US-Erfolgskomödie mit Jack Nicholson"Was das Herz begehrt": Viagra macht sogar romantisch
Berlin (rpo). Harry Sanborn steht auf junge Frauen. Keine seiner Geliebten ist über 30. Der Schürzenjäger will den Frauen auch etwas bieten und schluckt dafür reichlich von dem Potenzmittel Viagra.Doch da sich Herren seines Alters an Viagra auch übernehmen können, wird Harry plötzlich zum gesundheitlichen Notfall, um den sich ausgerechnet die von den Männern frustrierte Erica, Mutter seiner jüngsten Eroberung, kümmern soll. Die Theaterautorin ist selbstverständlich weit über dreißig, also für Harry ein Greuel. Doch es kommt, wie es kommen muss: Erst streiten sich die beiden Oldies, dann beginnen sie sich zu mögen und am Ende lieben sie sich sogar. Wie das geschieht, erzählt die Hollywood-Komödie "Was das Herz begehrt" von Nancy Myers, die am 12. Februar in die Kinos kommt. Der vor einigen Tagen bereits auf der Berlinale gezeigte Film hat in den USA bereits über 100 Millionen Dollar eingespielt. Das liegt nicht zuletzt an der Starbesetzung mit Jack Nicholson als Harry und Diane Keaton als Erica in den Hauptrollen, aber auch dem schönen Keanu Reeves sowie Frances McDormand und Amanda Peet in Nebenrollen. Michael Ballhaus, Deutschlands renommierter Kameramann in Hollywood, hat das turbulente, oft aber nur alberne und klischeehafte Geschehen in vielen Großaufnahmen der Hauptdarstellers festgehalten. Keaton zeigt sich nackt, Nicholson zeigt HinternRegisseurin Myers, die auch das Buch verfasste und über einen Riesenetat von rund 80 Millionen verfügen konnte, lässt Nicholson wie Keaton freie Bahn, was dem Film nicht immer gut tut. Nicholson zum Beispiel grimassiert so unverfroren, dass sich die Frage geradezu aufdrängt, welches erotische Interesse junge Schönheiten gleich reihenweise an diesem Kotzbrocken entdecken sollten. Und Diane Keaton wirkt auch kaum echter, stets verbleibt sie in ihrem früheren Rollenbild der leicht neurotischen Großstadt-Emanze. Immerhin wagt die Schauspielerin nun im reifen Alter die bislang einzige Nacktszene ihrer Laufbahn. Die ist zwar viel zu kurz für nähere Inspektionen, aber Keaton hat jedenfalls stets Diät gehalten. Nicholson, auch nicht faul, zeigt im Krankenhauskittel sein nacktes Hinterteil. Am Ende des über zweistündigen Films presst er sogar angestrengt Tränen in sein von wilder Vita gezeichnetes Gesicht. Derweil gibt sich Ballhaus redlich Mühe, die Falten in dem von Diane Keaton zu glätten. Auch an Woody Allens einstiger Lieblingspartnerin ist das Leben halt nicht ganz spurlos vorbeigegangen. "Was das Herz begehrt" wird gewiss auch im rapide vergreisenden Deutschland ein Kinoerfolg. Es gibt etliche witzige Szenen und Dialoge in dem Streifen zu genießen. Und Sex zwischen älteren Frauen und jungen Männern (Keanu Reeves!), macht sich ebenso gut wie eine späte Romanze zwischen einem erotomanischen Alleinschläfer und einer geschiedenen Mittfünfzigerin, die sich vor männlichen Begehrlichkeiten plötzlich kaum noch zu retten weiß. Da es im richtigen Leben ganz anders zugeht, erfreut man sich wenigstens im Kino daran. Hollywood bedient diese Sehnsüchte perfekt - und perfekt verlogen. Wen das nicht stört, wird viel Spaß haben.