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Freund und Co. springen hinterher Tournee wird für DSV-Adler zur bitteren Lehrstunde

Als die deutschen Skispringer am Freitag in ihren vollgepackten Autos nach Innsbruck aufbrachen, war eine bittere Erkenntnis mit an Bord: Für Severin Freund, Richard Freitag und Co. ist die Vierschanzentournee allen mutigen Ansagen zum Trotz noch immer eine Nummer zu groß.

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"Man muss ganz nüchtern feststellen: Wir waren noch nicht so weit", sagte ein enttäuschter Bundestrainer Werner Schuster nach den Lehrstunden in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen.

Die Zahlen sind in der Tat ernüchternd: Statt des erträumten ersten deutschen Tournee-Sieges seit 13 Jahren findet sich zur Halbzeit kein einziger DSV-Adler in den Top 10 der Gesamtwertung. Dabei schienen die Voraussetzungen mit den Saisonsiegen von Severin Freund und Richard Freitag günstig wie nie. "Bei besonderen Events scheint aber die Stress-Resistenz nicht gegeben zu sein", sagte Schuster und gestand ein, dass das Problem wohl im Kopf liegt.

Noch vor einer Woche waren aus dem deutschen Team ganz andere Töne zu hören gewesen, der große Coup sollte endlich gelingen. "Ich denke, das war eine realistische Ansage. Ich hatte das Gefühl, dass die Mannschaft ein Stück weiter ist", sagte Schuster. Doch am Ende erwiesen sich gerade Freund und Freitag als noch nicht reif genug. "Unter Stress bricht das System unserer besten Flieger zusammen. Für den Alltagsgebrauch bei den Rentieren in Kuusamo reicht es, für die Tournee noch nicht", sagte Schuster.

Auch der hoch gehandelte Freund wirkte ein wenig ratlos angesichts der Plätze 13 und 10 in der ersten Tournee-Hälfte. "Wir versuchen jedes Jahr, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Aber es war nicht meine letzte Tournee, deswegen werde ich es nächstes Jahr wieder genauso versuchen", sagte der als Mitfavorit angereiste Niederbayer. Doch mehr als die Hoffnung auf ein gutes Tagesergebnis ist nicht geblieben.

Und so wurde bei der Tournee wieder einmal deutlich, dass den deutschen Skispringern im Vergleich zur Weltspitze noch etwas fehlt. "Severin und Richard haben schon einiges gewonnen. Aber für die Big Points muss man als Gesamtpersönlichkeit echt weit sein, um hier mal zehn, zwölf Tage lang im richtigen Moment die richtigen Sprünge abliefern zu können", sagte Schuster und sprach dann zum dritten Mal den Satz aus, den er eigentlich nie mehr sagen wollte: "Wir waren noch nicht soweit."

Für Schuster muss diese Erkenntnis besonders bitter sein, denn auch er weiß: Bei der Tournee schauen Millionen Fans zu, die nun auch seine Arbeit in Frage stellen. Doch der Österreicher hat gute Argumente. Als er im März 2008 den Posten des Bundestrainers übernahm, hatten die DSV-Adler in der gesamten Saison gerade zwei Podestplätze zu feiern. Seither ist diese Zahl in jedem Jahr gestiegen, in der vergangen Saison sogar auf 16 - mit Team-Gold in Sotschi als Krönung.

Ein paar Ziele bleiben dem Team für die Wettkämpfe am Sonntag in Innsbruck und am Dienstag in Bischofshofen dann aber doch noch. "Fast alle können noch ihr bestes Tournee-Resultat erzielen", sagte Schuster. Bei Freund ist das bislang der siebte Rang, bei Freitag der zehnte. Doch dafür muss wohl endlich der ersehnte Podestplatz her. Und auch Schuster weiß: "Das wird eine Herkulesaufgabe."

(sid)
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