"Schlampig ist vorbei": Pariser Herrenmode will Helden
Paris (rpo). Die Stunde der wilden Männer schlug zum Schluss. Nach vier Tagen heiterer, entspannter Mode ließen die Pariser Designer bei den Kollektionsschauen der Herren für Frühjahr/Sommer 2004 einen Motorrad-Rocker auf den Laufsteg treten, allen voran Dior bei einer grandiosen Schau am Montagabend. Dior-Stardesigner Hedi Slimane favorisiert schwarzes Leder von Kopf bis Fuß. Lange Tücher hängen am Gürtel der Hose, die auf der Hüfte sitzt. Nieten zieren Motorradjacken. Slimane ist für seinen Mix messerscharfer Schnitte berühmt. Auch seine "Easy Rider"-Vision der Mode geht nicht ungebrochen über die Bühne: Klimpernde schwarze Perlschnüre hängen von den Jacken, die Hosen sind pludrig weit geschnitten und werden zu hautfarbenen Tops kombiniert. Bei den Anzügen herrscht Festtagsstimmung: Mal gibt es sie in rubinroter Seide mit Gehrock, mal mit Silberglitter. Im Glitzeranzug kam auch Karl Lagerfeld, der ebenso in der ersten Reihe Platz nahm wie das frühere Supermodel Linda Evangelista. "Die Pariser Herrenmode hat neue Helden geschaffen", lobt die Korrespondentin der "Herald Tribune", Modepäpstin Suzy Menkes. In der Tat ersetzt in dieser Saison die Konstruktion neuer Männerbilder das destruktive Wischi-Waschi des vergangenen Jahres. Es gibt den schwarz-gewandeten Macho, dem auch Designer Jack Henry am Montag huldigte, und den lässig-sportlichen Gentleman, der Formelles mit Freizeitlichem mixt. Weiß ist eine Schlüsselfarbe der Kollektionen neben zarten Pastellen, Fruchtfarben, Grautönen und Schwarz. Supersexy schöne JungsAnzüge sind lang und schmal geschnitten, während Hosen als Einzelteile oft pludrig weit sind. Das Oberhemd wird zum Hingucker: in frischen Farben, mit Streifen oder geometrischen Mustern, zarten Stickereien und meist aus glatten Baumwollqualitäten. Blüten oder Blätter tauchen eher als "Einzelstück" auf, etwa bei dem Deutschen Stephan Schneider, der in einer leichten sommerlichen Kollektion Pflanzenteile auch auf Hosen druckt. Neben Trenchcoats gibt es Bikerjacken, am schönsten vielleicht zu sehen im Showroom der Designerin Véronique Branquinho. Bei der Maschenmode favorisieren die Designer sowohl hauchfeinen Glattstrick wie auch grobe Strukturen. Sonia Rykiel zeigte hier viel Türkis und Schwarz - etwa als dicker Patchworkmantel oder ärmellose Weste. Ihre Kollektion richtete sich an "schöne Jungs, supersexy", wie es in der Pressemappe heißt. Ob nun sexy, rockig oder elegant: Vieles geht im kommenden Sommer, aber nichts Abgerissenes, Schlurfiges. "Schlampig ist vorbei", brachte es Vuitton-Designer Marc Jacobs auf den Punkt.