Was macht der Internationale Strafgerichtshof?
Der Internationale Strafgerichtshof verfolgt und ahndet die vier sogenannten Kernverbrechen des Völkerstrafrechts: Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Verbrechen der Aggression – also die schwersten Verbrechen von internationaler Bedeutung.
Unter Völkermord versteht man Taten, die darauf gerichtet sind, „eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören“. Als Verbrechen gegen die Menschlichkeit versteht man etwa ausgedehnte oder systematische Angriffe gegen eine Zivilbevölkerung. Unter Kriegsverbrechen fallen Verstöße gegen die im Völkerrecht festgelegten Regeln bei bewaffneten Konflikten. Als Verbrechen der Aggression werden etwa die Invasion und Besetzung eines anderen Staates betrachtet, das Bombardieren und Blockieren von Häfen und Küsten sowie das Entsenden bewaffneter Banden. Allerdings stehen anders als beim Internationalen Gerichtshof, dem Hauptrechtsprechungsorgan der Vereinten Nationen in Den Haag, beim IStGH nicht Staaten, sondern Personen vor Gericht. Also etwa die politischen Entscheidungsträger bei entsprechenden Verbrechen: Präsidenten, Diktatoren, Generäle oder ähnliche.
Der IStGH kann nur tätig werden, wenn Staaten nicht in der Lage sind, selbst Strafverfahren anzustrengen oder das nicht wollen. Tätig wird der Gerichtshof, wenn ihm eine Situation durch einen Vertragsstaat vorgetragen wird, der UN-Sicherheitsrat ihn einschaltet oder auch aus eigener Initiative des Anklägers. Der Internationale Strafgerichtshof ist dabei keine Organisation der Vereinten Nationen, aber damit durch Regeln verbunden. Unterzeichnet haben den Vertrag 124 Nationen weltweit (von insgesamt derzeit 193 UN-Mitgliedsstaaten und etlichen weiteren Nichtmitgliedern wie Taiwan oder dem Kosovo). Alle EU-Staaten sind darunter, nicht aber Russland, die USA oder China. Bis März 2022 gab es 30 Strafverfahren gegen insgesamt 45 Personen.
Welche Bedeutung hat der Internationale Strafgerichtshof?
Seit dem Jahr 2002 gab es bereits mehrere Strafverfahren gegen Kriegsverbrecher unter anderem bei Konflikten in Afrika. Zuletzt wurde ein internationaler Haftbefehl gegen den russischen Machthaber Wladimir Putin wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und dort begangener Kriegsverbrechen ausgestellt. Aus Sicht des IStGH gilt Putin als „flüchtig“. Gegen mehrere früheren Angeklagten ergingen Urteile, einige wurden freigesprochen, in anderen Fällen sind die Angeklagten flüchtig. Grundsätzlich wird der IStGH von den 124 Unterzeichner-Staaten als zuständiges und reguläres Gericht im Völkerstrafrecht angesehen. Eine Schwächung des Status des Gerichts erfährt es allerdings dadurch, dass mehrere bedeutende Großmächte der Erde den IStGH nicht anerkennen. Darunter etwa die USA, Russland und China. Das IStGH kann internationale Haftbefehle ausstellen, die von den Unterzeichner-Staaten dann auch ausgeführt werden sollen.
Wo sitzt der Internationale Strafgerichtshof?
Sitz des Internationalen Strafgerichtshofes ist das niederländische Den Haag. Hier hat auch der Internationale Gerichtshof der Vereinten Nationen seinen Sitz. Außerdem befindet sich in Den Haag das „UN-Gefängnis“. Hier sitzen Angeklagte des IStGH in Untersuchungshaft oder bis zu ihrer Urteilsfällung in Haft. Freiheitsstrafen verbüßen Verurteilte aber in anderen Haftanstalten.