DüsseldorfVersuch über die Trauer: "Blaue Stunden" von Joan Didion
Hoffentlich entdeckt Deutschland nun diese Autorin, hoffentlich wird sie jetzt auch hier gelesen. Die New Yorker Schriftstellerin Joan Didion ist 77 Jahre alt, und seit fünf Jahrzehnten analysiert sie in ihren Essays die Gegenwart. Sie begann mit den großen Gestalten des New Journalism, dieser sehr subjektiven Form des Berichtens, mit Tom Wolfe also, Norman Mailer und Truman Capote. Aber ihr Stil ist bei aller Eleganz schärfer als der der Kollegen, schneidend intellektuell; am nächsten steht ihr wahrscheinlich Susan Sontag. Die Unterstützung der Contras in Nicaragua durch Präsident Nixon interessierte sie ebenso wie die Filme John Waynes, die konservative Revolution des Newt Gingrich und die Musik von Joan Baez. Sie veröffentlichte in "Vogue" und "New Yorker", sie schrieb Drehbücher für die Filme "A Star Is Born" und "Panik im Needle Park" und legte fünf Romane vor, von denen "Demokratie" aus dem Jahr 1984 der beste ist.