Jelineks "Winterreise" bei Mülheimer Stücketagen
Mülheim/ Ruhr Sie ist wieder da. Zum 15. Mal ist ein Stück von Elfriede Jelinek eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen, diesmal "Winterreise" in der Inszenierung des Niederländers Johan Simons, der die Münchner Kammerspiele leitet. Doch dürfte der Dramatikerpreis für das beste Stück des Jahres diesmal nicht an Jelinek gehen, die in Mülheim immerhin schon dreimal ausgezeichnet wurde. Denn "Winterreise" ist ein arg pointenarmer Text, in dem die Autorin mit enervierender Redundanz über eigene Befindlichkeiten schreibt, über die einsame, gesellschaftsabstinente Frau am Computer oder über Schuldgefühle dem Vater gegenüber, der geistig verwirrt in einer psychiatrischen Klinik starb. Zwar pflügt sie auch diesmal wieder mit zorniger Verbissenheit durch die Wortfelder der deutschen Sprache, doch ihre Ernte ist mau. Man kann zwar erschrecken über die Versehrtheit ihrer Familiengeschichte, aber es zeichnet sich darin wenig Allgemeingültiges ab, das es wert wäre, auf der Bühne ausgesprochen zu werden.