Große Fläche mit warnenden SätzenZigarettenschachteln erhalten "Todesanzeigen"
Frankfurt/Main (rpo). Ab heute müssen Zigarettenschachteln eine Art "Todesanzeige" erhalten. Damit ist gemeint, dass die Packungen einen deutlichen Hinweis tragen müssen, der auf die Gefahren des Rauchens aufmerksam macht. Auf 30 Prozent der Vorderseite müssen dann die Sätze "Rauchen ist tödlich", "Rauchen kann tödlich sein" oder "Rauchen fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu" abgedruckt sein. Die Rückseite der Packung muss zudem zu 40 Prozent mit einem von 14 weiteren Warnhinweisen bedeckt sein. Das schreibt die neue Tabakprodukt-Verordnung vor. Die Bundesregierung setzt damit eine EU-Richtlinie um. Ab 1. Oktober sind auch Zusätze wie "Mild" oder "Light" verboten, die laut Bundesgesundheitsministerium "den Eindruck erwecken, dass ein bestimmtes Tabakerzeugnis weniger schädlich als andere sei". Für derartige Schachteln gilt eine Übergangsfrist bis zum 30. Juni 2004, für Schachteln ohne große Warnhinweise bis 30. September 2004. Vom 1. Januar 2004 gelten zudem niedrigere Höchstmengen für Teer, Nikotin und Kohlenmonoxid.Abwechselnd 14 SätzeFür die Rückseite der Schachteln schreibt die neue Verordnung 14 Sätze vor, die abwechselnd 40 Prozent der Fläche bedecken müssen. Diese lauten etwa "Raucher sterben früher", "Ihr Arzt kann Ihnen dabei helfen, das Rauchen aufzugeben" oder "Schützen Sie Kinder - lassen Sie sie nicht Ihren Tabakrauch einatmen". Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) sterben in Deutschland jedes Jahr etwa 140.000 Menschen an den Folgen ihres Zigarettenkonsums, die Hälfte davon im mittleren Alter. Rauchen verursacht demnach in Deutschland mehr Todesfälle als Aids, Alkohol, illegale Drogen, Verkehrsunfälle, Morde und Selbstmorde zusammen. Die BZGA bietet für ausstiegswillige Raucher eine telefonische Beratung unter der Nummer 01805-313131 an. Nach ihren Angaben wollen fast 45 Prozent der Raucher gerne aufhören. Umfrage in den Niederlanden, wo die Warnhinweise seit Mai 2002 abgedruckt sind, hätten gezeigt, dass Raucher dadurch zum Ausstieg motiviert worden seien. Immerhin hätten 26 Prozent derer, die bereits über einen Verzicht nachdachten, angegeben, dass sie wegen der Warnungen nun noch stärker motiviert seien. Fast 15 Prozent hätten ihren Konsum reduziert. Eine ähnliche Wirkungsweise erwarte man für Deutschland.Wirkung ist umstrittenDagegen schätzt der Verband der Cigarettenindustrie, dass die deutlichen Warnhinweise keine große Wirkung bei Rauchern erzielen werden. Entsprechende Umfragen in Tageszeitungen hätten gezeigt, dass Raucher sich davon nicht beeindrucken ließen, sagte Geschäftsführer Reinhard Pauling. "Die Hinweise bieten ja nichts Neues, Raucher wissen seit 30 Jahren von den Gesundheitsrisiken." Drastischere Auswirkungen befürchtet die Zigarettenindustrie von der für den Jahreswechsel geplanten Erhöhung der Tabaksteuer. Man rechne mit einem Absatzrückgang von 30 Prozent, so dass es vermutlich zu Werksschließungen kommen werde, sagte Pauling. Die Nichtraucher-Initiative Deutschland begrüßte die neue Verordnung, auch wenn sie sich davon keine große Abschreckung erwartet. "Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber es bleibt noch viel zu tun", sagte Vorstandsmitglied Ernst-Günther Krause. Mehr Wirkung sei von den Plänen der EU-Kommission zu erwarten, dass auf den Packungen auch abschreckende Bilder etwa von Raucherlungen abgedruckt werden können. Es soll allerdings den einzelnen Ländern überlassen bleiben, entsprechende Verordnungen zu verabschieden.