Zweiter der Vierschanzentournee Happy End für „megaglücklichen“ Geiger

Bischofshofen · Der goldene Adler wurde es nicht, aber im Showdown der „Geister-Tournee“ belohnte sich Karl Geiger mit einem Happy End. Entsprechend erleichtert und glücklich war der 27-Jährige nach seiner Aufholjagd.

Karl Geiger jubelt über den zweiten Platz in der Gesamtwertung.

Karl Geiger jubelt über den zweiten Platz in der Gesamtwertung.

Foto: dpa/Daniel Karmann

Karl Geiger stieß überglücklich einen lauten Jubelschrei unter dem Mund-Nasen-Schutz aus, dann scherzte der Oberstdorfer auf dem Siegerpodest ausgelassen mit "Tournee-König" Kamil Stoch. Geiger gelang zum Abschluss der "Geister-Tournee" in Bischofshofen ein wahres Happy End, der Skiflug-Weltmeister belohnte eine grandiose Aufholjagd von Platz vier mit dem zweiten Gesamtrang.

Tagessieger Stoch durfte derweil am Dreikönigstag nach 2017 und 2018 zum dritten Mal den begehrten Goldadler entgegennehmen. Für Geiger, der sich seinen Pokal unter dem Applaus seiner Teamkollegen genauso wie Stoch selbst abholen musste, war es nach Platz drei im Vorjahr das beste Tournee-Ergebnis seiner Karriere.

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Entsprechend erleichtert war der 27-Jährige nach dem gelungenen Abend an der Paul-Außerleitner-Schanze. Der Abschluss sei "gelungen, definitiv gelungen", sagte der Skiflug-Weltmeister zufrieden im ZDF: "Ich bin megaglücklich und echt froh, dass ich das heute hinbekommen habe."

Mit Sprüngen auf 138,0 und 133,5 m überflügelte Geiger als Tagesdritter mit einer Gesamtpunktzahl von 1062,5 seine Konkurrenten um Titelverteidiger Dawid Kubacki (1057,8) und den Norweger Halvor Egner Granerud (1057,4). "Ich bin überglücklich", sagte Geiger, der Stoch gratulierte: "Das war wahnsinnig gemacht."

Auch Bundestrainer Stefan Horngacher zog ein positives Fazit. "Karl ist mental unglaublich stark und super gesprungen", betonte der Österreicher: "Am Ende ein toller zweiter Platz." Stoch sei in dieser Form einfach unschlagbar gewesen.

Der dreimalige Olympiasieger Stoch blieb auch in Bischofshofen eiskalt und siegte mit Flügen auf 139,0 und 140,0 m überlegen vor dem Norweger Marius Lindvik. Die Tournee gewann Stoch mit einem riesigen Vorsprung von 48,1 Punkten (1110,6), der 33-Jährige krönte sich außerdem zum zweitältesten Champion nach Sepp Bradl bei der Premiere 1953.

Erneut Tourneesieger, "das klingt großartig, ich bin wirklich glücklich", sagte Stoch: "Es ist emotional, weil wir alle unter großem Stress standen. Heute werden wir feiern." Auch Sportdirektor Adam Malysz war entzückt. "Wooow, mir fehlen die Worte", schrieb die polnische Skisprung-Legende in den Sozialen Medien.

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Stoch gelang das Kunststück, aus der Quarantäne zum Dreifach-Triumph zu springen. Denn eigentlich war die Tournee für das gesamte polnische Team schon vor dem ersten Springen in Oberstdorf verloren. Nach dem positiven Coronatest bei Klemens Muranka mussten Stoch und seine Kollegen in Quarantäne und wurden vom Auftaktspringen ausgeschlossen.

Das skisprungverrückte Land war empört, nach mehreren negativen Tests und Einwirken der Politik klappte es doch noch mit der Starterlaubnis. Das Corona-Chaos ließ Stoch kalt, beflügelte ihn gar. Mit seinem ersten Saisonsieg in Innsbruck übernahm er die Gesamtführung und ließ in Bischofshofen nichts mehr anbrennen.

Eine bittere Enttäuschung erlebte indes Markus Eisenbichler, der nach einem Sprung auf nur 120,5 m gar den zweiten Durchgang verpasste. "Es ist bitter. Ich habe sowas aber schon oft erlebt, da rege ich mich nicht mehr auf", sagte der Bayer nach einer verpatzten Tournee mit Gesamtrang 16.

Horngacher spendete direkt Trost, "mir ist es lieber, dass er Vollgas gibt und es in die Hose geht, als dass er lauwarm über die Schanze fährt", sagte er. Die DSV-Adler reisen nun ohne Pause direkt weiter zum Weltcup nach Titisee-Neustadt am Wochenende.

Für die deutschen Skispringer heißt es außerdem: Weiter warten auf den ersten Tourneesieg seit Sven Hannawald vor 19 Jahren. "Vielleicht nächstes Jahr - 20 Jahre nach Sven Hannawald lässt sich auch besser schreiben als 19 Jahre", sagte der ARD-Experte im SID-Gespräch.

Und Geiger versicherte: "Wir werden nächstes Jahr auf jeden Fall wieder alles geben."

(old/sid)
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