Rindfleischindustrie befürchtet MilliardenverlusteBSE-Kuh in den USA stammt vermutlich aus Kanada
Washington (rpo). Die BSE-Kuh in den USA kommt dem Anschein nach aus Kanada. Ob auch andere Tiere aus der Herde betroffen sind, ist noch nicht klar. Derweil befürchtet die Fleischindustrie Milliardenverluste. Die kanadischen Behörden hätten Akten zur Verfügung gestellt, aus denen hervorgehe, dass das betroffene Tier offenbar zu einer im August 2001 aus Alberta in die USA verschifften Herde gehörte, erklärte US-Chefveterinär Ron DeHaven am Samstag. Bei allen 74 Tieren habe es sich um Milchkühe gehandelt, so dass die meisten noch am Leben sein dürften, sagte DeHaven. Dies bedeute aber keineswegs, dass die gesamte Herde betroffen sei. Die Veterinäre würden nun vermutlich binnen weniger Tage die anderen 73 Kühe ausfindig machen und deren Gesundheitszustand prüfen können. Import aus Kanada noch nicht bewiesenDas Fleisch der erkrankten Kuh, die am 9. Dezember geschlachtet wurde, ging nach Angaben eines Veterinärs des Agrarministeriums, Dr. Kenneth Petersen, auch in die Staaten Alaska, Hawaii, Idaho und Montana sowie das Territorium Guam. Zuvor hatte es bereits geheißen, das Fleisch der Kuh sei zu großen Teilen an Abnehmer in den Staaten Washington und Oregon gegangen, zu geringen Teilen auch an Abnehmer in Kalifornien und Nevada. Die kanadischen Behörden betonten, der Import aus Kanada sei noch nicht erwiesen. Es gebe diverse unterschiedliche Angaben zu dem Tier in kanadischen und amerikanischen Dokumenten. Sollte sich bestätigen, dass die erkrankte Holstein-Kuh aus Kanada eingeführt wurde, könnte dies den BSE-freien Status der USA und damit den Fleischexport retten. Nach dem Bekanntwerden des BSE-Falls befürchtet die Rindfleischindustrie in den USA Milliardenverluste. Mehr als zwei Dutzend Länder setzten in den vergangenen Tagen die Einfuhr von Rindfleisch aus den USA aus. Schon 2001 hatte die US-Regierung dem Kongress mitgeteilt, eine etwaige BSE-Erkrankung im amerikanischen Rinderbestand mit einem Minus von 15 Milliarden Dollar (gut zwölf Milliarden Euro) zu Buche schlagen könnte, wie Beobachter am Freitag in Erinnerung riefen. Für die Sicherheit von Lebensmitteln zuständige Beamte hatten seinerzeit vorausgesagt, dass möglicherweise 300.000 Kühe getötet werden müssten. BSE bislang vor allem in EuropaDas tiermedizinische Labor im englischen Weybridge hatte in einer unabhängigen Untersuchung am Donnerstag vorläufig den BSE-Verdacht bei einer Kuh im nordwestlichen US-Staat Washington bestätigt. Für abschließende Ergebnisse sollten aber noch weitere Hirnproben untersucht werden, wie das US-Landwirtschaftsministerium mitteilte. BSE trat bislang vor allem in Europa auf, in den USA war bisher kein Fall bekannt. In Kanada wurde im Mai ein isolierter Fall gemeldet. Nach bisherigen Erkenntnissen wird Rinderwahnsinn bei der Verfütterung von verseuchtem Tiermehl übertragen. Diese Fütterungsmethode ist in den USA und Kanada seit 1997 verboten. 1986 wurde die Seuche erstmals in Großbritannien nachgewiesen. BSE steht im Verdacht, die für Menschen tödliche Creutzfeldt-Jakob-Krankheit auszulösen.