Christian Drosten ist seit der Corona-Krise 2020 oft in den Nachrichten zu sehen. Doch wer ist der Virologe eigentlich? Das sollten Sie über den bekanntesten Corona-Experten wissen.
Wer ist Christian Drosten?
Geboren wurde Christian Drosten im Jahr 1972 in Lingen im Emsland, Niedersachsen. Er studierte Chemietechnik und Biologie in Dortmund und in Münster, später Humanmedizin in Frankfurt am Main. 2003 schloss er seinen Doktor der Medizin summa cum laude ab.
Viren waren schon zu der Zeit seiner Dissertation sein Spezialgebiet. Ab Juni 2000 arbeitete Drosten als Arzt im Praktikum in Hamburg in der Abteilung für Virologie. Er leitete eine Laborgruppe zur Diagnostik tropischer Viruserkrankungen im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin.
Zwischen 2007 und 2017 arbeitete er im Universitätsklinikum Bonn als Professor und Leiter des Instituts für Virologie. 2017 wurde er an die Charité in Berlin berufen. Er folgte dieser Chance und arbeitet dort seit 2017 als Direktor des Instituts für Virologie.
Hat Christian Drosten Kinder?
Nach zehn Jahren in Bonn war Christian Drosten 2017 bereit für eine Veränderung. Die Arbeit im Charité in Berlin, dem ältesten Berliner Krankenhaus und einer der größten Universitätskliniken Europas, war eine große Chance. Im gleichen Jahr wurde sein erster Sohn geboren.
In Berlin fühlt er sich mit seiner jungen Familie sehr wohl, verriet der Virologe in einem Interview. Auch seine Partnerin freute sich, nach einigen Jahren der Abwesenheit, nach Berlin zurückzukehren. In Berlin gründete er nicht nur seine Familie, hier startete er Ende Februar 2020 auch den Corona-Podcast in Zusammenarbeit mit dem NDR. In seinen Corona-Updates informiert er die Bevölkerung über das Coronavirus und aktuelle Entwicklungen rund um die Corona-Pandemie.
Warum ist Christian Drosten ein Experte in der Corona-Krise?
Christian Drosten zählt zu einem der führenden Coronaviren-Experten. Das schließt nicht nur das Virus SARS-CoV-2 ein, welches 2020 die weltweite Pandemie verursachte. Schon Jahrzehnte zuvor positionierte er sich als Corona-Experte. Er entwickelte Standardtests zum Nachweis von SARS-CoV und MERS-CoV.
Er gilt als Mitentdecker des SARS-Coronavirus (SARS-CoV), welches sich 2003 vor allem in China, Hong Kong, Taiwan, Singapur und Kanada verbreitete und knapp 800 Menschen das Leben kostete. Gemeinsam mit Stephan Günther gelang es Christian Drosten, der damals am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin arbeitete, einen diagnostischen Test zu entwickeln.
Diese standardisierten Tests wurden weltweit eingesetzt, um schnelle Diagnosen mit SARS-CoV zu stellen. Durch die Diagnosemöglichkeit konnten Infizierte erkannt, isoliert und behandelt werden. Eine starke weltweite Verbreitung wurde verhindert. Für die Arbeit an dem SARS-CoV-Standardtest erhielten er und sein Kollege Stephan Günther mehrere Auszeichnungen, wie beispielsweise das Bundesverdienstkreuz am Bande.
2012 leitete er eine Forschungsgruppe, die unter anderem MERS (MERS-CoV) untersuchte. Auch hier entwickelte er gemeinsam mit seinem Team einen standardisierten Test, der weltweit zum Nachweis des Erregers verwendet wurde.
Einen Test für SARS-CoV-2, das sich Ende 2019 zum ersten Mal in der chinesischen Stadt Wuhan verbreitete, entwickelte eine Forschungsgruppe unter seiner Leitung schon Mitte Januar 2020 den ersten Diagnostiktest.
Er beriet außerdem Politiker und Behörden und trat im Fernsehen als Corona-Experte auf. Durch die Corona-Krise wurde der Virologe über den Kreis von Wissenschaftlern hinaus deutschlandweit bekannt. Mittlerweile berät der Virologe Gesundheitsbehörden weltweit.
Für seine öffentliche Arbeit, die unter anderem einen Podcast zum Thema Corona einschließt, erhielt er einen „Sonderpreis für herausragende Kommunikation der Wissenschaft in der Covid19-Pandemie“. Der Sonderpreis ist mit einem Preisgeld von 50.000 Euro dotiert.
Wofür wird Christian Drosten kritisiert?
Die Expertenaussagen des Virologen Christian Drosten werden immer wieder kritisch hinterfragt. Auch persönlichen Anschuldigungen muss sich der Corona-Experte häufig stellen. Vor allem Halbwissen, Fake News und Verschwörungstheorien führen zu Kritik an seinen wissenschaftlich fundierten Aussagen. Unberechtigte Kritik hält der Virologe für gefährlich.
Dabei ist er nur einer von vielen Virologen, die das neue Coronavirus untersuchen und sich durch ihr Expertenwissen zu möglichen Verläufen äußern können. Sein Kollege Hendrik Streeck ist während der Corona-Krise 2020 ebenfalls in den Medien präsent. Er untersuchte die Corona-Ansteckungen im Kreis Heinsberg, dem Epizentrum der deutschen Corona-Ausbreitung. Hendrik Streeck ist der Nachfolger von Christian Drosten am Institut für Virologie am Universitätsklinikum in Bonn.
Kritisiert wird Christian Drosten auch in Bezug auf Prognosen über die Schweinegrippe 2009, die die WHO, Wissenschaftler und Virologen getroffen hatten. Sie prophezeiten einen schlimmeren Verlauf der damals neuartigen Grippewelle. Letztendlich forderte die Schweinegrippe jedoch „nur“ so viele Todesopfer, wie die saisonale Grippe. Das erschütterte das Vertrauen in die WHO und Experten wie Christian Drosten.
Viele gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie nicht so schlimm verläuft, wie es Experten voraussagen und Maßnahmen wie Lockdowns und Schulschließungen überzogen sind. Doch die Schweinegrippe unterscheidet sich laut Aussagen des Corona-Experten Drosten in entscheidenden Punkten von dem 2020 verbreiteten Coronavirus SARS-CoV-2.
Da die Viren der Schweinegrippen mit den Viren der Spanischen Grippe verwandt sind, war die ältere Bevölkerung nicht so stark von dieser Pandemie betroffen. Ältere Personen, die vor 1957 an Grippe erkrankt waren, hatten eine Grundimmunität gegen Schweinegrippe. Anders bei der Corona-Pandemie 2020. Da es sich um einen neuen Erreger handelt, hat der menschliche Körper keine Immunabwehr gegen SARS-CoV-2. Vor allem für ältere Menschen ist die Atemwegserkrankung gefährlich.
In der Kritik stand auch sein Aufruf zur Vorsicht. Kritiker sahen leere Intensivstationen als Zeichen dafür an, dass Lock-Downs und Ausgangssperren übertriebene Maßnahmen waren. Doch Dorsten sah darin ein gutes Zeichen – nämlich, dass die Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung erfolgreich waren. Er verwies auf Beispiele wie Italien und New York, wo Krankenhäuser aufgrund von Corona-Patienten überfüllt waren und medizinische Ausrüstung nicht für alle Patienten ausreichte.
Worum geht es im Corona-Podcast von Christian Drosten?
Seit dem 26. Februar 2020 veröffentlichte Christian Drosten in Zusammenarbeit mit NDR einen Podcast mit dem Titel „Coronavirus-Update“. Anfangs täglich, später zwei Mal wöchentlich beantwortete der Virologe Fragen rund um das Coronavirus, erklärte Hintergründe und gab Ratschläge für verunsicherte Bürger.
Er informierte in seinen Corona-Updates sachlich und verständlich, frei von Panikmache. Er äußerte sich auch zu Kritik, Falschmeldungen und Verschwörungstheorien. Gelobt wurde der Virologe mit dem ernsten Gesichtsausdruck für die verständliche Weitergabe von wissenschaftlichen Fakten rund um Corona. Der Corona-Podcast wurde für den Grimme Online Award 2020 nominiert.
Hier erhalten Sie alle News zum Coronavirus.