leistung des Nobodies aus Germany hatte er nicht auf der Rechnung: "Alles lief schief, es war schwieriger als erwartet. Hut ab vor Felix, aber ich weiß, dass ich es besser kann."