Düsseldorf Wo die Sportler ihre Medaillen feiern

Düsseldorf · Das Deutsche Haus für Sotschi ist fertig. Die Frage, wie sicher Athleten und Zuschauer in Russland sind, bleibt.

Düsseldorf: Wo die Sportler ihre Medaillen feiern
Foto: dpa, Picture Alliance

Krasnaja Poljana — so heißt ab dem 6. Februar das Stück "Heimat im Ausland" der deutschen Olympia-Athleten. In dem Gebirgsdorf, das auf deutsch übersetzt etwa "Schöne Lichtung" heißt und rund 40 Kilometer vom Zentrum Sotschis entfernt liegt, wird das Deutsche Haus stehen — der zentrale Treffpunkt für die deutsche Mannschaft, die Presse und andere Gäste.

In dem eigens dafür umgebauten Hotel- und Restaurantkomplex sollen sich Athleten und Gäste wohlfühlen, zusammen sitzen und die eine oder andere Medaille feiern. Wie entspannt die Situation in Russland tatsächlich werden wird, hängt ganz entscheidend aber von der Sicherheitslage ab. Und die ist auch drei Wochen nach den Terroranschlägen in Wolgograd und drei Wochen vor Beginn der Spiele weiterhin Thema. Extremisten kämpfen in der Region um Sotschi seit Jahren für die Errichtung eines islamistischen Staates und haben gedroht, die Spiele zu verhindern.

Für die Sicherheit am Ort ist bei den Olympischen Spielen immer das gastgebende Land zuständig. Und diese Zuständigkeit will Michael Vesper, Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), auch gewahrt wissen. "Wir müssen auf die russischen Sicherheitskräfte vertrauen", wiederholte der Funktionär bei der Vorstellung des Deutschen Hauses gestern in Düsseldorf immer wieder.

Die Frage nach der Sicherheit bei sportlichen Großereignissen bestehe nicht erst seit Wolgograd, betonte der 61-Jährige. Andererseits könne niemand einen hundertprozentige Schutz garantieren. Erstmals in der Olympia-Geschichte wird es in Sotschi Zuschauerpässe mit Fotos geben, um jeden einzelnen Gast identifizieren zu können.

Die Positionen in der Sicherheitsdebatte unterscheiden sich in diesen Tagen zum Teil extrem. Während die deutsche Eisschnellläuferin Claudia Pechstein meint, Sotschi sei während der Spiele "der sicherste Ort der Welt", haben die USA gerade eine Reisewarnung für Sotschi herausgegeben.

Mehrere Dutzend amerikanische FBI-Agenten sollen nach Moskau und Sotschi entsandt werden, um Zuschauer und Athleten vor Terrorangriffen zu schützen. Zudem hat der amerikanische Skiverband einen eigenen Evakuierungsplan aufgestellt. Eine private Sicherheitsfirma wird fünf Flugzeuge bereitstellen, mit denen die Sportler bei einem Anschlag ausgeflogen werden könnten.

"Solche Pläne haben wir nicht", kommentierte Vesper die Konzepte der Amerikaner. Allerdings stünde auch der DOSB in engem Kontakt mit den deutschen Sicherheitsbehörden. "Sie unterstützen uns, wo sie können", sagte er, Einzelheiten zu der Kooperation könnten jedoch nicht bekanntgegeben werden. Der Generaldirektor hofft, dass trotz aller Sicherheitsvorkehrungen der Spaß nicht auf der Strecke bleibt. "Es ist eine Kunst, die Balance zwischen Sicherheit und Lockerheit zu finden", sagte er.

Auch zu der Diskriminierung Homosexueller in Russland äußerte sich Vesper: "Unsere Athleten sind mündige Staatsbürger und können selbst entscheiden, ob sie sich vor Ort dazu äußern wollen oder nicht." Er selbst hoffe, dass die politische Diskussion diesmal nachhaltiger sei als die über die Behandlung Tibets durch China während der Sommerspiele in Peking 2008. "Da war das Interesse schnell wieder weg", sagte Vesper.

(RP)
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