In welche Skandale war die Credit Suisse bereits verwickelt?
Die Credit Suisse war in der Vergangenheit in mehrere Skandale verwickelt, von denen einige zu hohen Strafen und Reputationsschäden führten. In den 2000er-Jahren war die Bank in einen Steuervermeidungsskandal verwickelt, in dessen Zuge sie amerikanischen Kunden dabei geholfen hatte, Vermögen vor dem US-amerikanischen Steuersystem zu verstecken. Die Bank musste eine hohe Strafe von mehreren Milliarden Dollar zahlen und ihr Geschäft in den USA einschränken. Ein weiterer Fall wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung von US-Kunden ereignete sich im Jahr 2014, dabei wurde die Bank zu einer Geldstrafe von 2,6 Milliarden US-Dollar verurteilt. Bereits im darauffolgenden Jahr kam es zu einer weiteren Verurteilung, als für die Credit Suisse von den US- und Schweizer Behörden eine Geldstrafe von insgesamt 2,8 Milliarden US-Dollar angesetzt wurde. Grund war die Beteiligung an illegaler Manipulation des Devisenmarkts. Im Jahr 2018 kam es zu einem Korruptionsvorfall, in dem die Credit Suisse eine Geldstrafe von 47 Millionen Schweizer Franken zahlen musste. Es ging dabei um die Bestechung von öffentlichen Amtsträgern in Angola und die Beschäftigung von deren Familienmitgliedern bei der Bank. 2019 wurde ein weiterer Skandal öffentlich: Die Bank hatte einen Händler in London wegen der Veruntreuung von fast 100 Millionen US-Dollar entlassen. Sie gab hierzu öffentlich bekannt, dass sie Opfer der betrügerischen Tätigkeit durch einen ihrer Mitarbeiter geworden war. Im selben Jahr kam es zu einer Spionageaffäre. Die Credit Suisse hatte einen ihrer ehemaligen Top-Manager Iqbal Khan illegal überwachen lassen, nachdem er zu einem Konkurrenten gewechselt war. Die Bank entschuldigte sich öffentlich für das Fehlverhalten und zahlte eine Strafe von rund 80 Millionen Franken.
Wie geriet die Credit Suisse in die Krise?
Die Credit Suisse geriet im April 2021 in eine enorme Krise, die im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Hedgefonds Archegos Capital Management stand. Archegos Capital Management hatte komplexe Wetten auf verschiedene Unternehmen abgeschlossen. Als einige dieser Wetten schiefgingen, geriet der Hedgefonds in finanzielle Schwierigkeiten. Andere Banken, darunter auch die Credit Suisse, hatten Archegos hohe Kredite gewährt. Es entstanden Schäden in Milliardenhöhe, die Credit Suisse zählte dabei zu den am stärksten betroffenen Akteuren. Der Zusammenbruch von Archegos kam für die Credit Suisse zudem zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Die Bank hatte erst kurz davor, im März 2021, einen anderen Skandal im Zusammenhang mit dem insolventen Finanzdienstleister Greensill Capital überstanden.
Das Geschehen um Archegos Capital hatte weitreichende Auswirkungen auf das Image und führte zu einem Vertrauensverlust bei Investoren. Um das Vertrauen ihrer Kunden nicht gänzlich zu verlieren, musste die Bank ihre Geschäftspraktiken von Grund auf restrukturieren und ihr Risikomanagement verbessern. Darüber hinaus hatte der Zusammenbruch auch personelle Konsequenzen: Der damalige CEO der Credit Suisse Thomas Gottstein trat zurück, und auch andere Führungskräfte mussten das Unternehmen verlassen. Viele Finanzexperten führten den Skandal als Beispiel dafür an, wie die zunehmende Komplexität der Finanzmärkte und die steigende Konzentration von Vermögen in den Händen weniger Akteure das Risiko von systemischen Krisen erhöhen kann.