Wer ist Sankt Martin?
Martin von Tours ging unter dem Namen Sankt Martin als einer der bekanntesten Heiligen in die Geschichte der katholischen Kirche ein. Er wurde 316 nach Christus in der römischen Stadt Savaria geboren. Sein Geburtsort befand sich im Gebiet des heutigen Ungarn, das damals zum Römischen Reich gehörte.
Bereits als Kind kam er das erste Mal mit dem Christentum in Berührung: Mit zehn Jahren trat er den Katechumenen bei, um sich auf die Taufe vorzubereiten. Doch sein Vater hatte andere Pläne für Martinus. Trotz eigener Zweifel folgte Sankt Martin dem Wunsch seines Vaters, einem römischen Offizier, und trat in dessen Fußstapfen in der römischen Armee.
Mit 15 Jahren wurde er zur Leibwache des Kaisers Konstantin II. nach Mailand gesendet. Der gläubige Christ verlor seinen Glauben nicht. Er vertiefte ihn sogar und wollte mehrmals seine Entlassung aus dem Militärdienst beantragen. Dabei gab er an, kein Soldat des römischen Kaisers, sondern ein Soldat Christi zu sein. Offiziell die Armee verlassen, durfte er jedoch erst im Alter von 40 Jahren (365 nach Christi), nachdem er dort 25 Jahre gedient hatte.
Einige Jahre zuvor hatte ihn der Bischof Hilarius von Poitiers getauft. Er zog sich zunächst auf die Insel Gallinara zurück, die nahe der heutigen italienischen Stadt Genua liegt. Schon damals hatte er einige treue Anhänger. Sein erstes Kloster - und das erste Kloster des Abendlandes - errichtete er 361 in der heutigen französischen Gemeinde Ligugé. Er gilt damit als Begründer des abendländischen Mönchstums.
Es sollten noch weitere Klöster wie das Kloster Marmoutier in der Nähe von Tours folgen. Außerdem wurde er zum Bischof von Tours geweiht und verchristlichte die Landbevölkerung. Er wird auch der dritte Bischof von Tours genannt und soll Wunder durch die Kraft des Geistes Christi vollbracht haben.
Die berühmteste Tat des Heiligen war die Teilung seines Mantels mit einem bedürftigen Bettler am Stadttor von Amiens. Sankt Martin starb am 8. November 397 in Candes bei Tours in Frankreich. Der Tag seiner Beisetzung, der 11. November, wird heute als Gedenktag an den Heiligen gefeiert.
Auch heute noch erinnern viele Orts- und Kirchennamen in ganz Deutschland und Europa an Sankt Martin.
Hier lesen Sie die wichtigsten Fakten über den Heiligen.
Wie wird Sankt Martin gefeiert?
Der Martinstag wird mit vielen verschiedenen Traditionen gefeiert: So halten manche Familien ein Festessen ab, bei dem eine Martinsgans gegessen wird, und Kinder ziehen auf mit Laternenliedern begleiteten Umzügen durch die Städte. Ein Reiter mit rotem Mantel führt die meisten Umzüge an.
Warum essen die Menschen an Sankt Martin eine Martinsgans?
Es gibt eine Legende, die erklärt, warum an Sankt Martin eine Gans gegessen wird. Da Martin als sehr bescheiden und schüchtern galt, versteckte er sich im Jahr 371 in einem Gänsestall, als er erfuhr, dass er zum Bischof gewählt wurde. Laut einer Geschichte aus dem 14. Jahrhundert verrieten ihn die Gänse durch ihr lautes Geschnatter, weshalb er von den anderen Bürgern entdeckt wurde. Martin von Tours musste daraufhin das Amt des Bischofs annehmen.
Aus dieser Geschichte könnte der Brauch entstanden sein, am Martinstag eine „Martinsgans“ zuzubereiten. Hier lesen Sie, wie Ihnen an Sankt Martin die perfekte Martinsgans gelingt.
Es gibt noch eine andere Geschichte, die der Grund für den Brauch sein könnte: Während einer Predigt des Bischofs Martin sollen Gänse in seine Kirche gewatschelt sein und mit ihrem lauten Geschnatter seinen Gottesdienst gestört haben. Als Strafe wurden die Gänse gebraten.
Allerdings könnte es nach Auffassung von Theologen und Historikern noch eine ganz andere Erklärung geben. Schon zu Lebzeiten des Bischofs Martin war der 11. November ein Feiertag, an dem das Ende der Feldarbeit der Bauern gefeiert wurde. Damals mussten die Bauern ihre Pacht nicht mit Geld, sondern mit Lebensmitteln bezahlen beispielsweise mit Gänsen. Diese waren im November bereit geschlachtet zu werden.
Warum gibt es Laternenumzüge an Sankt Martin?
Sankt Martin ist bei Kindern besonders wegen des traditionellen Umzugs beliebt, wo bekannte Laternenlieder wie „Ich geh mit meiner Laterne“, „Laterne, Laterne“ oder das Sankt-Martin-Lied (hier ist der ganze Text) gesungen werden.
Zu Beginn des Umzugs besuchen die Kinder die Sankt Martin Messe, bei der ihnen die Geschichte des heiligen Martins erzählt wird. Der römische Soldat soll der Legende nach seinen Mantel zerschnitten und einem Bettler auf der Straße überlassen haben, damit dieser nicht erfriert.
Der Umzug wird dann meist von einem Pferd und einem verkleideten Reiter begleitet. Viele Gemeinden haben ebenfalls einen Chor, der die Laternenlieder anstimmt, die von den Kindern mitgesungen werden können, während sie mit selbst gebastelten oder gekauften Laternen durch die Straßen ziehen (Hier finden Sie eine Anleitung zum Laterne selber basteln).
Am Ende wird oft am großen Martinsfeuer die Zerteilung des Mantels nachgespielt und es werden warme Getränke und Weckmänner (Stutenkerle) verkauft. In manchen Gebieten findet anschließend oder in den Tagen vor Sankt Martin ein Martinssingen statt, bei dem Kinder mit Laternen von Haus zu Haus ziehen und Lieder singen, um Süßigkeiten zu sammeln.
Im Christentum ist der Brauch der Laternenumzüge nicht ungewöhnlich, da es sie schon immer gab um die Heiligen zu ehren. Auch der Leichnam des heiligen Martin soll nach seinem Tod mit einer Lichterprozession in einem Boot nach Tours gebracht worden sein. Zum Abschied der Ernte zündeten Menschen außerdem im November die abgeernteten Felder an. Die Kinder trugen Fackeln aus Stroh und ausgehöhlte Rüben durch die Dörfer, ähnlich wie die Bräuche aus denen Halloween entstand.
Wie ist der historische Hintergrund zu Sankt Martin?
Für die Herkunft der Bräuche gibt es verschiedene Erklärungsmöglichkeiten, so begann zum Beispiel im Mittelalter nach dem Martinstag eine Fastenzeit, die bis Weihnachten andauerte. Der 11. November war somit der letzte Tag, um noch einmal zu feiern und viel zu essen.
Sankt Martin ist nicht nur der Name des Festes, sondern auch von mehreren Gemeinden, Kirchen und der Karibikinsel St. Martin. Alle Namen beziehen sich wie das Martinsfest auf den Heiligen Martin. So wurde die Insel in der Karibik am Martinstag 1493 von Christopher Kolumbus entdeckt.
In welche anderen Ländern gibt es Sankt Martin noch?
Der Martinstag wird überall in Europa gefeiert, hat aber verschiedene Namen. So heißt der Festtag in Österreich „Martini“, die Bräuche sind jedoch ähnlich wie in Deutschland. Auch in der Schweiz und in Südtirol gibt es Sankt Martin. In diesen europäischen Ländern wird Sankt Martin unter anderem gefeiert:
- Deutschland
- Polen
- Österreich
- Dänemark
- Niederlande
- Großbritannien
- Irland
In Polen werden an Sankt Martin süße Hörnchen gebacken, die nur von speziellen Bäckern angefertigt werden dürfen und an die Armen verteilt werden. In den Niederlanden werden in einigen Regionen Martinsfeuer angezündet und singende Kinder ziehen von Tür zu Tür.
Hier finden Sie alle Infos rund um Sankt Martin.