Was ist Allerheiligen?
Allerheiligen ist ein christlicher Feiertag, an dem die Gläubigen allen Heiligen und Märtyrern gedenken. Es ist quasi ein „Sammelfest für alle Heiligen“, erklären Manfred Becker-Huberti und Ulrich Lota im Handlexikon „Katholisch A-Z“. Zu diesen Heiligen gehören allerdings nicht nur die Frauen und Männer, die von der Kirche heiliggesprochen wurden, wie St. Martin oder Nikolaus. „Zur Gemeinschaft der Heiligen gehören alle Menschen, die ihre Hoffnung auf Christus gesetzt haben und durch die Taufe zu ihm gehören“, heißt es im Jugendkatechismus Youcat. Das heißt, es wird auch derer gedacht, deren Geschichte man nicht kennt, die aber konsequent ihren Glauben gelebt und verteidigt haben.
Ist Allerheiligen ein katholischer oder ein evangelischer Feiertag?
Ein Hochfest ist Allerheiligen nur in der katholischen Kirche. Allerdings haben nach der Reformation viele Protestanten den „Gedenktag der Heiligen“ beibehalten. Denn obwohl es in der evangelischen Kirche keine Heiligsprechung gibt wie bei den Katholiken, ist auch hier die Rede von Heiligen – Menschen, die durch ihren christlichen Glauben und ihr Wirken als Vorbilder dienen und die nicht vergessen werden sollten. Ihnen gedenken viele Protestanten bis heute alljährlich am 1. November.
Reformationstag
Für alle Protestanten ein wichtiger Feiertag ist dagegen der Tag vor Allerheiligen. Denn laut der Überlieferung, die allerdings sehr umstritten ist, soll Martin Luther an diesem Tag im Jahr 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Weimar angeschlagen haben, um einen Diskurs über die Ablassregelung anzuregen. Damit leitete er die Reformation der Kirche und ihre Spaltung in katholisch und evangelisch ein. Seit dem 18. Jahrhundert feiern die Protestanten dies mit dem Reformationstag am 31. Oktober.
In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und seit 2018 auch in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist der Reformationstag ein gesetzlicher Feiertag. In Baden-Württemberg bleiben am 31. Oktober die Schulen geschlossen – allerdings liegt das Datum meist ohnehin in den Herbstferien.
Totensonntag statt Allerseelen
Übrigens: Allerseelen, das Fest, das die katholische Kirche am 2. November begeht, um ihrer Toten zu gedenken, gehört in keiner Form zu den Festtagen der evangelischen Kirche. Aber auch sie gedenkt im November ihrer Toten: Am Sonntag vor dem ersten Advent, und damit am letzten Sonntag im Kirchenjahr, wird seit Beginn des 19. Jahrhunderts der Totensonntag gefeiert.
Volkstrauertag
Unabhängig von jeder Religionszugehörigkeit wird in Deutschland zudem am staatlichen Volkstrauertag der Toten gedacht. Dieser Gedenktag wurde während der Weimarer Republik eingeführt und wird seit 1952 zwei Sonntage vor dem ersten Advent begangen.
Wie ist Allerheiligen geschichtlich entstanden?
Schon im antiken Christentum gab es jährliche Gedenktage für Heilige und Märtyrer. Wegen der steigenden Zahl der Heiligen, wurde es jedoch zunehmend schwieriger, jedem einen eigenen Tag zu widmen und keinen zu vergessen. In der Ostkirche wurde diese Schwierigkeit mit der Einführung eines Festes gelöst, das als „Herrentag aller Heiligen“ am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert wurde. Es geht auf Johannes Chrysostomus zurück.
In der Westkirche entstand das Fest erst drei Jahrhunderte später: Das Pantheon in Rom, das zuvor ein Heiligtum der antiken Götterwelt gewesen war, wurde am 13. Mai 609 (oder 610) von Papst Bonifatius IV. der Jungfrau Maria und allen Märtyrern geweiht. Dabei ordnete er zugleich an, dass allen Heiligen alljährlich am Freitag nach Ostern gedacht werden soll. Die Nähe zu Ostern sollte den Zusammenhang des österlichen Geschehens mit dem Leben und Wirken der Heiligen verdeutlichen.
Rund hundert Jahre später weihte Papst Gregor III. eine Kapelle in Alt-St. Peter allen Heiligen und legte den Feiertag für Rom auf den 1. November fest. In Frankreich wurde dieses Datum Ende des 8. Jahrhunderts übernommen. Und schließlich legte Papst Gregor IV. 839 den Gedächtnistag für die gesamte Kirche auf diesen Tag.
In Irland fiel Allerheilgen dadurch mit dem keltischen Neujahrstag am 1. November und dem Samhain Fest am 31. Oktober zusammen. Letzteres war ein Erntedankfest zum Jahresende, das die Menschen mit vielen Bräuchen ausgelassen und fröhlich feierten. Aus dieser Kombination – dem Vorabend zu Allerheiligen, was übersetzt „all hallows eve“ bedeutet, und dem Erntedankfest, entstand Halloween.
Was ist der Unterschied zwischen Allerheiligen und Allerseelen?
Direkt am Tag nach Allerheiligen, am 2. November, begeht die katholische Kirche den Gedenktag „Allerseelen“. „Dies in commemoratione omnium fidelium defunctorum“ lautet der lateinische Name, was wörtlich übersetzt „Tag des Gedenkens an alle verstorbenen Gläubigen“ bedeutet. Der Unterschied zu Allerheiligen: Während am 1. November all derer gedacht wird, die tief im Glauben verwurzelt waren und diesen Glauben besonders vorbildlich gelebt und ihn verteidigt haben, beten die Christen an Allerseelen für ihre Verstorbenen und vor allem für diejenigen, die ihren Glauben eher weniger vorbildlich gelebt haben. Von den „armen Seelen im Fegefeuer“ ist hier veraltet oft die Rede. Denn nach katholischem Glauben befinden sich die Seelen derer, die aufgrund ihrer Lebensweise nicht direkt die Gemeinschaft mit Gott erreicht haben, an einem Ort der Reinigung und Läuterung, dem Fegefeuer, lateinisch Purgatorium. Durch Gebete, Fürbitten und auch Almosen wollen die Angehörigen Fürsprache für sie einlegen und damit dazu beitragen, dass die Toten Vollendung in Gott finden. In einigen Gemeinde gehören daher auch Armenspeisungen und Spenden zu den Bräuchen von Allerseelen.
Erfunden und eingeführt wurde der Gedenktag 998 von Abt Odilo von Cluny, dem mehrere französische Benediktinerklöster unterstellt waren. Von dort etablierte sich Allerseelen in der ganzen katholischen Kirche und bildet seitdem zusammen mit Allerheiligen ein Doppelfest mit zahlreichen gemeinsamen Bräuchen.
Heute ist der Gedenktag in Deutschland ein kirchlicher, aber kein gesetzlicher Feiertag.
Wo ist Allerheiligen ein Feiertag in Deutschland?
In der Bundesrepublik ist Allerheiligen nur in den katholisch geprägten Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland ein gesetzlicher Feiertag, an dem arbeits- und schulfrei ist. Es ist zudem ein sogenannter stiller Feiertag. Das heißt, Tanzveranstaltungen, laute Musik, Märkte, Messen und Volksfeste sind an diesem Tag verboten. Und einzig Blumenläden, Bäcker und Tankstellen dürfen für ihre Kunden öffnen.
Brauchtum: Welche Symbole und Rituale gibt es an Allerheiligen?
Dadurch, dass Allerheiligen und Allerseelen direkt aufeinanderfolgen, werden einige Traditionen, die eigentlich dem Feiertag Allerseelen zugeordnet sind, schon Allerheiligen gepflegt. Das hat sicherlich auch praktische Gründe, ist doch der 1. November in einigen Bundesländern ein arbeitsfreier Feiertag.
Die Gräber werden geschmückt
In jedem Fall kommen die Christen meist schon in den Tagen vor Allerheiligen auf die Friedhöfe und befreien die Gräber ihrer Angehörigen von verwelkten Blumen und Laub. Sie stellen frisch bepflanzte Schalen oder Gestecke auf oder schmücken die Gräber mit Kränzen. In einigen Regionen ist es zudem üblich, die Grabbepflanzung mit Tannenzweigen abzudecken. Diese Zweige symbolisieren einerseits die Hoffnung auf das ewige Leben – andererseits haben sie den ganz praktischen Zweck, die Grabbepflanzung vor Frost zu schützen.
Entzünden des Grablichts
An Allerheiligen wird traditionell eine Heilige Messe, eine Andacht oder eine Totengedenkfeier begangen. Letztere findet meist auf dem Friedhof statt. Im Anschluss daran besuchen die Gläubigen die Gräber ihrer Angehörigen und entzünden dort das Grablicht, sogenannte „Ewige Lichter“. Dieses Licht ist ein Symbol für die Gegenwart Gottes und soll gleichzeitig an den geliebten Menschen erinnern, auf dessen Grab das Licht brennt. In einigen Regionen trägt das Licht, das an Allerheiligen oder Allerseelen entzündet wird, aber auch den Namen „Seelenlicht“ für das es mehrere Deutungen gibt. So findet man zum einen die Erklärung, dass dieses Licht den Seelen der Toten als Wegweiser zu ihrer Ruhestätte dienen soll. Zum anderen gibt es die Interpretation, dass die Seelen sich am Kerzenlicht erwärmen sollen, und nicht zuletzt die Deutung, dass der Kerzenschein eine Grenze zwischen den Lebenden und den Toten bilden und böse Geister fernhalten soll.
Gräberumgang und Gräbersegnung
An vielen Orten ist es zudem üblich, dass am 1. November eine Prozession über den Friedhof verläuft. Bei diesem Gräberumgang schreitet der Priester durch die Reihen der Gräber und segnet sie. Mancherorts werden dabei die Grabstätten mit Weihwasser besprengt oder mit Weihrauch inzensiert.
Allerheiligengebäck
In Süddeutschland und Österreich gibt es auch eine kulinarische Tradition rund um Allerheiligen: Zum Fest wird dort aus süßem Hefeteig ein Zopf gebacken und mit Hagelzucker oder Streuseln verziert. Das Gebäck trägt je nach Region den Namen Allerheiligenstriezel, Allerheiligenwecken, Allerheiligenzopf, Seelenwecken, Seelenbrezel oder Seelenzopf. Früher wurde es an Kinder und Arme verschenkt. Heute ist es in Bayern und Österreich noch üblich, dass Taufpaten oder auch Firmpaten ihren Patenkindern zu Allerheiligen einen Striezel schenken.
Halloween
Nicht zuletzt ist auch Halloween ein Ritual, das zu Allerheiligen gehört: Im katholischen Irland feierten die Gläubigen am Vorabend, dem „All Hallows Eve“, ein Fest. Dazu gehörten viele verschiedene Bräuche, die zum größten Teil dem keltischen Samhain-Fest entlehnt sind, das die Iren einst als großes Erntedankfest zum Ende des Jahres feierten.
Irische Einwanderer brachten diese Tradition im 19. Jahrhundert in die USA, wo sich das Fest auch bei Bevölkerungsteilen anderen Ursprungs schnell großer Beliebtheit erfreute. Neue Bräuche und Traditionen kamen hinzu, die nun wiederum ihren Weg zurück nach Europa finden.
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