AOL ist ein amerikanischer Medienkonzern, der einst zu den größten Online-Dienst-Anbietern weltweit zählte.
Was ist AOL?
Ursprünglich als America Online bekannt ist AOL ein amerikanisches Webportal und Online-Dienstleister mit Sitz in New York City. Aktuell ist die Marke Teil des Unternehmens Verizon Media.
Zu Beginn verdiente der Internet-Anbieter mit Einwählverbindungen über eine AOL-Software per Modem. Viele Jahre lagen entsprechende CDs mit der Zugangssoftware Zeitschriften kostenlos bei. Hierzulande war AOL Deutschland einst der größte Konkurrent der Deutschen Telekom. Durch die Einführung von DSL und Flatrates schrumpften die Einnahmen.
Seit 2009 verschob sich das Geschäftsmodell in Richtung einer Content Farm. AOL lässt seither Freiberufler Texte zu aktuellen Themen erstellen, die durch Suchmaschinenoptimierung häufig aufgerufen werden. Auf diesem Wege sollen Werbeeinnahmen generiert werden.
Wer hat AOL gegründet?
Dem Unternehmen gingen verschiedene geschäftliche Entwicklungen voraus. Zu den Gründern des Online-Dienstleisters gehörten Marc Seriff, Steve Case, Jim Kensey und William von Meister.
William F. von Meister war ein US-amerikanischer Unternehmer, der eine Reihe von Start-ups im Raum Washington, D.C. gründete. Dazu gehörten The Source, ein früher Online-Dienst und CompuServe-Konkurrent, und Control Video Corporation, ein Vorgängerunternehmen von AOL.
Marc S. Seriff wurde 1948 in Austin, Texas, geboren und als CTO und Mitbegründer von AOL bekannt. 1974 war er einer der ersten Mitarbeiter bei Telenet Communications und fungierte später als leitender Angestellter bei mehreren Audio- und Datenkommunikationsunternehmen, darunter GTE Corporation, Venture Technology, Digital Music, Inc. und Control Video Corporation. 1985 war er Mitbegründer von Quantum Computer Services, das später als America Online bekannt wurde.
James Verlin Kimsey war ein weiterer Mitbegründer von AOL. Er war der erste Vorsitzende des Unternehmens und bis 1995 als CEO tätig, dann übernahm Steve Case das Ruder. Stephen McConnell Case ist ein US-amerikanischer Unternehmer, Investor und Geschäftsmann, der als ehemaliger Chief Executive Officer und Chairman von America Online tätig war. Case kam als Marketing-Vizepräsident zu AOLs Vorgängerunternehmen Quantum Computer Services und wurde später CEO des Unternehmens. Seit seiner Pensionierung als Vorsitzender von AOL Time Warner im Jahr 2003 investierte er weiter in Startups in der Früh- und Wachstumsphase durch seine in Washington, DC ansässige Risikokapitalfirma Revolution LLC.
Wann wurde AOL gegründet?
Die Geschichte von AOL begann im Jahr 1983 unter dem Namen „Control Video Corporation“. Die Firma wurde von William F. von Meister gegründet und bot lediglich ein einziges Produkt, einen Online-Dienst namens GameLine, für die Videospielkonsole Atari 2600 an. Der Service erlaubte es Abonnenten, über eine Modemverbindung Spiele herunterzuladen und Highscores zu verfolgen. Wenig später war das Unternehmen bereits nahezu bankrott und ging 1985 in die „Quantum Computer Services“ unter der Leitung von Jim Kimsey über.
Kimsey änderte die bisherige Strategie und startete 1985 einen Online-Dienst für Commodore 64- und 128-Computer, der ursprünglich Quantum Link – kurz Q-Link – genannt wurde. Die Quantum Link-Software basierte auf einer Software, die von dem ebenfalls 1983 gegründeten Unternehmen PlayNet Inc. lizenziert wurde. Der Dienst unterschied sich von anderen Online-Diensten, da er die Rechenleistung des Commodore 64 und des Apple II nutzte. Wenig später übernahm Steve Case die Rolle der Geschäftsführung.
Im Mai 1988 brachten Quantum und Apple die AppleLink Personal Edition für Apple II und Macintosh-Computer auf den Markt. Ein halbes Jahr später kam mit PC-Link ein Dienst für IBM-kompatible PCs heraus. Nachdem sich das Unternehmen im Oktober 1989 von Apple trennte, änderte Quantum den Namen des Dienstes in „America Online“. Steve Case bewarb und verkaufte AOL als Online-Dienst für alle, die mit Computern nicht vertraut waren. Konkurrent CompuServe hingegen war von Beginn an in der technischen Gemeinschaft gut etabliert.
AOL hat von Anfang an Online-Spiele in seinen Produktmix aufgenommen. Zahlreiche klassische und Gelegenheitsspiele waren im ursprünglichen PlayNet-Softwaresystem enthalten. In den frühen Jahren von AOL führte das Unternehmen innovative interaktive Online-Titel und Spiele ein.
Wie hat sich AOL mit der Zeit entwickelt?
AOL war Mitte der 1990er Jahre einer der ersten Pioniere des Internets und die bekannteste Internet-Marke in den USA. Ursprünglich bot es Millionen von Amerikanern einen Einwahldienst sowie ein Webportal, E-Mail-Adressen, Instant Messaging und später einen Webbrowser nach dem Kauf von Netscape an.
In den frühen 1990er Jahren dauerte das durchschnittliche Abonnement eines AOL-Nutzers etwa 25 Monate und machte einen Gesamtumsatz von 350 US-Dollar aus. Anzeigen luden Modembesitzer ein, America Online FREE zu testen, und versprachen kostenlose Software und eine Probemitgliedschaft.
In den nächsten Jahren startete AOL verschiedene Dienste und bot den ersten Echtzeit-Hausaufgabenhilfedienst an. Weiterhin entstand die Markensuchmaschine NetFind, die 1999 in AOL Search umbenannt wurde. 1997 hatte etwa die Hälfte aller US-Haushalte einen Internetzugang über einen AOL-Vertrag. Während dieser Zeit erlebten die Content-Kanäle wie Nachrichten, Sport und Unterhaltung ihr größtes Wachstum, da AOL mit mehr als 34 Millionen Abonnenten international zum dominierenden Online-Dienst wurde.
Im November 1998 übernahm AOL das Unternehmen Netscape, das vor allem für seinen Webbrowser bekannt ist. Eine weitere große Akquisition im Dezember 1999 war die von MapQuest für 1,1 Milliarden US-Dollar. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität im Jahre 2001 kaufte es den Medienkonzern Time Warner im Rahmen der größten Fusion in der Geschichte der USA.
AOL schrumpfte danach, teilweise aufgrund des Rückgangs der Einwahl und des Anstiegs der Breitbanddienste. Es wurde 2009 schließlich von Time Warner abgespalten, wobei Tim Armstrong zum neuen AOL-Chef ernannt wurde. Unter seiner Führung investierte das Unternehmen in Medienmarken und Online-Werbung. Es erwarb 2011 unter anderem HuffPost, und Arianna Huffington, Mitbegründerin der Huffington Post, übernahm die Rolle des Präsidenten der AOL Huffington Post Media Group. Im gleichen Jahr ging AOL eine strategische Partnerschaft für den Anzeigenverkauf mit zwei seiner größten Konkurrenten, Yahoo und Microsoft, ein.
Am 23. Juni 2015 wurde AOL von Verizon Communications für 4,4 Milliarden US-Dollar übernommen. Verizon Communications Inc. ist ein amerikanischer multinationaler Telekommunikationskonzern, der im folgenden Jahr auch das Kerngeschäft von Yahoo! kaufte. Nach Abschluss der Übernahmen gründete Verizon eine neue Abteilung namens Oath, die die Marken AOL und Yahoo umfasste und die 2019 in Verizon Media umbenannt wurde.
Am 3. Mai 2021 kündigte Verizon an, Yahoo und AOL für 5 Milliarden US-Dollar an die Private-Equity-Firma Apollo Global Management zu verkaufen. Apollo zahlt dafür fünf Milliarden US-Dollar - rund die Hälfte des ursprünglichen Preises, den Verizon seinerzeit gezahlt hatte.
Welche Standorte hat AOL in Deutschland?
AOL Deutschland brachte einst Millionen Kunden ins Internet. Doch nach einigen Jahren überholte die Konkurrenz den Anbieter. 2010 schloss der Internetdienstleister seine Niederlassungen in Deutschland, Spanien und Schweden. Weltweit mussten 1.200 Mitarbeiter gehen. Bereits zuvor hatte das Unternehmen angekündigt, sich komplett aus Deutschland zurückzuziehen. Die Filialen in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt und München würden geschlossen. Nutzer von AOL Mail sollen ihre E-Mail-Adressen aber weiterhin nutzen können, und auch die verkleinerte deutsche Webseite mit AOL Nachrichten und allgemeinen Informationen blieb erhalten.
Welche Produkte bietet AOL an?
AOL bot seit seiner Gründung eine Vielzahl an unterschiedlichen Diensten an. Heute beschränkt sich das Angebot für Endverbraucher im Wesentlichen auf AOL Nachrichten und AOL Mail. Die Internetseite besteht derzeit aus einer Fülle an Nachrichten von anderen Portalen und Werbung. Weiterhin werden kostenlose E-Mail-Adressen geboten. Berichten zufolge gibt es immer noch 1,5 Millionen Menschen, die eine monatliche Abonnement-Servicegebühr für AOL Advantage zahlen – aber anstelle eines Einwahlzugangs erhalten diese Abonnenten technischen Support und Software für Identitätsdiebstahl.
Viele Nutzer möchten derzeit eine Kündigung vornehmen. Wer noch einen alten Internet-Anschluss mit AOL-Vertrag hat, muss sich zur Kündigung seines Altvertrags inzwischen an o2 wenden. Geht es um die Kündigung einzelner Abonnements, müssen sich Nutzer zunächst mit ihren Daten bei AOL einloggen. Sie finden unter „Abonnements“ eine Auflistung aller Dienste und können diese jeweils über die Funktion Verwalten kündigen. Wer seinen kompletten E-Mail-Account oder sein E-Mail-Konto löschen möchte, loggt sich auf der Kontoabschlussseite ein und findet hier den Hinweis „Mit dem Löschen meines Accounts fortfahren“.
Ist ein AOL Account kostenlos?
AOL Deutschland bietet immer noch die Möglichkeit, ein E-Mail-Konto zu erstellen. Dazu können sich Nutzer kostenlos für AOL Mail registrieren. Dazu müssen Nutzer ihren vollständigen Namen, eine E-Mail-Adresse die auf @aol.de endet wählen und ein sicheres Passwort hinterlegen. Weiterhin ist eine Sicherheitsfrage zu wählen. Im Anschluss wird ein kostenloser Account angelegt.
Wofür wurde AOL kritisiert?
AOL produzierte in den 1990er- und 2000er-Jahren riesige Mengen an Disketten und später CDs mit Zugangssoftware, die kostenlos in Zeitschriften und Zeitungen beilagen oder als Postwurfsendungen verteilt wurden. Kritiker sahen darin eine reine Ressourcenverschwendung, da die meisten Datenträger ungenutzt weggeworfen wurden. Mit der Kampagne „No more AOL CDs“ protestierten US-amerikanische Informatiker gegen die Massenproduktion und wollten eine Million AOL-CDs sammeln, um diese medienwirksam vor der Zentrale abzuladen. Die Kampagne wurde 2007 abgeschlossen, da keine CDs mehr versandt wurden. Das Team sammelte weltweit rund 410.000 CDs.
Weiterhin wurde AOL im Mai 2006 zum schlechtesten technischen Produkt aller Zeiten gekürt von der Zeitschrift PC World. Der Dienst sei überteuert, nutzlos, aggressiv in der Werbung und Kundenbindung. Kritiker bemängelten, dass die Kündigung eines AOL-Kontos schwierig wäre. Ende August 2006 wurde die US-Version von AOL 9.0 durch die amerikanische Stop Badware Coalition als „Badware“ eingestuft.
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