Cedric Klapischs sympathischer Film "L'Auberge Espagnole"
Frankfurt/Main (rpo). Vielleicht lässt sich statistisch nachweisen, wie viele akademische Karrieren dank dem europäischen Studenten-Austauschprogramm Erasmus schon gefördert wurden. Gewiss unbekannt ist aber die hohe Zahl von Freund- und Liebschaften, die von dieser segensreichen Einrichtung bereits gestiftet wurden. Grund genug für einen Kinostoff, dachte der Franzose Cedric Klapisch und drehte mit dem am 13. November anlaufenden Film "L'Auberge Espagnole" eine sympathische Produktion. Hauptfigur darin ist ein junger Franzose namens Xavier, der Mutter und Freundin Martine in Paris verlässt, um in Barcelona sein letztes Studienjahr in Wirtschaftswissenschaften zu verbringen. Bereits im Flugzeug dahin lernt er ein junges Ehepaar aus der Heimat kennen, das in Barcelona wohnt. Bei ihnen kommt Xavier auch erst einmal unter, woraus eine immer intimere Beziehung zu der schüchternen Anne Sophie resultiert, die sich von ihrem ehrgeizigen Mann, dem Neurologen Jean-Michel, vernachlässigt fühlt. Nicht weniger wichtig für den jungen Franzosen ist aber die Aufnahme in eine multinationale Wohngemeinschaft, die einer westeuropäischen Miniaturausgabe gleicht: Da ist der Deutsche Tobias - nüchtern, rational und natürlich ordentlich; da ist der Italiener Alessandro - ein netter Chaot; der bullige Däne Lars, der mit der feurigen Andalusierin Soledad nicht nur die Räumlichkeiten teilt; schließlich auch die patente Engländerin Wendy, die von den anderen etwas ausgenutzt wird, dafür aber ihren unsäglichen Bruder länger als verträglich einquartiert. Lichtblick im grauen NovemberUnd es kommt auch noch die lesbische Belgierin Isabelle hinzu, die Xavier mit nützlichen Ratschlägen über die Verführbarkeit der Frauen versorgt. Der ist Franzose genug, um neben seinem Studium auch in erotische Verwicklungen zu geraten, schließlich ist da ja auch noch Martine, die ihre Rechte einfordert. Es geht sehr lebendig und kurzweilig zu auf der Leinwand, die vielen Figuren sorgen für ständigen Wirbel. Einige bleiben zwar etwas blass, andere - wie die von Kelly Reilly eindrucksvoll verkörperte Wendy - prägen sich dem Betrachter ein. Es gehört zum besonderen Reiz des Films, dass alle handelnden Personen von Darstellern aus dem jeweiligen Land dargestellt werden. Tobias wird deshalb von dem gebürtigen Berliner Barnaby Metschurat gespielt, allerdings ist die Rolle eher klein. Im Mittelpunkt steht Romain Duris, Jahrgang 1974, der als Xavier eine gute Figur macht. Seine Freundin Martine ist niemand anders als die süße Audrey Tautou, die als "Amelie" in dem Welterfolg von Jean-Pierre Jeunet Ruhm erlangte. Regisseur Klapisch hat es als die Hauptschwierigkeit seines Films bezeichnet, "Europäer zu porträtieren, ohne in die Karikatur zu verfallen". Das ist ihm durchaus gelungen, und auch das macht diesen Film zu einem Lichtblick im grauen November.