AbschiedsspielEffes Abschied, Kahns Lächeln
Mönchengladbach (RP). Mönchengladbach Abschiedsspiele sind Fußballspiele der besonderen Art. Die natürliche Grenze zwischen Sport und Unterhaltung fällt weg, es geht nicht um Tore und Punkte, sondern allein darum, dass "alle ihren Spaß haben", wie Stefan Effenberg nach seinem Ausstand im Mönchengladbacher Borussia-Park anmerkte.Nur vier Monate zuvor hatte Uwe Kamps, 22 Jahre lang Torhüter der Gladbacher, sein Abschiedsspiel an gleicher Stelle zelebriert. Anders als Effenberg, mit dem er 1995 den DFB-Pokal gewann, hatte sich Kamps ganz auf das Thema Borussia festgelegt. So war es, als seien die Heroen der Vergangenheit aus den großen schwarz-weißen Bildern in der Business-Lounge des neuen Gladbacher Stadions herabgestiegen, um sich zum familiären Stelldichein zu treffen. Auch hier waren, wie bei Effenberg, knapp 40.000 Fans dabei, die "ihren" Uwe in den Fußball-Ruhestand begleiteten. Die Atmosphäre war wärmer und emotionaler, Kamps wurde nach dem Spiel von seinen Kameraden auf Schultern getragen. Zu Effenberg, dem eher unnahbaren Star, hätte das nicht gepasst.Der "Tiger", der anders als Kamps, nicht seine gesamte Karriere in Mönchengladbach verbrachte, sondern auch in der Glitzerwelt des FC Bayern München, lud neben den üblichen Verdächtigen aus alten Borussen-Zeiten (Kamps, Andersson, Hochstätter, Trainer Krauss) viele schillernde Figuren aus der Glamourwelt ein. So saßen um halb zwei in der Nacht der frühere Tennis-Star Boris Becker und Schauspieler Peter Lohmeyer ("Das Wunder von Bern") plaudernd beisammen, während Comedian Oliver Pocher umher lief und Material für seine Sendung "Rent a Pocher" sammelte. TV-Talker Oliver Geissen zeigte, dass er nicht nur ein durchaus begabter Fußballer ist, sondern auch hart im Nehmen: Der RTL-Mann spielte trotz eines gebrochenen Zehs. Mime Erol Sander schlüpfte ebenfalls in die Rolle des Fußballers und schoss sogar ein Tor - hier funktionierte das Zusammenspiel von Show und Sport bestens, denn aufgelegt bekam er den Treffer von Effenberg persönlich.Lohmeyer gab auf dem Spielfeld einen von acht "Zehnern". Er gestand: "Ich bin immer sauer, wenn die Reporter sagen, dass ein Fußballer ein guter Schauspieler ist, nur weil er einen Elfmeter rausholt, der keiner ist." Seine Rolle beim Effe-Abschied: "Als ich eingeladen wurde, war nicht klar, ob Carsten Jancker kommt. Mit meiner neuen Frisur hätten alle gedacht: Ah, das ist der Jancker." Am Ende standen sie dann beide auf dem Platz: der schmächtige Schauspieler und der bullige Stürmer.Zwölf Tore gab es beim Spaßkick zwischen "Tigers" und "Heroes" (6:6). Die üppige Zahl an Gegentoren würde Bayern-Torwart Oliver Kahn, 2001 mit "Effe" Champions League-Sieger, in normalen Fußballspielen zum "Vul-Kahn" werden lassen. Doch bei der Effenberg-Gala mit Spaßfaktor und ohne Erfolgszwang spielte der Titan seine Rolle als Nicht-um-jeden-Preis-Torverhinderer mit einem Lächeln.