Enttäuschende Vierschanzentournee Stimmung bei den DSV-Adlern ist „beschissen“

Innsbruck · Nach der nächsten Tournee-Enttäuschung wirken die deutschen Skispringer zunehmend ratlos. Trainer Stefan Horngacher und sein Team beginnen bereits vor der letzten Station in Bischofshofen mit der Aufarbeitung.

Markus Eisenbichler.

Markus Eisenbichler.

Foto: AFP/CHRISTOF STACHE

Am Ende zweier Tage zum Vergessen zog Stefan Horngacher ein vernichtendes Fazit. „Das ist schon mit das Bitterste, was wir hier erleben, seitdem ich Trainer bin“, sagte der Chef der deutschen Skispringer über die jüngste Leistung seiner Schützlinge. Erst das Quali-Aus von Karl Geiger, dann nicht mal ein Springer unter den besten 12 - die DSV-Adler waren auf der dritten Station der Vierschanzentournee in Innsbruck am vorläufigen Tiefpunkt angelangt.

Die Stimmung im Team sei „beschissen“, sagte Markus Eisenbichler knapp, und Horst Hüttel ordnete das Geschehen ein. „Mannschaftlich waren wir selten so weit weg wie derzeit“, das musste der Teammanager des Deutschen Skiverbandes (DSV) eingestehen.

Während die Dominatoren des Winters auch bei der Tournee einsam ihre Kreise an der Spitze drehen, bleibt der deutschen Mannschaft weiter nur die Zuschauerrolle. Halvor Egner Granerud, Dawid Kubacki, Anze Lanisek: Die drei Führenden in Tournee und Weltcup machten auch am Mittwoch den Sieg unter sich aus.

„Das ist die Konstanz, die wir schon über Wochen sehen“, sagte Andreas Wellinger, als Achter bester Deutscher in der Tournee-Gesamtwertung - und genau die fehlt dem deutschen Team. „Wir sind in Oberstdorf ja gut eingestiegen“, erinnerte Hüttel zurecht, „aber dann geht es halt wieder nach hinten, und das ist im Moment schon sehr mühsam.“ Er hoffe sehr, so der 54-Jährige, „dass den Trainern etwas einfällt, was dann auch wirkt.“

Mehr denn je sind Horngacher und sein Team gefragt, Lösungen zu finden. Die Fehlersuche habe längst begonnen. „Wir haben uns die letzten drei Jahre immer gut präsentiert, jetzt haben wir mal ein bisschen ein Tief“, sagte Horngacher: „Wir sind an der Ursachenforschung dran, und ich glaube, es liegt nicht so weit weg.“

Vierschanzentournee 2023/24: Kader der deutschen Skispringer- Geiger und Co
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Die deutschen Skispringer bei der Vierschanzentournee

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Zwar gebe es „ein paar Hinweise“ auf mögliche Rückstände, dennoch nahm der 53-Jährige das gesamte Team in die Verantwortung: „Jeder denkt jetzt mal nach über gewisse Dinge, die wir machen müssen.“ Die erste Chance auf eine schnelle Umsetzung bietet sich den DSV-Adlern beim Tournee-Finale in Bischofshofen.

„Für uns ist wichtig, dass wir ein, zwei Dinge richten und die Jungs nicht ungeduldig werden, sondern positiv bleiben und dass sie über gute Einzelsprünge noch nach vorne kommen“, sagte Horngacher. Es herrsche zudem „keine phlegmatische, total deprimierte Stimmung“, so Hüttel. Die Enttäuschung sei groß, aber „sowas ist nicht unumkehrbar.“

Neben einzelnen Lichtblicken - allen voran der junge Philipp Raimund, als 13. in Innsbruck bester Deutscher - macht auch die Rückkehr von Karl Geiger Hoffnung auf ein versöhnliches Ende dieser so verkorksten Tournee. Der einstige deutsche Hoffnungsträger habe nach dem Debakel am Bergisel „die Dinge für sich aufbereitet“, sagte Horngacher: „Er ist eigentlich schon wieder voller Motivation für Bischofshofen.“

(sid/old)
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